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Sturm über Freistatt

Titel: Sturm über Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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es um eine echte Schlange geht, aber vor einer geschnitzten fürch …«
    Der Stock begann zu schimmern, und die Schnitzerei schien sich zu winden. Und dann – während auf Hanses Rücken scheinbar hundert Ameisen ein Wettrennen veranstalteten – bewegte sich der Stab. Er glitt den Boden entlang, das Bett hoch, zum Fußende und in ein hübsches dunkles Nest: unter die schön gemusterte Seidendecke der Beysa.
    »Ich muß raus aus dieser verdammten Stadt!« murmelte Hanse mit zittriger Stimme und stieg durch das Fenster. Er hatte sich an einem Seidenseil zu der Gelbsteinmauer hochzuziehen, um an einem andern wieder hinunterzugelangen – über den ganzen Palasthof hinweg, über die Mauer und die Hauptstraße, wo Kama und ihre Leute das Pfeilende des Seils festgemacht haben würden.
    Auf dem Weg zum Dach überholte Wunder ihn. Hanse warf ihr einen Blick zu und wünschte sich, er könnte so wie sie die Wände hochklettern. Vielleicht mit Krallen, wie die Starräugigen sie sich an die Finger steckten, wenn sie aßen.
    Dann war auch er oben und auf dem Bauch, um sich zwischen zwei Zinnen der Brustwehr hochzuziehen, die rings um das Dach führte, als er eine Stimme hörte. Der Akzent war weder der eines Rankaners noch eines Ilsigers.
    »Ah, so ein kleiner dreckiger Dieb versucht bei uns einzubrechen, eh? Nun, du ilsiger Abschaum, das ist deine letzte Kletterpartie!«
    Und Hanse hörte das Scharren, als der Wächter sein Schwert aus der Scheide auf seinem Rücken zog, zweifellos, um es auf Nachtschattens Hals hinabsausen zu lassen. Oder auf die Handgelenke oder Unterarme. Aber wohin spielte keine Rolle. Hanse war absolut hilflos und verwundbar, wie er so auf dem Bauch lag und sich mit beiden Händen festhielt, während seine Beine über die Dachkante baumelten.
    Plötzlich erschrak er so sehr, daß er fast losgelassen hätte und gefallen wäre, denn das lauteste und furchterregendste jaulende Kreischen seines Lebens zerriß ihm schier das Trommelfell. Zusammenzuckend und sich verzweifelt festkrallend, verdrehte Hanse den Hals, um hochsehen zu können.
    Der beysibische Wächter taumelte unter dem Schock des grauenvollen Schreis, und Hanse sah den verschwommenen roten Streifen, der Wunder im Sprung war. Die Katze begann Löcher in Starrauges Arm zu fressen, und der völlig verwirrte Idiot von einem Beysiber vergaß, was er eigentlich hatte tun wollen, und schlug mit dem Schwert nach der Katze. Dadurch fügte er sich nicht nur selbst Schmerzen zu, sondern verlor auch das Gleichgewicht. Mit nicht mehr als einem Ächzen flog er durch die Zinnen, über Hanse hinweg und gute hundert Fuß in die Tiefe, wo er mit einem dumpfen Laut aufschlug.
    Mignureal hat es richtig gesehen! dachte Hanse und zog sich ganz auf das Dach. Sie wußte es, und Wunder hat mir das Leben gerettet. Wahrscheinlich sogar zweimal. Aber jetzt ist sie mit dem Beysiber hinuntergestürzt … Wie bringe ich das Ahdio bei? Und dann stand er auf den Füßen, bereit, nach dem straff gespannten Seil zu greifen, das hinunter und hinüber und wieder hinunter führte, und die Katze saß auf der nächsten Zinne und fragte: »Mraur?«
    Hanse mußte lachen. »Ich mag dich, Katze«, erklärte er ihr. »Möchtest du dich auf meine Schulter setzen, bis ich unten bin? He, vorsichtig! Wenn du die Krallen einsetzt, sag’ ich Ahdio, daß du von zu vielem Mäusefressen verweichlicht bist!«
    Und dann ging es hinunter.
     
    Die Schlange aus dem Gemach der Beysa würde sehr nützlich sein, sie und ihr Gift, denn nur so könnte den Heilern auf ihrer Suche nach einem Gegengift ein Erfolg beschieden sein. Und was die Beysa betraf, nun, sie würde ihre Freude an der Sandviper in ihrem Bett haben. Und mit der Ti-Beysa-Krone feierte die VFBF einen Triumph ohne gleichen!
    In dem wirren Durcheinander all der jubelnden VFBF-Leute verzog sich Hanse in die Schatten und entfloh der Lobhudelei, wie er es sah. Von Verschwiegenheit würde wohl keine Rede mehr sein können. Der Diebstahl und der Schlag, der den Invasoren versetzt wurde, waren eine so große Leistung für die VFBF, daß sie es einfach herumposaunen mußte! Und jemand würde sagen: »Das verdanken wir Nachtschatten!«
    Ich muß raus aus dieser verdammten Stadt!
     
    Mignureal folgte ihm den langen, langen Weg den Berg hinauf. Sie führte einen Esel, er ein Pferd.
    »Ich muß die Stadt verlassen«, hatte er ihr erklärt. »Möglicherweise – möglicherweise für immer. Du kommst doch mit, nicht wahr?«
    Sie hatte ihn lange angeblickt

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