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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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Zusammentreffen, im Schatten des Turms?
    Von einem nahe gelegenen Hügel aus beobachtete Lucais das Treffen durch einen dichten Baldachin aus Blättern. Er war froh, dass Elspeth ihm den Rücken zuwandte und er daher nicht ihr Gesicht sehen musste, wenn sie ihn verriet. Schlimm genug, dass er die Überheblichkeit in Seamus’ hässlichem Gesicht wahrnahm, als er sich Elspeth näherte.
    „Worauf warten wir noch?“ wollte Cathal wissen.
    Ein Wunder. Irgendeinen Beweis, dass Elspeth nicht hierher gekommen war, um sich mit seinen Feinden zu verschwören. „Ich möchte sehen, was sie Vorhaben“, sagte Lucais kurz und grimmig.
    „Sie sind hinter dem Turm her“, schrie Cathal ihn an. Wieder ging ein Raunen der Missbilligung durch die versammelten Männer. Sie sahen alle mit düsteren Blicken und Zweifel in den Gesichtem zu Lucais.
    Verdammte Hölle. Man hatte ihn nicht mehr so misstrauisch angesehen, seit dem ersten Tag, als er angekommen war, ein unerfahrener Unbekannter, ein Außenseiter. Zählte die harte Arbeit der vergangenen vier Jahre nichts mehr? Wut und Enttäuschung schnürten ihm die Kehle zu. „Warum wollen sie ihn haben?“ fragte er Cathal.
    Sein Blick richtete sich durch die Bäume auf den schlanken Rücken, aufrecht und stolz unter einer Chamarre, schwarz wie ihr glänzendes Haar. Und ihr Herz? War es ebenso schwarz? Oder war Elspeth ein Faustpfand, gleichfalls ein Opfer, wie es auch die Sutherlands waren? Bei Gott, wie sehr wollte er dies glauben. Es war für ihn die Hölle, dazusitzen, ohne zu wissen, ob sie in Gefahr war oder ob sie eine Gefahr bedeutete für alles, was er in der Welt liebte.
    „Wer weiß, warum sie ihn wollen?“ sagte Cathal und riss Lu-cais damit aus seinen quälenden Gedanken und verrückten Träumen. „Ein Munro braucht keinen Grund, um nach etwas zu trachten, was den Sutherlands gehört.“
    Wie wahr! Wütend holte Lucais Luft und atmete langsam wieder aus. Der Atem bildete eine feine Nebelwolke in der kalten Luft. Seine Gedanken schienen ebenso um wölkt.
    „Wir sind ihnen in der Stärke überlegen. Wenn die Carmichaels sich mit uns verbünden
    „Die brauchen wir nicht. Ein Sutherland ist jederzeit zweimal so viel wert wie ein Munro“, sagte Cathal und zog das Schwert aus der Scheide.
    „Das mag sein“, stimmte Lucais zu. „Doch eine Fehde dient keinem Clan. Wir warten noch etwas, vielleicht entdecken wir, was sie im Schilde führen ...“
    „Nein!“ erscholl Elspeths Schrei den Hügel hinauf. Trotz der Entfernung, die zwischen den beiden Gruppen lag, war die Angst in ihrer Stimme zu hören und deutlich genug, um Lucais das Schwert ziehen zu lassen.
    „Ergreift sie!“ rief Seamus, als Elspeth versuchte, ihr Pferd herumzuwerfen, um ihm zu entkommen.
    Lucais zögerte nicht. Er gab Jock die Sporen und sprengte hinab in die Schlucht.
    „Reite los, Mädchen!“ schrie Wee Wat.
    Elspeth schrak zurück, als der kleine Mann sein Pferd zwischen sie und Seamus trieb. Angst lähmte sie, die Hände wurden weiß, als sie die Zügel krampfhaft umfasste. In ihren Ohren klangen die Schreie der Männer rund um sie.
    Seit sie ein kleines Mädchen war, hatte Elspeth sich danach gesehnt, ein Mann ... ein Ritter zu werden. Häusliche Angelegenheiten zu erlernen schien ihr langweiliges Zeug, gemessen an den packenden und aufregenden ritterlichen Übungen. Nun, mit dem Stöhnen kämpfender Recken, den Schreien verletzter Pferde und dem Gestank von Blut um sie herum, wünschte sie sich aufrichtig zurück nach Carmichael Castle, um lieber ungeschickt mit der Nadel umzugehen, während die Mutter die Laute spielte.
    „Packt das Mädchen“, brüllte Seamus über den Lärm hinweg.
    „Reitet! Seht zu, dass Ihr von hier fortkommt.“ Sir Giles’ Stimme war ungestüm wie seine Bemühungen, die Munros davon abzuhalten, sie zu erreichen. Zu ihrer anderen Seite hatte sich Wee Wat in einen verzweifelten Kampf mit Seamus gestürzt.
    „Haltet ein! Ich habe die Dame“, schrie Seamus.
    „Lass mich los! “ schrie Elspeth mit Verachtung Seamus entgegen, doch es war eine zwecklose Geste. Selbst wenn es ihr gelungen wäre, vom Pferd zu springen, ohne sich etwas zu brechen, hätte sie niemals seinen Männern entkommen können. Das Schlachtgetümmel verstummte und ließ eine Stille eintreten, die nur von angestrengtem Atmen und dem Stöhnen der Verwundeten durchbrochen wurde.
    „Laird Lionel wird Euch für diese Infamie töten“, sagte Sir Giles. Blut tropfte aus seiner linken Schulter.
    Seamus

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