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Sturm über Freistatt

Titel: Sturm über Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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eifrig hämmerte, wäre sie selbst zur Kanalratte geworden. Sie kannte Zips Art von halsstarrigem Stolz – und wußte, ebenso wie er selbst, daß schon die kleinste Laune des Schicksals ihn erbarmungslos und ohne Vorwarnung wie Ungeziefer zerquetschen konnte. Er war da in etwas gestolpert, das größer und gefährlicher war, als er sich je hätte vorstellen können. So sehr er sich nach Nervenkitzel und Ruhm sehnte, so sehr fürchtete er es auch.
    »Was wissen die Priester schon?« sagte er, als hätte je ein Priester mit ihm gesprochen. »Sie kriechen vor den Schlangen! Über Vashanka wissen sie gar nichts!«
    »Wenn du soviel mehr weißt als sie, dann weißt du erst recht mehr als eine S’danzoseherin.« Sie schob ihm das Goldstück wieder zu.
    »Eine Wahrsagerin, die nur halb S’danzo ist und wußte, daß die verdammte Flotte kommen würde, könnte auch mit Vashanka sprechen, wenn sie es wagte!« Er ignorierte die Münze und erwiderte ungerührt ihren Blick.
    Alles, was in Freistatts Gosse überlebte, war gefährlich. Zip hatte mit seinen Visionen bereits den Frieden ihres Hauses gefährdet; wenn er die Wahrheit über seine Gebete und Opfer und den Altar erfuhr, würde ihn das noch gefährlicher machen – oder weniger gefährlich?
    »Behalte dein Gold und alles andere. Vashanka hört niemanden mehr.«
    Er zuckte zurück, als hätte sie ihn geschlagen. Gewiß hatte er die Gerüchte gehört, hatte den Sturm erlebt, der Vashankas Namen von den Giebelsteinen des Pantheons gelöscht hatte.
    Vielleicht hatte er nicht so recht geglaubt, daß der rankanische Sturmgott am Himmel über Freistatt besiegt worden war, aber er hätte lernen müssen, sein Entsetzen zu verbergen, wenn er überleben wollte.
    »Ich opfere ihm Blut auf meinem Altar – und er nimmt es an!«
    »Narr! Überlaß die Götter den Priestern. Bloß weil du einen Haufen zerfallender Steine im Schlamm beim Schimmelfohlenfluß gefunden hast, glaubst du, daß du Vashanka für deine Seite gewinnen kannst. Vashanka! Der Sturmgott von Ranke – und mit dem Blut eines Schweines!«
    »Er hört mich! Ich spüre ihn, aber ich kann ihn nicht hören! Er sagt mir irgend etwas, und ich kann ihn nicht hören!«
    »Du möchtest gar nicht wirklich wissen, wer dich hört! Könnte Ranke Vashanka einen Tempel erbaut und ihn an den Schimmelfohlenfluß verloren, und ganz Freistatt außer dir ihn vergessen haben?« Sie stand nun, lehnte über ihrem Tisch und brüllte ihm ins Gesicht, ohne an etwas anderes denken zu können, als an das Gelächter, das ER in ihrem Gedächtnis zurückgelassen hatte. Sie konnte noch nicht sehen, was dieser Bursche heraufbeschworen hatte, aber es wurde immer deutlicher, je länger er ihr gegenübersaß, und der Gedanke an seine Opfer und seine Erinnerungen auf sie einhämmerten.
    »Geh jetzt! Vashanka hört dich nicht! Kein Gott, der je angebetet wurde, hört dich! Nichts hört dich! Mögest du im Dung versinken und dich verschlingen, ehe irgend etwas dich je wieder hört!«
    Sie glaubte nicht, daß S’danzos die Gabe hatten, jemanden zu verfluchen, aber die Kanalratte glaubte es. Zip wich zurück, bis das Sonnenlicht an der Tür um seine Füße fiel, dann drehte er sich um und rannte, was er konnte. Er vergaß, sein Goldstück wieder mitzunehmen, vielleicht wollte er es auch nicht mehr.
    »‘Lyra! Was ist passiert?« rief Dubro besorgt durch die Tür. Er wollte sich umdrehen, um dem Kunden zu folgen, doch dann rannte er und fing Illyra auf, ehe sie über den Tisch fiel.
    Er hob sie auf die Arme und trug sie wie ein krankes Kind und machte sich Vorwürfe, daß er die Gefahr durch den jungen Mann nicht gespürt hatte. Illyra flüsterte stockende Worte in der alten S’danzosprache.
    Dieser Bursche, der nicht nur eine Kanalratte war, sondern wirklich das Gesicht einer Ratte besaß, hatte sie gezwungen etwas zu sehen, das nicht gesehen werden und an das sie sich nicht erinnern sollte. Doch mit jedem Atemzug, mit jedem Herzschlag prägten sich ihr die gesehenen Bilder und das Wissen darüber fester ein. Verzweifelt versuchte sie, sich dem Geschehenen zu verschließen, ehe es sich wie Gift in Wein ausbreitete und das gleiche mit ihr geschah wie mit dem Burschen. Sie formte das Wissen zu einem der schwarzen Aasfresser, die über dem Schlachthof kreisten, dann schickte sie es mit einem herzzereißenden Schluchzen fort.
    »‘Lyra, was hast du denn?« erkundigte sich ihr Mann. Er strich ihr übers Haar und trocknete ihre Tränen mit einem Zipfel seines

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