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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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steckte. Sie war in die Stallungen geschlichen, hatte das erstbeste Pferd genommen und war ans Tor geritten. Mit dem weiten Umhang, der ihre weiblichen Formen verbarg, und dem Sack mit gestohlenem Essen täuschte sie den Wachen vor, Lucais etwas Wichtiges bringen zu müssen.
    Nun, ermüdet von ihrem Ritt, angespannt durch die Wachsamkeit, die sie zur gleichen Zeit hinter sich als auch auf unerwünschte Schwierigkeiten vor sich richten musste, wünschte sie, sie hätte auf Sir Giles’ Rückkehr gewartet oder wenigstens Wee Wat mit sich genommen.
    Nein. Wats Verletzungen waren noch nicht ausreichend verheilt, und ein Warten auf Sir Giles hätte eine Auseinandersetzung mit Lucais bedeutet. Der Gedanke daran bereitete ihr zu viel Unbehagen, um ihn ernstlich zu erwägen.
    Nun musste sie aber rasch ins Innere gelangen, denn die Nacht brach früh über diese tiefen, dunklen Wälder herein. Sie griff in ihre Satteltasche und holte die alte Zeichnung heraus, die den unterirdischen Gang zeigte, der aus dem Turm führte. Von der Lage des Tores zu schließen, war sie auf der richtigen Seite des Turmes. Alles, was sie tun musste, war, von dem Gemäuer wegzureiten, um die drei großen Steine zu finden, die auf dem Plan zu sehen waren. Sie musste nur ein scharfes Auge darauf haben, dass die Sutherlands nicht auftauchten.
    Elspeth ritt langsam, dankbar für das feuchte Laub, das den Hufschlag ihres Pferdes dämpfte ... bis ihr bewusst wurde, dass es für jemanden anderen dadurch leichter wurde, sie aufzuspüren. Die Sonnenstrahlen gelangten kaum bis hierher, und jeder schwarze Baum wirkte wie ein Feind, der im Schatten lauerte und darauf wartete, sie anzuspringen. Tatsächlich schien der Wald sie plötzlich mit seinen grünen Armen zu umschließen, um ihr den Weg zurück ... zur Sicherheit abzuschneiden. Mit einem Mal bedauerte sie, dass sie Kinduin verlassen hatte.
    „Hitzige Närrin“, sagte sie. Der Hauch ihres Atems verdichtete sich in der kalten Luft und verschwand wie ein Geist. Heilige Maria, warum musste sie gerade daran denken? Die Geister der Vergangenheit waren ohnehin schon überall. Sie biss sich auf die Lippe und drängte ihr Pferd zu einer schnelleren Gangart. Laub und Kiefernnadeln schlugen nass gegen die Wangen; das dornige Gebüsch zerrte an ihrem Umhang.
    Elspeth verlor die Kontrolle über ihren Verstand und das Pferd, und so ließ sie dem Tier die Zügel. Vielleicht konnte es sie aus dem Durcheinander, in das sie sich selbst gebracht hatte, wieder herausbringen.
    Eine große Wand aus Stein erhob sich vor ihr aus dem Waldboden und versperrte den Weg. Ihr Herz pochte heftig, so dass sie kaum noch atmen konnte. Der Wunsch, von hier fortzukommen, wurde so heftig, dass Elspeth ihr Pferd um die Mauer herum trieb. Auf der anderen Seite teilte sich die Wand in drei große Felsblöcke. Halb so groß wie der Turm, schwarz unter einer dicken Schicht von grünem Moos, standen sie da, aneinander gelehnt wie müde Reisende. Oder wie Krieger, die seit Jahrhunderten Wache standen.
    Die Aufregung vertrieb ihre Angst; Elspeths Finger zitterten, als sie den Plan herausnahm. Grob, wie die Zeichnung war, gab es doch keinen Irrtum, dass die Formation dieselbe war, die dort beschrieben wurde. Sie hatte die Stelle gefunden. Wenn die Erbauer des Turmes indes nicht verrückt oder übermäßig von sich überzeugt gewesen waren, zweifelte sie, dass der Eingang leicht zu finden sein würde.
    „Gerade dieses Mal musste ich Recht haben“, sagte Elspeth nach vergeblicher Suche eine Weile später. Die Zeit lief ihr da-von, und die Dämmerung trat an diesem düsteren Ort schneller ein als anderswo. Elspeths Hände waren schmutzig, ihre Nägel abgebrochen, nachdem sie unaufhörlich alle Spalten der kantigen Felsen nach einem Zugang abgesucht hatte. Fröstelnd, hungrig und eingeschüchtert von dem Gedanken, die Nacht im Freien verbringen zu müssen, ließ sie sich auf einem niederen Stein am Fuße des größten der drei Felsbrocken nieder. „Wenn es einen Eingang gibt, dann ist er für alle Zeiten versiegelt.“
    „Was? Du gibst schon auf?“ rief eine dünne Stimme, und ein alter Mann humpelte aus dem Schatten hervor. Seine dunkle Gestalt wurde verschluckt von der herabsinkenden Nacht, so dass es schien, als würde sein blasses Gesicht geisterhaft in der Luft schweben.
    Kein beruhigender Anblick. Elspeth kam wieder auf die Beine und bewegte sich rückwärts, bis sie an den kalten, harten Felsen stieß. „We...wer bist du?“
    „Ich bin

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