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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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Sutherlands, die sich zum morgendlichen Mahl versammelt hatten, in Bann. Das Mädchen hatte sich unter der Hohen Tafel zusammengekauert, ein zerbrochenes Kerbholz und zerfetzte Pergamentseiten an seine Brust gedrückt.
    Die schrecklichen Zeugnisse ihres eigenen Anteils an dem Vergehen, gepaart mit den Tränen, die über Gillies Wangen hinunterliefen, ließen Elspeth vortreten. „Halt“, schrie sie, als sie das Schlachtfeld betrat. Die erstarrte Menschenmenge machte ihr Platz, und viel zu schnell stand sie vor Lucais. Einem Lucais, der keine Ähnlichkeit mehr mit dem Mann in sich barg, der letzte Nacht so sanftmütig mit ihr gewesen war.
    Elspeth hatte Lucais nicht verstanden, doch sie besaß ausreichende Erfahrung, mit starken, wütenden Männern umzugehen. Ihr erstes Ziel war es, ihn zu beruhigen und seinen Ärger zu besänftigen. „Mylord. Wenn Ihr mit mir kommen wollt, werde ich das in Ordnung bringen ... “
    „In Ordnung! In Ordnung?“ Lucais’ Stimme erhob sich. „Meine jahrelangen Aufzeichnungen - zerstört und hoffnungslos zerfetzt. Die kleine Kriecherin schnüffelt immer in meinen Sachen herum, doch bei Gott, den Schaden, den sie diesmal angerichtet hat, kann man nicht wieder in Ordnung bringen.“ Er ballte seine Fäuste, und Elspeth wollte fliehen, ehe sie von einer getroffen wurde, doch was machten ihr schon einige Schrammen aus, wenn sie nur Gillie erspart blieben.
    „Schlag mich, wenn es deinen Zorn vertreibt“, sagte Elspeth ruhig, obwohl ihre Knie zitterten. „Doch verschone das Kind.“ Das schien ihn noch wütender zu machen. Er richtete sich auf und stand in voller Größe vor ihr. Das Blut an seinen Schläfen pochte so sehr, dass die Adem zu platzen drohten. „Du denkst, ich könnte sie schlagen? Oder dich?“
    Raebert hätte dies ohne Zögern getan. Er hatte einen armen Pagen bewusstlos geprügelt, weil er seine Stiefel nicht blank genug geputzt hatte. Und als er entdeckte, dass Elspeth einen Teil ihrer Juwelen vor ihm versteckt hatte ... Trotz der Hitze in der Halle ließ sie die Erinnerung daran erschauern. Nein, sie durfte nicht daran denken. „Ich verdiene die Strafe.“ Sie holte tief Luft, doch das beruhigte ihren hämmernden Herzschlag nicht. „Ich habe die Kerbhölzer zerbrochen und die Bücher zerrissen.“ Lucais schnaufte verächtlich. „Kühne Elspeth, sie opfert sich, um einem Kind, das sie kaum kennt, die Strafe zu ersparen.“
    „Wie wenig du mich doch kennst“, sagte Elspeth langsam, indes, sie verstand ihn noch weniger. Einst hatte sie seine Sanftheit geschmäht; nun fragte sie sich, wie sie diese unter den harten Schichten finden konnte, die sich in all den Jahren um ihn geschlossen hatten. Der Lucais, den sie früher gekannt hatte, wertete nichts höher als die Wahrheit. „Ich bin die Schuldige.“ Elspeth sah auf die zerbrochenen Kerbhölzer, die Lucais’ Faust umklammert hielt. „Glaubst du, sie sei stark genug, um das Holz einer stämmigen Eiche, das für Generationen hält, zu brechen?“
    Er blickte hinab auf die Hölzer. „Nun ...“
    „Es bedurfte meiner ganzen Stärke, um sie zu zerschmettern“, fügte Elspeth rasch hinzu. „Doch man sagt, dass Ärger die Muskeln stärke, und ich war wütend genug über deine Willkür in dieser ersten Nacht, dass ich wohl Eisen hätte biegen können ... Unglücklicherweise war das Einzige, woran ich meinen Grimm auslassen konnte, der Inhalt der Truhe, in der du die Aufzeichnungen über deinen Besitz aufbewahrtest.“
    Das Raunen der versammelten Sutherlands erfüllte die merkwürdige Stille, die ihrem Geständnis folgte. Nicht weniger verblüfft war Lucais. Langsam hob er den Blick von den zerstörten Hölzern zu Elspeth. Ihre Augen wirkten wie violette Flecken in einem Gesicht, das kreideweiß war vor Schmerz und Angst. Sie hatte offenbar erwartet, dass er sie schlagen könnte, und das traf ihn tief bis ins Herz.
    Sie ist zu einer starken Frau herangewachsen, war sein erster Gedanke. Seine Frau. Sein Weib.
    Irgendwer in der Menge bewegte sich und machte Lucais bewusst, dass sie neugierige Zuschauer hatten, gerade als er sich wünschte, allein zu sein, um die Angelegenheit zu ordnen. Elspeths Gehässigkeit hatte einen Teil vom Erbe seines Clans zerstört, und man erwartete nun von ihm, sie demgemäß zu strafen, wenngleich sie eine hochgeborene Lady war. Besonders, da sie einst Raebert Munros Gemahlin war. Wie sollte er das tun, ohne dabei seine Ehe zu gefährden und den zerbrechlichen Bund zu zerstören, den er

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