Sturm ueber den Highlands
und einen brennenden Schmerz hinterließ. „Verdammt.“ Er griff nach dem Arm, der den Dolch schwang, und drehte sich mit ihr herum, so dass nun er auf ihr lag. Für den Augenblick eines Herzschlages lag sie ruhig, dann versuchte sie, ihn von sich abzuschütteln. „Höllenkatze“, stieß er wütend hervor. '
„Lucais?“ Elspeth öffnete die Augen. „Was ... ?“ Erst jetzt wurde sie sich bewusst, dass sie unter ihm lag, die Arme ausgestreckt über ihrem Kopf, die Beine gespreizt, festgehalten von ihrem starken, kampferprobten Mann. Heilige Maria, ihre schlimmste Befürchtung war wahr geworden. „Nein. Tu mir nicht weh“, flüsterte sie. Sie hasste den unterwürfigen Ton, doch sie hatte Angst, solche Angst vor den Schmerzen und der Erniedrigung, die kommen würden.
„Du bist diejenige mit dem Dolch, Frau.“
„Dolch?“
„Ja.“ Er lächelte, doch seine Augen bargen Traurigkeit. „Wenn du gelobst, dass du nicht nochmals versuchst, mich zu erstechen, gebe ich dich frei.“
„Ja. Alles, wenn du mich nur loslässt.“ Als er sich von ihr wegrollte, holte sie langsam Luft, immer auf der Hut, ob dies nicht eine List war. Doch er machte keine Anstalten, sich ihr zu nähern, er lag auf der rechten Seite, den Kopf in die Hand gestützt, und sah ihr mit seinen unergründlichen Augen ins Gesicht. „Du ... du hast versucht, mir Gewalt anzutun.“
Lucais zuckte zusammen, die Pein, die ihm ihre Worte bereiteten, war schlimmer als der Schmerz in seiner Schulter. „Nein, ich habe gesagt, dass ich nicht mit dir schlafen werde, und ich halte mein Versprechen. Ich habe nur versucht, mich zu schützen. Ross hat immer schon behauptet, dass du sehr geschickt mit dem Dolch umgehst.“
Dolch? Elspeth senkte die Arme und war wie betäubt, als sie das Messer, das sie unter ihr Kissen getan hatte, nun in ihrer rechten Hand sah. Die Klinge war voll Blut. „O mein Gott.“ Ihr Entsetzen wuchs, als sie die Blutspur an seinem Schlüsselbein sah. „Was ... was ist geschehen?“
„Du hast aufgeschrien. Ich habe deinen Arm berührt, um dich zu wecken ... “ Er zuckte die Schultern, ohne sich um das Blut zu kümmern, das über seine Brust lief.
Dieses Bewusstsein bedrückte Elspeth. In dem Versuch, sich gegen Raeberts Erinnerung zu wehren, hatte sie den Mann verletzt, der ihr zweimal das Leben gerettet hatte. „Es tut mir Leid. Ich werde dich verbinden.“
„Das brauchst du nicht.“ Der raue Unterton in seiner Stimme war wie eine Liebkosung. Hatte er immer so geklungen? Oder war es die späte Stunde, das golden gleißende Kerzenlicht, das ihn und seine Gesichtszüge ... sanft erscheinen ließ.
„Doch, das muss ich tun.“ Elspeth sprang aus dem Bett, um die plötzlich aufgetretene Unruhe, die sie befallen hatte, loszuwerden. „Du hast mein Leben heute zweimal gerettet“, fügte sie hinzu, als sie Wasser von einem Eimer in die Waschschüssel goss. „Und wie habe ich es dir vergolten?“ Sie griff nach einem Stück Seife und zwei leinenen Tüchern, die Ena beim Kamin bereitgelegt hatte.
„Es war ein Unfall“, sagte er dicht hinter ihr.
Elspeth erschrak und fuhr herum. „Heilige Maria, du bewegst dich lautlos für solch einen großen Ma...“ Ihre Stimme versagte, als sie die Breite seiner Schultern sah und die kräftigen, wohlge-formten Muskeln, die sich unter dem rotgoldenen Haar auf seiner Brust abzeichneten. „Du bist nackt!“
„Ich ließ meine Beinlinge an.“
Ihr Blick glitt über die kurze Hose aus Leinen, die er unterhalb der Hüften trug. So weit unterhalb, dass ihr Herz beinahe stehen blieb. Elspeth wandte sich wieder zum Kamin. Ihre Wangen brannten, als hätte sie ihr Gesicht ins Feuer gesteckt. Sie hätte Abscheu empfinden sollen bei dem Anblick von so viel nackter, bronzefarbener Haut. Dass sie mehr beeindruckt als angewidert war, erschreckte sie. Sie verbarg ihr Empfinden hinter einem überheblichen Zorn, was ihr in der Vergangenheit stets gut gelungen war. Sie musste sich wehren, und die nachfolgende Auseinandersetzung würde ihre unsicheren Gefühle verdrängen. Sie wirbelte zu ihm herum. „Ich möchte nicht, dass du dich über mich lustig machst.“
„Lachen ist das Letzte, was ich jetzt im Sinne habe.“
Schlag zurück. „Du treibst Spott mit mir.“
„Niemals.“ Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, so dass sich Grübchen in seinen Wangen bildeten.
Ein Krieger mit Grübchen? Unmöglich. Anziehend. Elspeth stampfte mit dem Fuß auf, um den Bann zu brechen.
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