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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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hat.“
    Elspeth blickte hinüber und sah, wie einige Munros die Seile emporkletterten und in dem dunklen Schlund des Turms verschwanden. Ihr Mut und ihre Zuversicht waren gewichen, doch sie wagte es nicht, sich Seamus zu widersetzen, als er ihr befahl, ihnen nach oben zu folgen.
    Als sie sich schließlich über die Schwelle schwang, bemerkte sie, dass, obwohl es wärmer war als zwei Nächte zuvor, das Innere des Turmes kälter und feuchter wirkte. Es erinnerte Elspeth an die Gruft unter der Kapelle von Carmichael, wo ihre Ahnen begraben waren. Nein, da gab es einen bedeutenden Unterschied, denn die Seelen hier waren ... ruhelos.
    Auch Alain fühlte es. Er erbleichte, als er sich zu ihr gesellte und sie den Hauptraum betrachteten. Schwarze Schatten krochen aus den Ecken hervor, um sich in der Mitte des Steinbodens zu versammeln. Die festen grauen Mauern schienen sich über ihnen aufzutürmen, die Fensteröffnungen von der Empore funkelten auf sie herab wie feindselige Augen, unfreundlich und misstrauisch.
    Seamus war nicht im Geringsten dafür empfänglich. „Nun, wo ist es?“ Seine laute Stimme wurde von der enormen Höhe des Raumes verschluckt, und plötzlich wusste Elspeth, was anders war. Beim letzten Mal war sie im Turm willkommen gewesen, diesmal schien er sie zu verschlingen.
    „Hör auf, mich hinzuhalten“, sagte Seamus. „Selbst wenn Lucais und seine Männer sich befreien können, werden sie nicht zu deiner Rettung kommen.“
    Sie witterte Gefahr. „Was hast du getan?“
    Seamus’ wulstige Lippen verzogen sich zu einem grausamen Lächeln. „Ich habe ein paar von meinen Männern geschickt ... um nach ihnen zu sehen.“
    Um sie zu töten. „Verdammter Schurke. Du versprachst, sie zu schonen, wenn ich dir helfe.“ Zornig wie ein Racheengel stürzte sie auf ihn zu. Ihre Nägel bohrten sich in seine Wange und hinterließen blutige Spuren, ehe er sie mit dem Handrücken ins Gesicht schlug und sie in die Arme von Alain zurückwich.
    „Hure“, sagte Seamus. „Auch dafür wirst du bezahlen.“ Elspeth erzitterte in Alains Umarmung, Tränen der Angst und des Zorns in ihren Augen. Lucais! Oh, Lucais! Sie musste von hier weg, sie musste ihn retten. Doch als sie davonlaufen wollte, hielt Alain sie zurück.
    „Du kannst Lucais nicht helfen“, flüsterte er und schüttelte sie. „Sei vernünftig. Rette dich selbst.“
    Sich selbst retten? Sie musste Seamus’ Pläne durchkreuzen. „Seamus kann mich nicht töten, wenn er das Gold will.“ Sie schmeckte Blut in ihrem Mund und spuckte es ihm entgegen.
    Mit bösem Blick nickte Seamus. „Leider ist dies wahr. Doch Raebert hat von mir gelernt, wie man anderen Schmerz bereitet. Soll ich dir beweisen, dass ich deine Zunge lösen kann, ohne dir das Leben zu nehmen?“ Er beachtete nicht, wie sie und Alain erschrocken den Atem anhielten, und fuhr fort: „Nachdem du mir erzählt hast, wo das Gold ist, wirst du mir sagen, wie mein Sohn wirklich gestorben ist.“
    Er wusste es also. Er wusste, dass sie Raebert getötet hatte. Elspeth sank kraftlos gegen Alain. „Er ... er starb durch das Feuer.“
    „Er wurde zusammengeschlagen“, sagte Seamus. „Und die Diener haben euch beide streiten hören, bevor der Brand ausbrach.“
    Heilige Muttergottes! Elspeth konnte im verzerrten, von Hass erfüllten Gesicht des Feindes lesen, dass ihr ein langsamer, qualvoller Tod bevorstand.
    „Ein Balken stürzte auf Raebert nieder“, sagte Alain ruhig, doch sie konnte seine Anspannung fühlen, denn er hatte die Arme um sie gelegt. „Ich selbst habe ihn entfernt, als ich den brennenden Raum betrat, doch es war zu spät, um Raebert zu retten. Er war bereits tot.“
    Eine Lüge. Obwohl sie in jener Nacht wie betäubt gewesen war, wusste Elspeth, dass Alain nur zum Teil in den brennenden Saal getreten war, vielleicht gerade so weit, dass er Raeberts Körper sehen konnte, doch nicht weit genug, um ihn zu berühren.
    Grunzend fuhr Seamus fort: „Ich habe gehört, dass ein Kerzenleuchter neben ihm lag. Jemand sagte, es sah aus, als ob er damit erschlagen worden sei.“
    „Mag sein, dass da ein Kerzenleuchter gewesen ist, doch es war der Balken, der Raebert erschlug“, erwiderte Alain so überzeugend, dass Elspeth selbst fast daran glaubte.
    Seamus runzelte die Stirn. „Du solltest mich besser nicht belügen.“
    „Ich habe keinen Grund dafür. Jetzt zeig uns, wo das Gold ist, Elspeth. Ich möchte nicht länger als nötig hier bleiben.“
    „Nun gut“, sagte sie und ging auf die

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