Sturm ueber den Highlands
sie ebenso wenig wie er geschlafen hatte, nachdem er sie verlassen hatte. Doch noch immer berührte ihn ihre Schönheit, als sein Blick von der dunklen Fülle ihres Haares zu ihren Brüsten wanderte, die sich unter der Decke abzeichneten. Ihre Zerbrechlichkeit rief den Beschützer in ihm wach, ließ ihn wünschen, sich neben sie zu legen und sie zu halten ... nur in den Armen zu halten ... während sie schlief. Sie war eine Gefahr. „Du bist meine Gefangene“, wiederholte er, wie um sich selbst zu erinnern.
„Ich habe nichts getan.“ Zornig und entschlossen hob Elspeth das Kinn und erwiderte seinen herausfordernden Blick. „Du hast kein Recht zu ..."
„Ich muss meinen Clan und seinen Besitz vor den Munros schützen.“
„Ich versichere dir, dass ich nicht mit den Munros im Bunde bin, um irgendetwas von dir zu stehlen.“ Sie wollte nur für sich, was ihr gehörte. „Sie wären die Letzten, mit denen ich mich verbündete.“
„Du bist mit einem von ihnen verheiratet“, sagte Lucais, dann kam ihm die Erinnerung an ihren Albtraum. „Oder bedauerst du
das etwa?“
Elspeth hielt den Atem an. „Warum sollte ich?“
„Letzte Nacht, als der Albtraum dich in seinen Klauen hatte, hörte ich dich schreien. Du batest Raebert, dir nicht wehzutun.“
„Lächerlich“, entgegnete Elspeth, doch eine andere Angst schnürte ihr nun die Kehle zu. Allein die Tatsache, dass sie eine verheiratete Frau war, hatte Lucais letzte Nacht abgehalten. Wenn er wüsste, dass sie Witwe war, würde er sie von neuem küssen. Und dieses Mal würde er nicht aufhören, bis er sie so sehr verletzt hätte, wie Raebert es getan hatte. Ekel stieg in ihr hoch. Küsse waren eine Sache; sich dem anderen hinzugeben, war ... undenkbar. Sie musste Lucais in dem Glauben lassen, dass sie verheiratet wäre.
„Das hast du falsch verstanden. Ich bin glücklich mit Raebert.“ Die Galle kam ihr hoch, oder war es die Lüge Lucais gegenüber, die ihr in der Kehle brannte?
Lucais suchte in den Tiefen ihrer veilchenblauen Augen, die so trotzig seinem Blick standhielten, nach der Wahrheit. War es nur ein Wunsch, der ihn fühlen ließ, sie empfände Angst vor ihrem Ehemann? Die undeutlichen Worte, die er letzte Nacht vernommen hatte, kamen ihm in den Sinn, die Schreckensrufe, die ihn ohne Zögern aus seinem Bett geholt hatten und zu ihr eilen ließen.
Wohl kaum der Beweis für eine glückliche Ehe. Das Bild einer anderen schwarzhaarigen Frau tauchte in seinen Gedanken auf. Jeans Gesicht, gerötet und geschwollen von Raeberts Schlägen. Lucais hätte Raebert töten können, wenn er ihn damals erwischt hätte. Doch das war jetzt fast vier Jahre her, Jean war tot, und dies ging ihn nichts an. Doch tief in seinem Herzen wusste Lucais, dass ihn nicht ein ganzes Heer der Munros daran hindern könnte, Raebert teuer bezahlen zu lassen, wenn er Elspeth misshandelt hätte. Und darin sah er eine große Gefahr. Nein, er konnte seinen Clan nicht eines eigensinnigen Weibes wegen in Gefahr bringen, das sich schließlich selbst für dieses Schicksal entschieden hatte.
Lucais schluckte hart und nahm all seine Kraft zusammen, um von ihr Abschied zu nehmen ... dieses Mal für immer. „Es ist gut, wenn du zufrieden bist“, sagte er grimmig. „Komm, ich bringe dich auf den Weg.“
„Du willst eine kranke Frau hinaus in das raue Wetter des Hochlands schicken?“
Er blickte in ihr bleiches Gesicht, das so sehr im Gegensatz zu ihrer sonstigen Lebhaftigkeit stand, und fragte sich, was er nun glauben sollte. Gab es auf der Welt eine Frau, die noch verwirrender und widersprüchlicher war? „Ein Tag mehr ist ohne Bedeutung“, sagte er, auch wenn er ihr nicht vertraute. „Ich bleibe in der Nähe und arbeite an meinen Büchern.“
„Danke, ich ...“ Heilige Jungfrau! Die zerbrochenen Kerbhölzer und die zerrissenen Hauptbücher. Elspeth wurde heiß, dann kalt. Sie hatte sie zurück in die Truhe geworfen, aber wenn er sie entdeckte, bevor sie fortging ... Ohne Zweifel würde er es als einen weiteren Beweis für eine Verschwörung der Munros ansehen und seinen Zorn an ihr auslassen. Sie musste von hier fort, bevor er den Schaden entdeckte, den sie in seinem Kontor angerichtet hatte. Sie vergaß ihre vorgetäuschte Krankheit, warf die Decken zurück und sprang aus dem Bett.
„Ah, ich sehe, es geht dir besser“, sagte Lucais spöttisch.
„Ich ... du willst, dass ich gehe, und ich möchte deine Gastfreundschaft nicht über die Maßen hinaus in Anspruch nehmen. “
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