Sturm über Hatton Manor
ihm auf keinen Fall die Genugtuung verschaffen und es sich anmerken lassen. Und es gab
einen
Punkt, den sie sofort richtigstellen würde.
“Nur zu deiner Information …”, begann sie entschlossen.
Zu ihrem Verdruss ließ er sie auch diesmal nicht ausreden, sondern fragte schroff: “Was? Ich habe bereits alle Informationen über dich, die ich brauche. Ach übrigens, Mrs. Jenson ist nicht hier, um für dich zu kochen und sauber zu machen.”
Nun reichte es ihr! “Wozu ist sie dann hier, Nash?”, fuhr Faith ihn an. “Um mir hinterherzuspionieren? Habe ich sie heute Morgen deswegen in meinem Zimmer ertappt?”
Sie sah ihm an, dass ihm nicht gefiel, was sie sagte. Sein Pech! Glaubte er wirklich, er könnte sie in einem fort beleidigen, und sie würde es sich gefallen lassen?
“Wahrscheinlich hat sie die Wäsche zurückgebracht, die du unten gelassen hattest, damit sie sie wäscht”, erwiderte Nash stirnrunzelnd.
“Du meinst die Wäsche, die ich unten gelassen hatte, weil ich sie in die Maschine tun wollte, nachdem der Waschgang beendet war?”, korrigierte sie ihn und fuhr fort, bevor er etwas sagen konnte: “Hatte meine Firma nicht mit den Treuhändern vereinbart, dass ich von allem Gebrauch machen darf?”
“Dazu gehören aber nicht die Dienste einer Haushälterin”, konterte er.
“Ich meinte ja auch die Geräte und nicht die Haushälterin”, erwiderte Faith scharf und strich sich entnervt durchs Haar, als ihr klar wurde, dass es unmöglich war, mit Nash eine normale Unterhaltung zu führen. Seine Bemerkungen hatten sie allerdings an etwas erinnert. “Es würde mir helfen, wenn es einen Grundriss vom Haus gibt und du ihn mir zur Verfügung stellen könntest”, fügte sie steif hinzu.
“Du meinst, es erspart dir die Mühe, selbst einen Grundriss anzufertigen – so kannst du deine Zeit mit anderen Dingen verbringen und zum Beispiel herausfinden, welche Gegenstände leichter zu entfernen sind. Also, zu deiner Information …”
“Nein, zu
deiner
Information …”, fiel sie ihm ins Wort. “Ich habe mir die Ziergegenstände im Garten nur angesehen, weil …”
Während sie sprach, schlugen die Seiten des Notizblocks, den sie neben sich auf den Boden gelegt hatte, plötzlich in der leichten Brise um und erregten seine Aufmerksamkeit. Instinktiv bückte sie sich, um den Block aufzuheben, doch Nash war schneller. Als er ihre Aufstellung las, trat ein so verächtlicher Ausdruck in seine Augen, dass sie beinah geweint hätte.
“Sag nichts mehr”, riet er ihr, während er den Zettel durchriss. “Ich bin nur froh, dass Philip nicht mehr miterleben muss, was aus dir geworden ist. Er hat dir
vertraut
, Faith.”
“Und ich habe sein Vertrauen
nie
missbraucht …”, begann Faith leidenschaftlich und verstummte dann, als sie seinen Blick sah. Was hatte es für einen Sinn, mit ihm zu reden? Sie wandte sich ab und ging, so schnell sie konnte, zum Haus zurück.
Faith war ganz zufrieden mit sich. Nach ihrer Begegnung mit Nash war sie in den Ort gefahren. Dort hatte sie nicht nur ein leckeres Sandwich zu Mittag gegessen, sondern auch ein sehr interessantes Buch von einem ansässigen Historiker entdeckt, das detailgetreue Zeichnungen von Hatton House zum Zeitpunkt seiner Entstehung enthielt.
Plötzlich klingelte ihr Mobiltelefon, und als sie das Gespräch entgegennehmen wollte, erkannte sie auf dem Display Roberts Nummer.
“Ich bin noch in London und fahre jetzt los”, erzählte Robert. “Wenn ich nicht im Verkehr stecken bleibe, müsste ich also bald da sein. Wie läuft es? Ach, übrigens, danke für deine Nachricht wegen der Ziergegenstände im Garten. Ich bin mir nicht sicher, wie es sich damit verhält. Ich muss erst mit Nash darüber reden, aber wenn sie auf dem Anwesen bleiben, müssen wir dafür sorgen, dass sie nicht beschädigt werden. Vermisst du mich?”, fügte er unvermittelt in einem ganz anderen Tonfall hinzu.
Er lachte, als sie nicht sofort antwortete, und fuhr noch sanfter fort: “Du musst es mir nicht jetzt sagen. Du kannst es mir später lieber
zeigen
.”
Bevor sie etwas erwidern konnte, hatte er schon aufgelegt.
Ihre nächste Begegnung mit Nash erfolgte kurz darauf, als Faith in die Küche ging, um sich eine Tasse Kaffee zu kochen. Sie goss gerade das kochende Wasser in den Becher mit dem Instantkaffee, als die Hintertür aufging und Nash hereinkam.
“Bevor du etwas sagst – ich habe mir den Kaffee selbst gekauft, und die Treuhänder sind damit einverstanden, dass ich
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