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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands
Autoren: Suzanne Barclay
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versteckt hatte. Ena hatte sie gefunden, als sie Elspeth entkleidet hatte, und sie ihm sogleich gezeigt.
    Ein Plan, auf dem Loch Shin, das Dorf Kinduin und der Weg eingezeichnet waren, der zu dem alten Turm führte. Doch auf Elspeths Karte war das Land rundherum mit einem dicken Munro bezeichnet, nicht mit Sutherland. Offensichtlich war der Zeichner ein Munro gewesen. Was Lucais jedoch mehr verwirrte, war das Siegel des Königs auf diesem Dokument. Es verlieh der Lüge Glaubwürdigkeit ... ließ glauben, das Land gehörte wahrhaftig den Munros. Wie war das geschehen?
    Der Schmerz in seinem Inneren verstärkte sich. Es war eine Sache, einen plündernden Feind zu überzeugen, seine Informationen preiszugeben, doch eine andere, ein Haar auf Elspeths stolzem Kopf zu krümmen. Seamus und Raebert wussten, was sie wollten, als sie Elspeth als Spionin hierher schickten, dachte er bitter. Doch seine eigene Entschlossenheit war ihnen ebenbürtig. Und Gewalt war nicht die Waffe seiner Wahl, zu keiner Zeit.
    „Genug nun mit dem faulen Herumliegen“, verkündete Lucais.
    Elspeth stöhnte auf, als er sich vom Bett erhob und die Vorhänge zurückschob. Der Anblick seiner nackten, sonnengebräunten Haut ließ ihr Herz stocken.
    Ihr Puls raste verräterisch schnell, als ihre Augen von seinem kastanienbraunen Haar, das in wilden Locken auf seine breiten Schultern hing, über die Brust zu den wollenen Beinlingen hinabglitt, die seine schmalen Hüften umschlossen. Heilige Jungfrau, er sah aus wie eine der Statuen in den Palastgärten. Nein, er war ein gefährliches, wildes Tier. Erschrocken zwang sich Elspeth, ihm ins Gesicht zu blicken, und bemerkte, dass er sie mit einer Leidenschaft ansah, die ihr den letzten Atem raubte. Ein kluges, wildes Tier. Das hatte sich nicht geändert. Um mit ihren Absichten Erfolg zu haben, musste sie in seiner Gegenwart Acht geben.
    Lucais stützte eine Hand auf die Hüfte und warf den Kopf in den Nacken. Seine haselnussbraunen Augen, die nun in tiefem Grün schimmerten, blickten wachsam. „Möchtest du dich anziehen und das Morgenmahl unten einnehmen? Oder soll ich ein Tablett..."
    „Nein“, rief Elspeth aus. Mit ihren durcheinander gewirbelten Gedanken konnte sie es nicht einen Augenblick länger ertragen, mit ihm in diesem Raum zu sein. Und er wusste nur zu gut, dass sie ihm nicht so gleichgültig gegenüberstand, wie sie gerne wollte. Dieser Schuft. Sie verschanzte sich hinter dem hochmütigen Zorn, der schon immer gegen ihn gewirkt hatte. „Wenn auch die Halle gewiss finster, schmutzig und für vornehme Leute völlig unpassend ist, ich komme.“ So sprach die reiche Erbin zu einem niedrigen Pagen.
    Sein spöttisches Lächeln verschwand, er kniff die Augen zusammen. „Der Pöbel dort unten trägt wenigstens Kleidung und keine Decken.“
    Elspeth schluckte. „Du willst mir meine Kleider vorenthalten?“
    „Sie sind voll mit Schlamm, Mylady ... nicht mehr gut genug, um Eure zarte, verwöhnte Haut zu berühren.“
    „Wo ist meine Habe?“
    „Kriegsbeute.“
    „Dieb!“
    „Wie sonst soll ein Tölpel wie ich sein Brot verdienen?“
    Dass er sich über sie lustig machte, war so offensichtlich wie der breite Akzent, mit dem er plötzlich sprach. „Gewiss gibt es ein Kleidungsstück, das mir passt.“
    „Nichts, was gut genug für dich wäre.“ Er wies mit der Hand in ihre Richtung, und sie erkannte die Narben an den langen, schmalen Fingern, die einst so zart die Laute schlugen. Konnte er noch immer spielen? Oder hatte er sich so sehr in den wilden Krieger verwandelt, dass in seiner Seele kein Raum mehr für Musik geblieben war?
    Bah! Jetzt war nicht die Zeit für Hirngespinste. „Ich trage, was immer du hast.“ Elspeth meinte es aufrichtig. Sie musste fort von ihm.
    Er lächelte und verbeugte sich tief. „Wie Lady Elspeth befiehlt. Ich schicke dir Ena mit den Kleidern und komme dann, um dich hinunterzugeleiten.“ Er schritt aus dem Raum und nahm sich nur die Zeit, sein Schwert und seinen Dolch vom Boden unter dem Bett aufzuheben. Und wenn nun die Kammer dunkler erschien, so versuchte sie es nicht zu bemerken. Indessen richtete sie ihre Gedanken auf ihre Flucht aus Kinduin.
    „Das passt wie für Euch gemacht, Mylady“, sagte Ena und richtete die Röcke des blauen Gewandes, eines von vielen, die sie zusammen mit einem Waschbottich und einem Kamm gebracht hatte.
    Elspeth strich sich mit der Hand über die Hüfte. Die Weichheit der Wolle überraschte sie, sie war ebenso fein wie alles, was
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