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Sturm über Freistatt

Titel: Sturm über Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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eigenartiger Stimme sagte:
    »Hanse – nimm die rote Katze mit!«
    »Wa-as?«
    »Wenn du für Freistatt das Seidenseil hochkletterst, Hanse, dann nimm die rote Katze mit.«
    Hanse schloß sie wieder in die Arme und blickte ins Leere. Götterverdammt, überall ist Zauberei, und offenbar weiß jeder in Freistatt, was ich vorhabe, und jeder hat einen guten Ratschlag für mich und will, daß ich was mitnehme! Wenn das so weitergeht, werde ich so beladen sein, daß ich nicht einmal ins Bett steigen könnte!
    Er übertrieb natürlich.
    Nur zwei wußten Bescheid: eine durch Zauberei, und Mignue durch ihre S’danzo-Fähigkeiten. Er erinnerte sich an den braunen Krug, und als Mignuel überrascht sagte: »Oh! Was mache ich denn hier? Ich muß nach Hause und mich um alles kümmern!« war ihm klar, daß er sich zu Fuchs’ Kneipe begeben mußte. Mignureal wirbelte herum und rannte davon.
    Hanse seufzte tief, rieb sein Gesicht und ging benommen weiter.
    Eine kurze Weile später blickte er Ahdiovizun mit Augen wie schwelende Kohlen an. »Ahdio, ich …«
    »Hanse! Großer Gott Ils und Shalpa, Hanse! Ich wollte sowieso mit dir reden! Du wirst nicht glauben, was passiert ist, nachdem ihr drei das letztemal weggegangen seid! Die olle Wunder ist auf den Tisch in der hinteren Kammer gesprungen und hat das ganze Bier in deinem Krug, an das sie rankam, aufgeschleckt, dann schrie sie und scharrte, bis ich ihr den Rest in ein Schälchen goß! Aber die Krüge von den beiden andern rührte sie nicht an! Was hast du mit der Katze gemacht – bist du ein Zauberer, Hanse?«
    »Ahdio«, sagte Hanse, als hätte er ihn überhaupt nicht gehört und ohne eine Miene zu verziehen. »Ich muß mir Wunder ausleihen. Nur für heute nacht. Bitte, Ahdio, verweigere sie mir nicht. Ich brauche sie unbedingt!«
    »Hanse, die Katze würde nie …«
    Ahdio unterbrach sich verdutzt, als Wunder hereinkam und sich an Hanses gestiefelten Beinen rieb.
    Und so trug Nachtschatten jetzt eine Katze in einem kratz- und beißsicheren Beutel an seiner Brust, eine Flasche in seinem Gürtelbeutel und einen (vermutlich) zauberkräftigen Stock sowie einen Bogen und zwei Pfeile auf dem Rücken. Die Katze hatte ein beachtliches Gewicht, dabei war Hanse es gewöhnt, so gut wie ohne irgendeine Last zu klettern. Doch das Zeug auf seinem Rücken stellte das Gleichgewicht wieder her, und Wunder verhielt sich völlig ruhig. Hanse sagte sich, daß die Katze auch nicht viel mehr wog als der braune Krug mit den Kreuzen, und kletterte immer höher. Schließlich spähte er durch das rautenförmige Fenster in das prunkvolle Gemach, das einst dem Prinz-Statthalter Kadakithis gehört hatte und nun von der Beysa bewohnt wurde. Niemand hielt sich momentan darin auf.
    Hanse schwang sich hinein. Ohne sich weiter umzusehen, sorgte er zunächst einmal, wie geplant, für seinen Rückweg.
    Das Seidenseil, das vom Spitzturm baumelte, konnte er vergessen. Das, an dem er heruntergekommen war, hing von der Dachmauer über ihm, ebenso das dritte, das eine beachtliche Länge hatte. Er fädelte es durch den vorbereiteten Pfeil und ließ den Rest aus dem Fenster fallen. Dann machte er sich daran, den Pfeil an den Kurzbogen zu legen und zu zielen, so gut er es eben vermochte.
    Ich schaffe es! Ich muß! Ich möchte das Ding doch nicht wieder hochziehen und noch einmal schießen müssen! Hanse, du schaffst es! Atme erst mal aus, dann ein, wieder aus und dann tief ein. Zieh! Ziel! Hoppla! Jetzt …
    Die Sehne sirrte, und der Pfeil schoß durch das Fenster, mit dem Seil im Schlepptau.
    Hanse blickte ihm nach und erkannte sofort, daß es ein lausiger Schuß war, der einen großen Bogen nach links machte und weit vom Ziel abkam. O tausendäugiger Ils! Da stand auch noch jemand unten und sah ihn. Wenn das ein Starrauge ist!
    Doch es war glücklicherweise einer der VFBF-Posten. Er ließ den Pfeil an sich vorbeischwirren, fing das Seil, hob es hoch, winkte und rannte damit zu der Stelle, wo Kama und der Schütze warteten. Ich wußte doch, daß ich es schaffe, dachte Hanse jetzt grinsend. Er drehte sich um und öffnete den steinharten Beutel an seiner Brust. Federleicht sprang Wunder heraus auf das seidenüberzogene Bett. Dort blieb sie sitzen, begutachtete eine Pfote und säuberte sie mit der Zunge.
    Na wunderbar! stöhnte Hanse lautlos. Mignureal war eben eine noch sehr junge S’danzo und unerfahren, da konnte sie sich schon noch täuschen. Und er mußte die dumme Katze auch wieder hinunterschleppen! Aber der

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