Sturm ueber den Highlands
seinem Bruder ein Feuer zu entzünden. „Ich habe beinahe vergessen zu erwähnen ... anscheinend ist Elspeth nicht mehr länger Witwe.“
Alain schrak hoch und verschüttete sein Ale. „Was?“
„Lucais behauptete, sie hätte sich letzte Nacht mit ihm vermählt.“
Die Träume vom Gold verflogen, und er wurde davon übermannt, hinter Fleisch und Blut nachzujagen, das er noch mehr begehrte. Verdammt, er hatte ihr Geheimnis bewahrt, hatte den König und seinen Bruder belogen wegen Raeberts Tod. Elspeth war sein. „Sie wird bald wieder Witwe sein, sobald ich es einrichten kann.“
Seamus lächelte. „Dachte mir, dass dich das wieder zur Vernunft bringt.“
Trotz seiner Müdigkeit fand Lucais keinen Schlaf. Gleichgültig, was er auch versuchte, um sich zu entspannen, seine Gedanken kreisten um die Vorkommnisse der vergangenen zwei Tage. Ereignisse, die seine gut geordnete Welt auf den Kopf gestellt hatten. Elspeths unerwartetes Auftauchen. Das Interesse der Munros an dem Turm. Die Auseinandersetzung mit ihnen, die in der Vermählung mit Elspeth endete.
Er atmete tief und rollte sich auf dem Kissen zur Seite, um sie zu sehen ... die Frau, die nun seine Gemahlin war, doch seiner Berührung auswich.
Blasser Lichtschein von der Nachtkerze fiel durch die Bettvorhänge, die offen geblieben waren, wie Elspeth es gefordert hatte. Denn sie fürchtete die Dunkelheit. Den Rücken ihm zugekehrt, lag sie so weit von ihm entfernt, wie es möglich war, ohne aus dem Bett zu fallen. Ein weiterer Beweis für den Abstand, den sie zu ihm hielt. Sie wollte - nein, sie hatte verlangt, im Kontor zu schlafen.
„Ich habe die Schlafstatt wieder fortschaffen lassen“, hatte er ihr mitgeteilt und sich für eine weitere Schlacht bereitgemacht.
„Ich werde nicht mit dir schlafen“, war pfeilschnell ihre Antwort gekommen. Sie hatte die Hände in die Hüften gestützt, in ihren violetten Augen funkelte trotziger Widerstand, der in seltsamer Weise in Widerspruch mit ihrer bebenden Unterlippe stand. Sie war verletzbar. Es war ein Wort, das er nie zuvor mit der lebhaften, eigenwilligen Elspeth in Verbindung gebracht hätte. Bereits bei ihrer ersten Begegnung hatte er begriffen, sie hatte nur vor einem Respekt: Stärke. Der einzige Weg, mit ihr fertig zu werden, war, Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Er hatte es also getan und viele Gründe angeführt. Doch nun ...
Sie hatte Angst vor ihm. Sie erinnerte ihn an ein wildes, verängstigtes Tier, das in die Ecke gedrängt die Krallen zeigte. Wa-rum hatte er das nicht zuvor erkannt?
„Wir müssen das Bett teilen, Elspeth, sonst könnten meine Leute denken, dass wir nicht wirklich vermählt seien“, hatte er gefühlvoll mit leiser Stimme gesprochen. „Ich möchte nicht, dass man denkt, du seist Freiwild.“ Sie hatte ihre Augen vor Furcht aufgerissen, als sie sich an die Begebenheiten in der Halle erinnerte.
Danach hatte sie keinen weiteren Widerstand mehr gezeigt, doch es hatte wehgetan, zu sehen, wie seine tapfere Beth herumtrippelte wie eine Maus, die erwartete, jeden Moment von der Katze angesprungen zu werden. Sie hatte sich geweigert, zu baden oder die Kleider zu wechseln. Sie wusch sich gerade noch die Hände und das Gesicht mit kaltem Wasser, um in ihrer Tunika und dem Unterrock, die sie seit dem Morgen trug, unter die Decken zu schlüpfen. Lucais wartete so lange, bis er sicher war, dass sie schlief, ehe er sich zu ihr ins Bett legte.
Ihr Ehebett. Ihre Hochzeitsnacht. Doch er sollte sich in dieser Nacht ihrer nicht erfreuen und wahrscheinlich auch nicht in den anderen Nächten. Nicht nur, dass sie ihn verachtete, sie fürchtete ihn. Hatte das Schicksal jemals einen grausameren Scherz getrieben als diesen?
Ein leises Stöhnen riss Lucais nun aus seinen verwirrten Gedanken. Auf der anderen Seite des Bettes fuhr Elspeth hoch, mit einer schnellen, plötzlichen Bewegung, als würde sie gegen etwas ankämpfen. Wieder ein böser Traum? Ihr verzweifeltes Wimmern ließ ihn unwillkürlich nach ihr greifen und sie trösten.
„Sssch. Elspeth, ich bin bei dir.“ Lucais griff nach ihrer Schulter, um sie zu streicheln.
„Nein! “ Sie wirbelte im Bett herum wie eine verängstigte Katze und warf sich auf ihn. In seinen Augenwinkeln konnte er das Aufblitzen von Stahl sehen, als die Klinge an seine Kehle fuhr. Seine rasche Reaktion, die er sich in zahllosen Kämpfen über die Jahre angeeignet hatte, rettete ihn.
Lucais wich nach links aus und stöhnte auf, als die Klinge seine Schulter traf
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