Sturm über der Wüste
sexy, aber mindestens genauso dickköpfig wie ein … nun, wie ein Esel. Nimm’s nicht persönlich, alter Knabe.“ Weil er dem gleichmäßigen Geräusch des Hufkratzers lauschte, überhörte Keegan den Wagen, der vor dem Stall hielt. Darum zuckte er erschrocken zusammen, als Devons Kopf über der Tür auftauchte. Ihr Gesicht war braun gebrannt, auf ihrem Kinn blühte ein dicker Moskitostich, aber ansonsten sah sie so aus, als hätte sie das Zeltlager und den Ritt zurück gut überstanden.
„Cheyenne hat mich hergefahren“, sagte sie.
Keegan war froh, sie zu sehen. „Hast du Spaß gehabt?“
„Und wie. Wir haben Marshmallows geröstet, und Onkel Jesse hat Geistergeschichten erzählt. MA und RI sind total lange wach geblieben. Liam hat zu viele Hotdogs gegessen und sich übergeben, SI musste ihn im Bach abwaschen.“ „Das ist normal“, bemerkte Keegan fröhlich.
„Bekomme ich ein Pony?“
„Einverstanden. Aber nicht sofort.“
Devon warf Spud ein Grinsen zu. „Oh, er bekommt eine Maniküre. Wenn er kein Männchen wäre, würde ich ihn mit Nagellack bemalen.“ „Los, geh baden“, lachte Keegan.
„Erst muss ich Spuds Stall ausmisten. Der sieht furchtbar aus.“ „Stimmt, das solltest du tun, bevor du badest.“ Devon flitzte davon und kam mit Schubkarre und Mistgabel zurück. Sie begann, den Stall auszumisten, aber da sie ihm dabei ständig Seitenblicke zuwarf, ahnte Keegan, dass sie etwas spürte. Devon war ein sehr intuitives Mädchen.
Er richtete sich auf, legte einen Arm auf Spuds Rücken und räusperte sich. Und Devon stützte sich auf die Mistgabel und wartete.
„Ich werde in ein paar Tagen heiraten, Winzling.“
Ihr Schweigen schien eine Ewigkeit zu dauern. „Molly?“
Er nickte.
„Wird sie hier bei uns wohnen, wenn Psyche gestorben ist? Mit Lucas?“ Wieder nickte Keegan. Die Anspannung brachte ihn fast um. Er wusste nicht, ob Devon sich über die Hochzeit freuen oder ob sie sich bedroht fühlen würde. Für sie kam das alles ja noch unendlich viel schneller und überraschender als für ihn.
„Heißt das, dass Lucas mein Bruder wird?“
„Ja. Wie würdest du das finden?“
„Ich glaube, du wolltest sowieso immer einen Sohn haben.“
„An eine Tochter kommt niemand ran. Aber es macht mir nichts aus, auch einen Sohn zu haben.“ „Wird er dann ein McKettrick? So wie ich?“
„Er wird ein McKettrick“, bestätigte Keegan. „Wie du.“
Devons Unterlippe begann zu beben. „Aber er darf dann immer hier wohnen und ich nicht. Und vielleicht magst du ihn eines Tages lieber als mich, weil du ihn jeden Tag siehst.“ Auf erstaunlich wackeligen Beinen ging Keegan zu seiner Tochter und nahm sie in den Arm. „McKettrick-Ehrenwort, Dev“, sagte er ruhig. „Ich werde Lucas niemals mehr lieben als dich.“ Sie überlegte einen Moment mit herzzerreißend ernstem Gesicht. „Versprochen?“ „Versprochen.“
„Und was ist mit Molly? Liebst du sie auch?“
Mit dieser Frage hatte er gerechnet und sie zugleich gefürchtet. Was Devon betraf, lebte er bereits mit einer Lüge. Auf keinen Fall wollte er eine weitere hinzufügen, auch wenn es für alle Beteiligten leichter gewesen wäre.
„Nein“, antwortete er.
Devon machte sich von ihm los, die Mistgabel fiel zu Boden. „Dad!“, protestierte sie.
„Die Leute heiraten überall auf der Welt aus den unterschiedlichsten Gründen, die oft nicht viel mit Liebe zu tun haben“, erklärte er hastig.
„Du hast Mom nicht geliebt“, rief sie streng. „Und sieh dir an, was passiert ist. Ihr habt gestritten und geschrien, und dann bist du ausgezogen. Ihr habt euch scheiden lassen, und ich stecke mittendrin!“ „Das weiß ich, Dev. Und es tut mir leid. Ich werde alles tun, um das wiedergutzumachen.“ Sie bückte sich, um die Mistgabel aufzuheben. „Dann sag Mom, dass ich hier wohnen will, für immer, mit dir und Molly und Lucas.“ Der flehende Blick in ihren Augen zerriss Keegan das Herz. „Das werde ich ihr sagen. Aber wir wissen beide, was sie darauf antworten wird. Und egal, welche Probleme Shelley und ich miteinander haben, sie ist deine Mutter, Dev.“ „Aber sie will gar nicht meine Mutter sein. Sie benutzt mich nur, um sich an dir zu rächen.“ „Dev …“ Mehr bekam er nicht heraus. Sie straffte die Schultern, umklammerte die Mistgabel fester und mistete den Stall weiter aus. Eine Träne lief über ihre braunen Wangen, Keegan wischte sie mit dem Daumen weg.
„Für Geld macht sie’s“, murmelte Devon. „Für ganz,
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