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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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Aufgaben, als uns zu begleiten. Ich hoffe nur, wir werden nicht in die Kämpfe verwickelt.“
    Ärger in den Hügeln. Ein Kampf? Lucais wäre sicher mittendrin im Kampfe. Ein Schauer erfasste Elspeth, sie erinnerte sich an den gestrigen Morgen, als sie seine nackte Brust gesehen hatte. Unter dem rötlichen Haar waren deutlich sichtbar tiefe Narben. Ich habe mich nicht von ihm verabschiedet, war ihr nächster Gedanke. Wenn ihm nun etwas zustieß ...?
    „Mylady! Habt Ihr Eure Meinung geändert?“ fragte Sir Giles und zwirbelte seinen dicken Schnurrbart.
    „Nein.“ Es war zu spät, um umzukehren. Doch ihr Herz war schwer, als sie über die Zugbrücke ritten. Sie fühlte sich so verletzlich, selbst jetzt, umgeben von Wee Wat und den Carmichaels. Wenn Lucais an ihrer Seite wäre, könnte sie sich sicher fühlen ...
    Elspeth wies diesen Gedanken von sich. Heilige Jungfrau, was war mit ihr geschehen? Sie brauchte keinen Mann mehr in ihrem Leben. Etwas in der kalten Luft des Hochlands hatte ihr wohl den Verstand genommen. Sie schwang den in Eile geflochtenen Zopf über die Schulter und richtete die Gedanken auf den Weg, der vor ihr lag. Sir Giles führte die Gruppe an, die ihm durch die Hügel zu den Ufern von Loch Shin folgte.
    Selbst im Tageslicht schien das Wasser schwarz und grundlos, und der dunkle Himmel mit den verstreuten Wolken spiegelte sich darin. Das Ufer war mit dichtem Farn bewachsen, das Torfmoor dämpfte den Klang der Hufe und verwischte ihre Spuren. Als sie den Loch hinter sich ließen, wurde der Pfad steiler, die Bäume wurden spärlicher, und sie gewahrten eine braune Hügelkette, hinter der sich kahle Berge erhoben, deren Gipfel im Nebel verschwanden.
    Schweigen umgab sie, nur durchbrochen von den schrillen Schreien eines Adlers. Als ob wir die einzigen Menschen auf Erden wären, dachte Elspeth, beeindruckt von der rauen Schönheit der Landschaft. Der dumpfe Geruch von Torf erfüllte die Luft, doch für sie war es der Duft von Freiheit. Gleich, welche Herausforderungen sie im Broch erwarteten, sie wusste, dort konnte sie glücklich sein.
    Sie waren etwa eine Stunde geritten, als der Pfad plötzlich wieder abwärts ging und die Felsen einem dicht bewaldeten Tal wichen. Es war ein dunkler, geheimnisvoller Ort, schwarze Baumstämme mächtiger Eichen hoben sich gegen die grünen Nadeln schottischer Kiefern ab. „Glaubst du, wir haben uns verirrt?“ fragte sie flüsternd Wee Wat.
    „Ich hoffe es. Mir gefällt es hier ganz und gar nicht.“
    Einen Augenblick später kamen sie aus dem Wald heraus und erreichten eine Lichtung. In ihrer Mitte stand ein Gebäude, wie es Elspeth noch niemals zuvor gesehen hatte. Sie hob den Kopf, und ihr Blick folgte den Mauersteinen, die sich spiralförmig bis zu den Gipfeln der Bäume auftürmten.
    Uralt.
    Die Bäume schienen dieses Wort zu wispern, und eine eiskalte Brise ließ Elspeth bis ins Mark erzittern. Sie war sich kaum der Carmichaels bewusst, die sich um sie herum in den Sätteln erhoben hatten.
    „Verhext“, sagte einer, und sie verstand, warum.
    Broch Tower erhob sich wie eine Festung aus uralten mythischen Geschichten. Bedrohlich und düster wie ein heidnischer Gott, schien er sie mit seinem einzigen Auge, einer türgroßen Öffnung zwei Stockwerke über dem Erdboden, anzustarren.
    „Lucais hatte Recht. Das ist kein Ort zum Wohnen. Wir sollten nach Kinduin zurückkehren.“ Wee Wat spuckte auf den Boden, um seinen Entschluss zu untermauern.
    „Wartet“, rief Elspeth, in Angst, sie könnten sie mit sich nehmen, bevor sie das Innere gesehen hatte.
    „Eine gute Idee“, erhob sich eine tiefe Männerstimme, und plötzlich schien der Wald um sie herum von Männern und Pferden zu wimmeln. Schwerter blitzten im fahlen Licht, als ihre Eskorte zusammengedrängt und die Hoffnung auf Rückzug abgeschnitten wurde. Es war, als ob sie ihre Gefangennahme vor zwei Tagen noch einmal erlebten, doch der Mann, der sich ihnen nun näherte, war zu klein und gedrungen, um Lucais zu sein. Als er das Visier seines Helmes zurückschlug, blickte Elspeth in das Gesicht, das sie niemals wieder zu sehen hoffte.
    „Seamus Munro“, stieß sie atemlos hervor.

7. KAPITEL
    „Munros!“ stieß Cathal zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und leise ertönte ein dreißigstimmiger Widerhall von den im Wald verborgenen Sutherlands.
    Munros. Die Wirklichkeit traf Lucais gnadenlos wie der Stoß eines Schwertes. Elspeth hatte ihn belogen. Warum sonst sollte sie mit ihnen hier

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