Sturm über Freistatt
Wie gesagt, Ranke ist in Schwierigkeiten.«
»Stimmt es, daß Vashanka tot ist?« fragte Hanse.
Sowohl Kama wie Zip starrten ihn an, und Hanse wunderte sich über ihren Gesichtsausdruck.
»Jedenfalls«, fuhr er fort, »würde ich sagen, daß ihr eine Menge Aufregung heraufbeschwört, euch in eine Menge Schwierigkeiten bringt, ein paar Starraugen tötet, und daß durch euch eine Menge unserer Leute umgebracht werden. Und dann zermalmen sie euch. Wenn ihr Glück habt, geht ihr gleich dabei drauf, wenn nicht werdet ihr zu Tode gefoltert. So, und jetzt werde ich wieder meinen eigenen Geschäften nachgehen, aber nicht mit euch oder euren Leuten. Wie gesagt, Politik ist nichts für mich!«
Zip war so wütend, daß er ihn fast »Feigling« beschimpft hätte, aber es gelang ihm, sich zu beherrschen und nicht so etwas Dummes zu sagen, denn er hatte keine Lust, jetzt gleich zu sterben. Statt dessen murmelte er: »Hanse, Hanse … du hast gesagt, du hättest heute nacht einen getötet!«
Hanse blickte ihn durchdringend an. »Hätte?«
Zip seufzte. »So, wie du es verstanden hast, war es nicht gemeint. Ich dachte nicht daran, es in Frage zu stellen. Die Sache ist …«
»Die Sache ist, daß ich es getan habe. Ich hatte dreierlei Möglichkeiten: davonlaufen, sterben oder töten. So sah es aus. Ich mußte es tun. Es war nichts Politisches.« Jetzt seufzte auch er und schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht behauptet, daß ich diese starräugigen Kreaturen, die mir unheimlich sind, mag – ich sagte, und tu es jetzt wieder, daß ich nichts mit Politik zu tun haben will und nicht daran denke, mich irgendeiner politischen Gruppe anzuschließen!«
Zip schlug etwas härter auf den Tisch als beabsichtigt, was Wunder mit einem warnenden Knurren tief im Hals erwiderte. »Wir haben nicht vor, dich zu überreden, daß du dich uns anschließt, Hanse, wenn du das nicht möchtest, und wir wollen auch kein Geld von dir. Du hast die Chance, mehr für Freistatt zu tun, für deine Ilsiger und gegen die Beysiber, als irgend jemand anders – weil nur du in den Palast eindringen und das Zepter der Beysa stehlen kannst!«
Hanse starrte Zip an, als hätte der VFBFler gerade von ihm verlangt, daß er sich ausziehe und nackt durch die Straßen tanze. Er zuckte bei Kamas Berührung zusammen – sie hatte ihn nur ganz leicht aufs Handgelenk getupft, das verriet ihm, daß sie sowohl klug wie gefährlich war und wußte daß man einem, der sehr empfindlich auf so etwas reagierte, nicht fester anlangte, wie es so gut wie jede andere Frau an ihrer Stelle getan hätte. Er blickte sie ausdruckslos an.
»Hanse … nur einer in Freistatt und wahrscheinlich auf der ganzen Welt könnte es tun! Wir – Freistatt braucht dich, Hanse!«
»Und sobald es geschafft ist, behaupten wir, daß wir Hilfe vom Palast hatten!« rief Zip aufgeregt. »Dann verdächtigen sie ihre eigenen Leute! Und von uns erfährt nie jemand, daß du es getan hast!«
»Das glaube ich dir sogar«, sagte Hanse, »weil ich es nämlich nicht tun werde. Noch einmal: Keine Politik für mich. Ich liebe das Leben. Du hast gesagt, du hättest diese großartige Idee, wie ihr mit einem Streich zu so gut wie allem kommen könntet und daß es keine Toten dabei geben würde. Was du möchtest, erfordert jedoch den Tod von zumindest einer Person.«
Zip blickte Kama kurz an, dann den geschicktesten Dieb des ganzen Kontinents. »Einverstanden.« Er schlug auf den Tisch. »Wer muß sterben?«
»Ich, du verdammter Narr, wenn ich so dumm wäre, in den Palast einzubrechen, um das Zepter Ihrer Fischheit zu stehlen und es hinauszubringen!« Hanse stand auf, schob den Stuhl zurück und wandte sich der Tür zu – und blickte in die Augen der Katze, die plötzlich zwei Fuß vor seinen Stiefeln saß und ihn mit Augen ansah wie in grüne Mandeln gesteckte schwarze Murmeln. Sie hatte die Ohren so weit zurückgelegt, daß sie fast nicht zu sehen waren, und stieß einen drohenden Laut aus.
Ein dramatischer Abgang vereitelt durch eine Katze! Hanse seufzte und ließ sich zurück auf den Stuhl gleiten, um auf Ahdios lahmen Helfer zu warten.
»Du verdammtes Katzenvieh«, brummte er und griff nach seinem Krug. »Ich glaube, ich mag dich. Möchtest du einen Schluck Bier?«
Wunder fauchte.
»ICH KANN NICHT DURCH WAFFEN DEINER EBENE GETÖTET WERDEN, IDIOT, KLEINER DIEB, LÄCHERLICHER HALBSTERBLICHER«, hatte Vashanka zu Hanse gesagt, und dann hatte Hanse das Messer geworfen, und Vashanka war tödlich getroffen
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