Sturm ueber den Highlands
Lucais und bereitete sich auf einen weiteren Kampf vor.
„Füge ihr ein Leid zu, und ich werde dein Herz am Spieß braten.“
Lucais lächelte wehmütig und dachte an seine verbundene Schulter. „Wenn uns die Geschichte etwas lehrt, so fügt eher sie mir ein Leid zu.“
„Ich gebe zu, das war so in der Vergangenheit, doch sie hat sich ..."
„Verändert“, warf Lucais ein und sah Wee Wats Augenlider vor Schmerz und Erschöpfung zufallen. „Du magst wohl meine Art und Weise in Frage stellen, ich will indes nur das Beste für
sie.“
„Liebst du sie, Bursche?“ hatte Wee Wat gefragt.
„Vielleicht ... doch wenn du ihr das erzählst, dann werde ich dein Herz am Spieß braten“, hatte Lucais geantwortet und dafür von Elspeths störrischem kleinen Günstling ein schwaches Lächeln erhalten.
„Du wirst den Dolch hier nicht finden“, sagte Cathal und riss Lucais in die Gegenwart zurück. „Der Kampf fand dort drüben statt.“
Lucais nickte und galoppierte von dem Turm weg, seltsam erleichtert, aus dem kalten Schatten ins wärmende Licht der Sonne zurückzukehren. Er stieg ab und ging über aufgeworfene Erde und blutbedeckte Grashalme. Stumme Zeugen des gestrigen kurzen, wilden Kampfes. Cathal blieb auf seinem Pferd sitzen und beobachtete ihn, die anderen Männer stiegen ab, um bei der Suche zu helfen. Ein zerfetzter Mantel und ein zerbeulter Helm wurden entdeckt, doch kein Zeichen von Wee Wats Messer.
Enttäuscht, ohne das Gesuchte zurückzukehren, gab Lucais den Befehl aufzusitzen, doch als er den Fuß in den Bügel von Jocks Sattel setzen wollte, sah er etwas aufblitzen. „Geh zur Seite, Bursche.“
Das Glitzern erwies sich als die Spitze des Dolches. Lucais zog ihn aus der festgestampften Erdkruste heraus und wischte ihn mit einem Grasbüschel sauber. Die Klinge war lang und gebogen, das Heft graviert mit piktischen Symbolen. „Das ist Wee Wats Dolch“, rief Lucais. Erfreut über seinen Fund stand er da und sah etwas glänzen, als ein Sonnenstrahl in das Loch fiel, das das Messer in der Erde hinterlassen hatte.
„Verdammt. Er muss zerbrochen sein.“ Als Lucais nochmals in die Erdmulde griff, fand er nicht wie erwartet einen Teil des
Dolches, sondern zwei rund geformte Stücke, die nebeneinander lagen. Er wischte sie rasch mit seinem Tartan ab und erkannte dicke Goldmünzen mit fremdartigen Gravierungen. Es war eine Art, die Lucais noch nie zuvor gesehen hatte.
„Was hast du gefunden?“ rief Cathal.
„Noch etwas, das Wee Wat gehört, möchte ich wetten.“ Lucais steckte die Münzen in den Beutel, den er am Gürtel trug, schob den Dolch in den Schaft seines Stiefels und schwang sich in den Sattel. „Kommt, ich möchte Kinduin noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen“, rief er.
Lucais muss etwas zugestoßen sein, dachte Elspeth, als sie in Unruhe die ganze Länge des Gemachs auf und ab schritt.
„Du wirst den feinen Teppich, den Lucais in Edinburgh gekauft hat, noch völlig abnutzen“, mahnte Ena von ihrem Stuhl beim Kamin aus. Sie besserte einiges aus, während Gillie sich behaglich in einem Fell zu ihren Füßen herumwälzte.
„Das Eingesperrtsein macht mich rastlos, das ist alles“, log Elspeth und warf den Kopf hoch, um ihn von ihrer Sorge um Lucais frei zu bekommen.
„Ich bin sicher, Lucais geht es gut“, meinte Ena.
„Doch er ist bereits nach dem Frühmahl fortgeritten“, rief Elspeth. Kaum hatte Lucais sie in seinem Gemach mit den zerfetzten Büchern und einem Stoß frischem Pergament zurückgelassen, wurde sie von einem Tumult im Burghof von ihrer Aufgabe abgelenkt. Sie sah, wie zehn Männer ihre Pferde reisefertig machten. Ihre Augen waren auf Lucais gerichtet, als er sich in den Sattel schwang. Der Wind hatte sich in seinem Tartan verfangen, und so konnte sie den schweren Bidenhänder sehen, den er an seiner Seite trug. „Wie konnte er nur so wahnwitzig sein, mit bloß neun Männern auf einen Raubzug zu gehen?“ fragte sie Ena.
„Warum denkt Ihr, er sei auf einem Raubzug?“
„Sein Ausdruck“, sagte Elspeth. Als er sein Pferd herumgeworfen hatte, um davonzureiten, hatte Lucais lange genug nach oben geblickt, so dass sie die wilde Entschlossenheit sehen konnte, die sich in seine Gesichtszüge eingegraben hatte. „Heilige Maria, er sah so unbarmherzig aus, dass das Blut in meinen Adern erstarrte.“
Ena lächelte. „Dieses Gesicht setzt er für seine Männer auf. “
Erstaunt trat Elspeth an den Kamin. „Erzähl mir mehr darüber“, verlangte sie
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