Sturm ueber den Highlands
sie der Gedanke, dass er verwundet sei, so erregt.
„Armer Kerl“, sagte Elspeth mitleidig. Sie kniete im Stroh und streichelte Jocks Kopf. Die Wunden, die er von den scharfen Hauern des Ebers davongetragen hatte, waren mit dem in Streifen gerissenen Plaid von Lucais verbunden. Obwohl der Verband die schlimmsten Blutungen gestillt hatte, musste das aufgerissene Fleisch genäht werden, und niemand konnte sagen, ob Jock jemals wieder würde gehen können. So wie mein Vater, dachte Elspeth und zuckte innerlich zusammen.
„Ein guter Schnitt durch die Kehle, und alles ist vorbei“, meinte Cathal vom Stalleingang her.
Elspeth hob den Kopf, doch es war Lucais, den sie ansah, nicht Cathal. „Nein. Wo Leben ist, ist auch Hoffnung.“ Sie befürchtete trotzdem, dass dieser neue, harte Lucais ihren Worten nicht zustimmen könnte. „Außerdem ist der Hengst viel zu wertvoll, um ihn zu töten, wenn er gerettet werden kann.“
Zu ihrer Erleichterung nickten beide Männer. „Wahre Worte“, sagte Cathal widerwillig, doch mit Achtung in der Stimme. „Ich habe eine Stute, die sich mit Jock paaren soll. Sag mir, was du brauchst, und ich hole es selbst.“
„Du hast eine schlaue Art, mit Männern umzugehen“, sagte Lucais, nachdem Elspeth Cathal fortgeschickt hatte, um von Ena die nötigen Heilmittel holen zu lassen.
„Wenn dem so wäre, dann hätte ich mein Leben nicht so durcheinander gebracht.“
Sprach sie von Raebert oder von ihm? Er kämpfte mit sich, dem Drang nachzugeben und die Frage auszusprechen. Bange vor ihrer Antwort, stand Lucais auf und streifte die zerfetzte Tunika und das Kettenhemd ab, da der Geruch des Keilerblutes den Hengst beunruhigte.
„Ich weiß indes, dass Männer wie Cathal Schwäche nicht ertragen können.“
So wie sie, dachte Lucais, obgleich es Zeiten gab, da sie Zärtlichkeit zu brauchen schien. Bei Gott, sie war eine widersprüchliche Frau, widerborstig und im nächsten Augenblick verletzbar. Sie zu gewinnen war wie Marschland zu durchqueren ... ein Fehltritt, und er würde versinken. Für den Augenblick hatte er den unpersönlichen Weg gewählt. „Cathal liegen nur die besten Interessen des Clans am Herzen“, sagte er langsam. „Seine Vorsicht gegen dich ist nicht böse gemeint... alte Vorurteile sterben eben nur langsam.“
„Ich bin aufgewachsen als eine Carmichael“, protestierte Elspeth.
„Du hast aber einen Munro geheiratet. Für manche bist du daher eine von ihnen.“
Elspeth hob ihren besorgten Blick und sah ihn an. „Was denkst du?“
Dass ich niemals aufgehört habe, dich zu lieben. Doch solch ein Geständnis war nicht ungefährlich ... für ihn selbst und seinen Clan. Ehe Lucais eine sichere Antwort finden konnte, kehrte Cathal zurück.
„Ich danke dir“, sagte Elspeth, als sie den Arzneikasten und die anderen Dinge von ihm entgegennahm, und wünschte sich, er hätte länger dafür gebraucht. Sie spürte, dass Lucais bereit gewesen war, etwas Überraschendes zu offenbaren. Etwas, das seine Augen verdunkelte und seinen Mund zärtlicher machte. Was war es? Gedankenverloren feuchtete sie ein Tuch an und berührte damit Jocks Fell. Das Pferd wieherte schmerzlich, brach aus und schlug mit allen Gliedern um sich.
„Tu ihm nicht weh“, warnte Lucais. Er umschlang mit seinen Armen den Hals des Pferdes und brachte es zu Boden.
„Beth“, sagte Lucais tief und rau, als er sich aufsetzte. „Es mag vielleicht hoffnungslos sein, doch ... ich muss es versuchen.“
„Selbstverständlich.“ Elspeth kroch vorwärts zu Lucais und legte ihre Hand auf seine Brust. Obwohl sie noch eine Woche zuvor niemals freiwillig einen Mann berührt hätte, schien es ihr in dieser Nacht die natürlichste Sache der Welt. Sie spreizte die Finger, und die Kraft seiner felsenharten Muskeln durchströmte sie. Der Schlag seines Herzens gegen ihre Handfläche beruhigte sie für die schwere Aufgabe, die vor ihr lag. „Ich werde alles tun, was ich kann.“
„Ich weiß, dass du das tun wirst.“ Als er Elspeth mit Jock beobachtete, stieß Lucais den Atem aus, den er zurückgehalten hatte. Sie behandelte das Pferd mit genauso viel Sorge, wie sie es bei Wee Wat getan hatte. Nachdem sie ihm etwas Mohnsaft gegen die Schmerzen gegeben hatte, säuberte Elspeth die Wunden, besprengte sie mit Kräutersäften und nähte sie zusammen. Sie legte verschimmeltes Brot darauf, um die Entzündung herauszuziehen, wie sie erklärte, dann bat sie um Hilfe bei der schwierigen Aufgabe, die tieferen Wunden mit
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