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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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und setzte sich mit gekreuzten Beinen zu Gillie auf das Fell.
    „Ich weiß nicht.“ Die alte Frau hob den Kopf, und die runzeligen Lippen zogen sich zusammen. „Ich bin nicht eine, die schwätzt. Doch Ihr seid seine Gemahlin.“
    „Ja.“ Zurzeit. Obgleich es nur eine Eheschließung auf Zeit war, fühlte Elspeth den seltsamen Zwang, mehr über den Mann zu erfahren, von dem sie glaubte, ihn gut zu kennen.
    „Lucais war erst siebzehn, als er vor acht Jahren hierher kam. Der Sohn und Erbe des alten Angus war im Kampf mit den Munros gefallen, und wir alle dachten, der Laird sei verrückt geworden, einen Jungen zu seinem Erben zu benennen, der dazu erzogen wurde, Barde zu werden, jedoch kein Krieger. Wie konnten wir auch wissen, dass Angus Laird Eammon gebeten hatte, Lucais eine ritterliche Unterweisung zuteil werden zu lassen.“ Ena kicherte. „Lucais zeigte den Burschen auf Kinduin, wie man kämpft. Er war es auch, der den Sutherlands die Kniffe beibrachte, um die Munros davon abzuhalten, uns auszurotten.“
    „So wurde er zu einem unbarmherzigen Highlander“, sagte Elspeth traurig.
    „Nein. Oh, ohne Zweifel ist er der beste Mann mit dem Schwert, den diese Hügel je gesehen haben“, sagte Ena rasch. „Doch es bereitet ihm kein Vergnügen, zu töten. Tief in ihm verborgen ist eine Sanftmut, die nicht von all den rauen Taten, die er als unser Anführer tun musste, beeinflusst wurde. Allerdings zeigt sich diese Seite nur selten ... aus Angst, man könnte ihn für schwach halten. Ihr versteht?“
    Elspeth verstand nur zu gut. Sie erinnerte sich an die Beleidigung, die sie ihm an den Kopf geworfen hatte, öfter als ihr lieb war. Offensichtlich verfügte Lucais über weit mehr als über die schnelle Zunge und den scharfen Verstand. Er war stark genug, um sich Seamus entgegenzustellen und zu gewinnen, doch letzte Nacht hatte er sie sanft und zärtlich behandelt. Ja, da steckte mehr in Lucais, als sie jemals vermutete, etwas, das sie anzog, das sie sehnsüchtig auf seine Anwesenheit hoffen ließ, auch wenn vergangene Erfahrung sie vor Männern warnte.
    „Er ist einsam, Mylady. So einsam, dass es mir fast das Herz bricht.“
    Einsamkeit. Elspeth rang nach Luft, denn plötzlich wurde sie sich bewusst, es war Einsamkeit, die seinen Blick umschattete. Eine Einsamkeit, tief und unergründlich wie der Schmerz in ihrer Seele. Oh, Lucais ...
    „Er hat so viel für uns getan, doch hat er niemanden für sich selbst gefunden. Bis jetzt“, fügte Ena hinzu und blickte verschmitzt zu Elspeth.
    Sie wandte sich von der Alten und ihren Betrachtungen ab. Elspeths Blick fiel auf Gillie, die neben ihr eingeschlafen war, den zerzausten schwarzen Kopf in ihre kleinen Arme geborgen. „Was ist mit ihrer Mutter?“ fragte sie und erschrak, als sich ihre Kehle vor Eifersucht zuschnürte.
    „Ach, das war eine traurige Sache.“ Ena schüttelte den Kopf, sie spitzte die Lippen, als sie Gillies Gesicht im Feuerschein betrachtete. „Wir waren sehr überrascht, als Lucais vor vier Jahren nach Edinburgh reiste, um eine Braut zu werben und Jean mit sich nach Hause brachte. Sie war ein sehr einfaches Geschöpf, doch sie war sehr schön, hatte glänzendes Haar und eine weiche Haut.“
    Er hat nicht einmal einen Tag verstreichen lassen, nachdem ich seine Werbung abgewiesen habe, dachte Elspeth bitter. „Sie haben sich rasch vermählt.“
    „Oh, er hatte Jean nicht geheiratet ... selbst als bekannt wurde, dass sie ein Kind erwartete.“
    „Wie jeder Mann, zuerst die Frau ausnützen und sie dann wegwerfen, wenn er mit ihr fertig ist“, rief Elspeth ärgerlich. Lucais fiel herab von dem Podest, das Enas Worte unter ihm errichtet hatten.
    „Ich würde ihn nicht so hart verurteilen. Ich weiß nicht, warum er sie nicht geheiratet hat, doch als Jean auf und davon lief, machte Lucais sich auf die Suche nach ihr.“
    „Was hat er getan, dass Jean ihn verließ?“ Als Ena ihrem Blick auswich, zog Elspeth ihren eigenen Schluss. „Er hat sie nicht beachtet. Gerade wie er es mit Gillie tut.“ Die Gefühllosigkeit seiner Tochter gegenüber widersprach den Empfindungen, die sie für Lucais zu spüren begann. Wie konnte sie einen Mann respektieren, der sein eigenes Kind so grausam behandelte?
    „Lucais musste die Munros davon abhalten, unseren Clan auszulöschen“, sagte Ena beherzt. „Er hatte keine Zeit, sich um ein einfältiges Mädchen zu kümmern. Doch als er von einem Kampf zurückkehrte und erfuhr, dass sie davongelaufen war, ritt er sofort

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