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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands
Autoren: Suzanne Barclay
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mehr Temperament als alle anderen Frauen, die er kannte. Das war mit schuld, dass er sich trotz ihrer Launen und ihrer Wildheit zu ihr hingezogen fühlte.
    Er flüchtete sich in den Spott, hinter dem er sich schon in der Vergangenheit versteckt hatte. „Ich hörte schon, dass es bei Hofe schlimm zugeht, aber ich wusste nicht, dass es nun Brauch sein sollte, dass Frauen ... Männer in ihren Betten schänden.“
    „Denkst du ... ich wollte mit dir schlafen?“ Die Kraft ihrer Gefühle ließ Elspeth erzittern. Empörung und Angst, entstanden durch ihre schreckliche Vergangenheit, stiegen tief in ihrem Inneren auf. Als Raebert starb, hatte sie geschworen, sich nie wieder den Verletzungen durch einen Mann auszusetzen. Und nun lag sie hier, von dem Gewicht des Mannes niedergedrückt, der allen Grund hatte, sie zu verletzen. Doch seinen Körper zu spüren ließ das Blut durch ihre Adern strömen und ihr Herz rascher schlagen, erweckte in ihr das Verlangen, ihn an sich zu drücken ...
    Nein! Kämpfe! Zeige ihm nicht, wie sehr er dich beeindruckt. „Lass mich los, du abscheuliches Tier!“ schrie sie und versuchte, sich ihm zu entwinden.
    Verdammt. Für einen Augenblick dachte er, sie wollte ... Lucais seufzte. „Dein Zappeln kann mich nicht überzeugen, dass deine Worte ernst gemeint sind“, sagte er aufrichtig. Trotz seiner guten Absichten konnte er die Lust nicht unterdrücken, einen lang gehegten Wunsch in die Tat umzusetzen. Er schauerte, als glühend heiße Sehnsucht seinen Körper durchströmte und er Gefahr lief, seine Ehre, die er von Jugend an hochgehalten hatte, aufs Spiel zu setzen.
    Sie wurde ruhig, als ob sie seine erwachende Sehnsucht spürte. Der Blick ihrer violetten Augen war auf ihn geheftet. Die Abneigung, die sich in ihnen zeigte, bevor die Angst sie überkam, brachte ihn schneller zur Besinnung als ein Sprung in den eiskalten See. Sie war nicht für ihn bestimmt. Sie war es niemals gewesen und sollte es niemals sein. Er brauchte seine ganze Selbstbeherrschung, um sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, als er sie freigab. Und er wagte nicht, ihr zu zeigen, wie verletzlich er in Wirklichkeit war.
    Lucais setzte sich in die Kissen zurück, froh darüber, dass er seine Beinkleider in der Nacht anbehalten hatte für den Fall, dass sie etwas gebraucht hätte, und sah zu, wie sie versuchte, die Decke um sich zu schlingen.
    „Unmensch“, höhnte sie, hob das Kinn und setzte sich, so weit sie konnte, ohne aus dem Bett zu fallen, von ihm entfernt auf die Kante. Es schmerzte ihn, obgleich er wusste, dass es so besser für sie beide war.
    „Du warst diejenige, die zu mir kam.“
    „Doch du hast mich ausgezogen und ...“
    „Ich habe schon früher nackte Frauen gesehen“, reizte er sie, denn ihr Zorn half ihm, den Abstand zwischen ihnen zu wahren. Half ihm, zu vergessen.
    „Mich wirst du nie wieder nackt sehen.“
    Sie wirkte wie ein gereiztes Kätzchen mit gesträubtem Fell und funkelnden Augen. Lucais konnte sich ein anerkennendes Lächeln nicht verkneifen. Kein Wunder, dass ihm alle anderen Frauen ohne Temperament erschienen ... selbst Jean. Arme Jean! Eine traurige Erinnerung, dass er kein Glück mit Frauen hatte. „Eine Dienerin hat dich entkleidet.“
    „Hol sie her, damit ich sie fragen kann ...“
    „Zweifelst du an meinen Worten?“ Lucais kniff die Augen zusammen. Seine Stimme klang leise und scharf. „Was immer ich auch sein mag, ein Lügner bin ich nicht.“
    „Oh, du bist also nur ein Entführer von unschuldigen Reisenden?“
    Schach. Er hatte vergessen, dass sie ein tödliches, wenn auch zuweilen unberechenbares Spiel spielten. Ein Spiel, das Lucais lieber gewinnen wollte. Und die Einsätze in diesem Spiel waren in der Tat hoch. „Ich glaube nicht, dass du so unschuldig oder so ehrenhaft bist, wie du mich glauben lassen willst.“
    Zarte Röte überzog ihr Gesicht. Selbst in dem schwachen Licht, das durch den Spalt im Vorhang fiel, konnte er das erkennen. Doch sie gab nicht nach. „Meine Anwesenheit hier hat nichts mit dir zu tun. Und nun verlange ich, dass du meine Männer freilässt, damit wir nach Curthill zurückkehren können. Du willst gewiss nicht, dass sich Lady Mary und Laird Eammon Sorgen machen.“
    Richtig. Doch seine erste Pflicht gehörte seinen Leuten. „Du kannst gehen, wenn du mir erzählst, was du hier wolltest“, sagte
    Lucais ruhig, aber bestimmt. Scharf beobachtete er ihr Gesicht, doch seine Gedanken waren bei der Zeichnung, die sie in ihrem Gürtel
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