Sturm über der Wüste
auch immer machen.“
„Fünfzehn Prozent“, berichtigte Molly ihn. „Ich bekomme fünfzehn Prozent, und fünfzehn Prozent von Davis Jerrits Vorschuss ist eine Menge .“
„Ich rufe den Krankenwagen“, murmelte Wyatt.
„Danke.“ Molly sah auf die Uhr. „Sagen Sie denen, sie sollen eine Zwangsjacke mitbringen.“
„Fahren Sie mit ihm nach Flagstaff?“, fragte Wyatt.
„Nein“, entgegnete Molly. „Er ist so was von gefeuert.“ Mit diesen Worten stürmte sie durch die Tür in die Nacht hinaus.
„Kommen Sie.“ Keegan schob sie zu seinem Jaguar. „Ich bringe Sie nach Hause.“
„Wo sollte das sein?“
Sanft drückte er sie auf den Beifahrersitz, beugte sich über sie und schnallte sie an. „Da Los Angeles gerade nicht zur Diskussion steht, bringe ich Sie wohl besser zurück zu Psyche.“
Erstaunlich, dachte Molly, dass ein Mensch in der einen Sekunde lachen und in der nächsten weinen konnte.
„Okay“, seufzte Keegan.
„Okay? Was soll das bedeuten?“
Er ging um den Wagen und setzte sich hinters Steuer. „Ich meine, es ist okay. Und versuchen Sie nicht so zu tun, als ob Sie nicht weinen würden.“
Sie schniefte. „Ich weine nicht.“
„Blödsinn.“
Zu ihrer Überraschung fuhr er nicht direkt zu Psyche, sondern nahm auf dem Highway eine andere Ausfahrt. Nach einigen Minuten hielt er vor einem Restaurant namens Road house .
„Lucas …“
„Lucas ist versorgt.“
Als sie das Lokal betraten, legte Keegan eine Hand auf ihren Rücken.
„Tut mir leid, Keegan“, murmelte Molly, obwohl sie nicht vorgehabt hatte, sich zu entschuldigen. Die Bedienung führte sie an einen Ecktisch. Keegan nahm seine Hand von ihrem Rücken.
„Wegen Dave“, fuhr sie fort. „Florence hat sich fürchterlich erschrocken und Psyche auch. Und Sie verpassen den Familienausflug.“
Keegan studierte eingehend die Speisekarte, als ob er sich nicht längst für einen doppelten Cheeseburger Deluxe entschieden hätte.
Irgendwann ertrug Molly sein Schweigen nicht mehr.
„Sagen Sie etwas!“, forderte sie ihn auf.
„Ich werde heute in Psyches Haus übernachten“, verkündete er. „Nur für den Fall, dass noch ein weiterer Klient von Ihnen auf die Idee kommt zu recherchieren.“
Psyche, Lucas und Florence schliefen tief und fest auf der Veranda, als Keegan und Molly zurückkamen. Psyche in ihrem Krankenhausbett, Florence auf einem Stuhl daneben und Lucas in seinem Laufstall.
Molly ging auf Lucas zu, vermutlich, um ihn nach oben in sein Bett zu bringen. Doch Keegan hielt sie an der Schulter fest. Als sie ihm einen fragenden Blick zuwarf, schüttelte er den Kopf. Dann ging er zurück in die Küche. Molly folgte ihm. Er schloss so leise wie möglich die Tür hinter ihr.
„Setzen Sie sich“, forderte er sie auf.
Anfangs sträubte sie sich, zog dann doch einen Stuhl heran.
„Was?“, flüsterte sie gereizt.
Keegan setzte sich ihr gegenüber. „Das wird jetzt vermutlich reichlich verrückt klingen“, begann er zögernd. „Es wird nicht nur verrückt klingen. Es ist verrückt.“
Da schenkte sie ihm ein schnelles und völlig unerwartetes Lächeln. „Es kann kaum verrückter sein als das, was Dave getan hat.“
Dessen war sich Keegan nicht so sicher. Er holte tief Luft und sagte: „Wir könnten heiraten.“
Augenblicklich verblasste ihr Lächeln. „Wenn das ein Scherz sein soll, dann ist er nicht lustig.“
„Das ist kein Scherz. Es sollte vielleicht besser einer sein, ist es aber nicht.“
„Sie?“ Molly zeigte mit dem Finger auf ihn. „Und ich?“
„Ist sonst noch jemand in diesem Raum? Ja. Sie und ich.“
„Aber …“
Er sah, wie sie langsam begriff.
„Das ist es, was Psyche sich wünscht“, erklärte er. „Und wir könnten Lucas großziehen. Gemeinsam.“ Mit einem Mal fühlte er sich schrecklich unbehaglich. „Natürlich hätten wir keinen Sex oder etwas in dieser Art.“
Molly setzte sich wieder zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Natürlich nicht.“ Sie musterte ihn skeptisch. „Was springt für Sie dabei raus?“
„Lucas“, entgegnete er nur.
„Sie und ich, wir beide verstehen uns nicht sonderlich gut“, rief sie ihm in Erinnerung.
Als ob er das vergessen könnte. „Kein Problem“, behauptete er trotzdem.
„ Kein Problem ? Wie kommen Sie denn darauf? Psyche wünscht sich eine Familie für Lucas. Ich denke, sie stellt sich vor, dass wir uns unsterblich ineinander verlieben und bis an unser Lebensende glücklich sind. Aber wir wissen beide,
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