Sturm ueber den Highlands
Statue erstarrt, und sein glühender Blick war auf Seamus Munro gerichtet. Ein Dutzend gleichsam ergrimmter Sutherlands stand mit gezogenen Schwertern an seiner Seite. „Was willst du, Munro?“
„Ich habe einen Plan, bei dem ich deine Hilfe brauche.“
„Lass meine Leute frei.“
„Alles zu seiner Zeit.“ Seamus lächelte selbstgefällig. Deutlich fand er Gefallen an seinem Vorteil. „Zuerst wirst du mir das Gold von jenem Turm dort geben.“
Ein aufgeregtes Murmeln ging durch die Sutherlands, und sie rückten neugierig näher.
„Es gibt kein Gold in dem Turm“, sagte er zu Seamus.
„Das weiß ich indes anders.“ Seamus griff in den Beutel an seinem Gürtel und holte eine Handvoll Münzen heraus. Verlockend glänzten sie im Licht, und erstauntes Raunen ging gleichsam von den Munros wie den Sutherlands aus.
Lucais richtete sich auf, die Augen zu einem schmalen Spalt zusammengekniffen, bereit, den Feind anzuspringen, um ihm die gestohlenen Goldstücke aus der gierigen, habsüchtigen Klaue zu schlagen. Nur der Anblick der dünnen roten Linie an Cathals Hals und das Wissen, dass das Leben der Gefangenen an einem seidenen Faden hing, ließen ihn davor zurückschrecken. „Grabräuber“, sagte er und wehrte sich so mit der einzigen Waffe, die ihm zur Verfügung stand. „Die Geister unserer verstorbenen Ahnen werden nicht eher ruhen, als bis ihr alle tot seid.“ Ein plötzliches Donnergrollen begleitete seine Drohung, und der Wind umgab sie mit eisigem Hauch.
Die Munros bewegten sich unruhig in ihren Sätteln und blickten sich gegenseitig an, doch Seamus schnaufte bloß verächtlich. „Dieser Fluch ist nichts als eine Legende, um Kinder zu ängstigen. Ich habe dieses Gold genommen und bin unbehelligt geblieben.“ Er beugte sich vor. „Und nun wirst du mich zu dem Übrigen bringen.“
Und dann würde Seamus ihn töten. Lucais las sein eigenes Todesurteil in den gierig funkelnden Augen des gewissenlosen Feindes. Ob sie den Schatz fanden oder nicht, Seamus würde sich die Gelegenheit, ihn aus der Welt zu schaffen, nicht entgehen lassen. Und dann konnte nichts die Munros daran hindern, den Clan Sutherland auszurotten.
Elspeth. Mein Gott, was würde mit Elspeth geschehen? Sie hatte so viel unter Raebert gelitten; es durfte nicht geschehen, dass sie in Seamus’ Hände fiel. Die Angst um sie ließ Lucais’ Puls gleichmäßiger schlagen. Er war bereit, mit Seamus zu gehen ... es blieb ihm keine Wahl ... doch wäre er erst einmal im Turm, würde er einen Weg finden, den Geheimgang zu erreichen und zu entkommen.
Seamus will Lucais umbringen! Elspeth schwankte im Sattel, das Herz pochte ihr bis zum Hals. Warum schlug Lucais nicht zurück? Weil er seine Leute retten wollte. Doch sie sorgte sich und wollte ihn nicht kampflos aufgeben.
„Ich werde mit dir gehen“, sagte Lucais grimmig.
„Nein!“ schrie Elspeth. Die Köpfe fuhren herum, als sie ihr Pferd durch den Kreis der Sutherlands drängte und es vor Seamus zügelte.
„Sieh einer an. Wen haben wir denn hier?“ rief der alte Mann.
„Elspeth!“ Lucais wollte auf sie zu, doch die Munros errichteten eine Mauer aus Schwertern, um ihn davon abzuhalten. Er bebte so sehr vor Wut und Sorge, dass er selbst blanken Stahl nicht scheute, um zu ihr zu gelangen.
„Ich musste kommen, um sicher zu sein, dass du nicht in Gefahr bist“, sagte sie zu Lucais, damit er verstand und ihr vergab.
„Ich brauche deine Hilfe nicht.“ Lucais hob die Stimme, um gegen den Wind anzukämpfen.
Er hatte ihr vieles vergeben, doch sie zweifelte, dass seine Liebe stark genug war, um dem zu widerstehen, was er gewiss als endgültigen Verrat ansah. Und doch konnte sie nicht mehr zurück.
„Reite fort, Elspeth“, befahl Lucais ihr knapp.
„Ich kann nicht.“ Vertraue mir. Ich tue es für dich, und mir geschieht nichts. Alain würde sie beschützen. In der Menge hatte Elspeth den entsetzten Ausdruck auf dem Gesicht des Freundes erkannt, und das hatte ihr den Mut gegeben, so zu handeln. „Seamus hat es nur auf das Gold abgesehen. Er wird mir nichts tun.“
„Nein, ich bin sehr froh darüber, dich hier zu sehen“, sagte Seamus. Sein Lächeln offenbarte seine schiefen, spitzen Zähne.
„Lass sie gehen“, verlangte Lucais. „Oder ich werde dir nicht zeigen, wo das Gold liegt.“
„Du weißt nicht, wo es ist“, entgegnete sie. „Doch ich weiß es.“
Seamus’ Lächeln vertiefte sich. „Dann bin ich zweifellos ein glücklicher Mann. Du wirst mich dorthin
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