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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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„Gut“, sagte er kurz, doch sie wusste, dass er es nicht so meinte. „Deine Leute kommen in einer halben Stunde. Sieh zu, dass du bis dahin angezogen bist und unten wartest.“
    Was ist denn nun? fragte sich Elspeth, als Lucais aus dem Gemach stürmte. Er hatte doch, was er wollte ... sie verließ ihn und seine Burg ... und doch sah er aus, als hätte er Messer verschluckt. Auch sie fühlte keine Zufriedenheit. Und auch sie hatte erreicht, was sie wollte. Lucais ließ sie gehen, und einmal in Freiheit, könnte sie auch einen Weg finden, an seinen Wachen vorbeizuschlüpfen und zu ihrem Turm zu gelangen. Warum also war sie unzufrieden und enttäuscht?
    Lucais hatte es in seinem Gemach nicht gehalten, und er war hinunter in die Halle gegangen. Zu dieser Stunde war der zweigeschossige Saal mit seiner hohen Decke fast menschenleer, seine Clansleute hatten schon vor Stunden ihr morgendliches Mahl mit Brot und Ale eingenommen und gingen nun ihren Arbeiten nach.
    Dankbar für diese Einsamkeit, warf sich Lucais in den Stuhl, den schon sein Großvater benutzt hatte, und starrte in das Feuer, das im Kamin brannte.
    „Lucais!“ Cathal eilte an seine Seite. „Ein Späher kam gerade mit Neuigkeiten von den Munros. Sie wurden in der Nähe des alten Turmes gesehen.“
    Als Lucais aufsprang, trat auch schon der Späher zu ihnen und fügte hinzu: „Eine kleine Gruppe ... nicht mehr als zwanzig.“
    „Und was tun sie?“
    „Sitzen in den Wäldern. Beobachten den Turm.“
    „Haben sie versucht, in den Broch einzudringen?“
    „Nein“, sagte der Fährtenleser. „Sie scheinen auf jemand zu warten.“
    Elspeth. Eine düstere Vorahnung stieg in Lucais auf, und sein Magen verkrampfte sich. Sie warteten auf Elspeth.
    „Wahrscheinlich auf Verstärkung“, warf Cathal ein. „Es wäre ein Trick des Teufels, wollte man auf sich selbst aufpassen, während man auf einer Leiter hinauf in den Turm klettert. Und ich möchte nicht in dem Turm gefangen sein.“
    Lucais nickte. Den alten Geschichten zufolge, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, war der Turm niemals als Wohnraum gedacht gewesen. Er diente der Verteidigung, war errichtet, den Menschen, die in der Vorzeit in den Hügeln hausten, Schutz vor den marodierenden Wikingern zu gewähren.
    „Ich habe die Männer schon verständigt“, sagte Cathal und trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. „Sie sind bereit zum Ausritt.“
    Lucais nickte abwesend, die Gedanken kreisten in seinem Kopf. Sollte Elspeth ihn allein dorthin locken unter dem Vorwand, den Turm sehen zu wollen? Wenn er nun seine Clansleute mitnahm, die zur Zeit in Kinduin waren, könnten sie Seamus’ Pläne zunichte machen? Wollte er die Sutherlands diesem vernichtenden Kampf aussetzen?
    Nicht, wenn es noch einen anderen Ausweg aus dieser Lage gab.
    Und er dachte, dass es eine Möglichkeit gäbe. Es war gefährlich, kostete jedoch weniger Menschenleben. Cathal und die anderen könnten seine Handlungsweise vielleicht nicht verstehen, aber sie würden ihm folgen.
    Von der dunklen Treppe aus beobachtete Elspeth Lucais, der mit zweien seiner Gefolgsleute sprach. Sie erkannte in dem kräftigen grauhaarigen Mann mit der lauten Stimme und der mürrischen Miene Cathal Sutherland wieder. Der jüngere Mann hatte rotes Haar und den schlanken, muskulösen Körper, den sie bei vielen Männern der Sutherlands gesehen hatte.
    Lucais stand vor dem Kamin, von ihr abgewandt, und sprach zu den beiden Männern. Seine Worte schienen Cathal zu verstimmen.
    „Zurückbleiben! Warum? Wir haben sie genau dort, wo wir sie haben wollten“, rief der ältere Mann erzürnt.
    „Schweig! “ wies Lucais ihn zurecht und warf einen Blick über
    seine Schulter, so dass Elspeth einige Schritte zurücktreten musste. Als sie sich wieder vorwagte, sah sie die drei vom Feuer Weggehen, die Köpfe zusammengesteckt und in ein Gespräch vertieft. Verschwörung.
    Das Wort verursachte Elspeth eine Gänsehaut. Sie rieb sich die Arme und schlich eine Stufe weiter. Vorsichtig reckte sie den Kopf, um zu sehen, wo die Männer in der einsamen Halle gingen. Warum musste sich Lucais in seiner eigenen Burg verschwören? Doch da war etwas Heimliches in seinem Blick gewesen, bevor er hinter dem holzgeschnitzten Wandschirm verschwand, der die Halle vor dem zugigen Eingang schützte.
    Elspeth stieß den Atem aus, den sie angehalten hatte, und trat in die Halle, die nun völlig menschenleer war. Wie sonderbar. Sie hatte erwartet, wenigstens Ena

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