Sturm über Hatton Manor
machen, oder?”, fügte er resigniert hinzu.
Ein Blick auf Faith bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen.
Faith spürte, wie sie am ganzen Körper zu zittern begann. Nun, da ihr Verlangen abgeklungen war, konnte sie nicht mehr begreifen, warum sie sich so verhalten hatte. Sie zwang sich, seinem wütenden Blick standzuhalten.
“Ich … ich kann nicht schwanger werden”, erwiderte sie stockend. “Nicht nach diesem einen Mal …”
Sein höhnisches Lachen schockierte sie noch mehr als seine Zurückweisung.
“Ich fasse es nicht”, hörte sie ihn sagen. “Und das aus deinem Mund. Deine Tutoren haben dich wegen deiner Reife und deiner Intelligenz in den höchsten Tönen gelobt, wegen deines Verantwortungsbewusstseins und deines Mitgefühls für andere Menschen.”
“Du hast die Berichte meiner Tutoren gelesen?” Argwöhnisch runzelte sie die Stirn.
“Sie lagen deinen Referenzen bei”, erklärte Nash nach einer kurzen Pause. “Aber das spielt jetzt keine Rolle”, fügte er verächtlich hinzu. “Es gibt wichtigere Dinge, über die wir beide uns jetzt Sorgen machen müssen, stimmt’s?”
Ihr brannten die Wangen, und sie wandte sich ab. Natürlich hatte er recht, und sie hatte keine Ahnung, wie sie so dumm hatte sein können.
Nash öffnete die Tür und zögerte dann wieder. “Weiß Ferndown von deiner … Jungfräulichkeit?”, erkundigte er sich unvermittelt.
Faith errötete noch tiefer, diesmal allerdings vor Zorn. “Was geht dich das an?” Sie biss sich auf die Lippe, als sie seinen Blick bemerkte, “Nein! Nein, er weiß es nicht”, gestand sie schließlich widerstrebend.
7. KAPITEL
Es war fünf Uhr nachmittags. Sie hatte Nash seit fast zwei Tagen nicht mehr gesehen – seit jenem Abend, an dem er ihr Schlafzimmer verlassen hatte –, und aus irgendeinem Grund empfand Faith es inzwischen als bedrückend, in dem großen Haus allein zu sein. Lag es tatsächlich daran, dass das Haus so leer war, oder an seiner Abwesenheit?
An Ersterem natürlich, sagte sie sich, während sie versuchte, sich wieder auf ihre Arbeit zu konzentrieren.
Als sie am nächsten Morgen nach unten gekommen war und in der Küche einen Zettel von ihm vorgefunden hatte, auf dem er ihr mitteilte, er habe aus beruflichen Gründen wegfahren müssen, war sie zuerst sehr erleichtert gewesen. Sie wollte am liebsten vergessen, was am Vorabend zwischen ihnen vorgefallen war.
Geistesabwesend begann Faith, auf ihrem Notizblock zu kritzeln, und war entsetzt, als sie feststellte, dass sie zwei sich überschneidende Herzen gezeichnet hatte. Was war bloß mit ihr los? Sie liebte Nash nicht mehr, und er liebte
sie
ganz bestimmt nicht. Doch sie hatte …
Ihr brannten die Wangen, und sie stand auf und ging zum Fenster des Arbeitszimmers. Ihre Anwesenheit hier in Hatton war der Grund für ihre Probleme und das, was passiert war – ihre und Nashs Anwesenheit. Allerdings war Nash nicht da, sodass sie eigentlich in der Lage sein müsste, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren …
War Nash tatsächlich beruflich unterwegs, oder war er weggefahren, um auf Abstand zu gehen und ihr zu beweisen, dass er sie nicht in seinem Leben haben wollte?
Faith verspannte sich, und ihr Herz klopfte schneller, als die Tür zum Arbeitszimmer geöffnet wurde. Es war allerdings nur die Haushälterin Mrs. Jenson.
“Ich gehe jetzt weg”, informierte sie sie.
Faith rang sich ein Lächeln ab und war sich dabei nur zu deutlich der Feindseligkeit bewusst, die Mrs. Jenson ausstrahlte. Sie hatte sie vom ersten Moment an gespürt und bildete sich bestimmt nicht ein, dass Mrs. Jenson nun, da Nash nicht da war, sich ihr gegenüber noch abweisender verhielt. Habe ich nicht schon genug Probleme, als dass ich mir darüber auch noch Gedanken machen muss?, überlegte Faith, während die Haushälterin das Haus verließ, und widmete sich dann wieder ihrer Arbeit.
Sie versuchte sich auszumalen, wie Hatton House nach dem Umbau aussehen würde, schaffte es zu ihrem Verdruss allerdings nicht. Die einzige Person, die sie sich hier vorstellen konnte, war Nash.
Die einzige Person?
Aufgewühlt drehte sie sich um. Es war doch ganz natürlich, wenn sie an ihn dachte und sich dabei vorstellte, wie er mit seiner Familie hier wohnte. Ja, vielleicht. Aber war es auch natürlich, wenn sie zwei kleine Mädchen und zwei kleine Jungen vor sich sah, die seine unverwechselbaren topasfarbenen Augen und ihre Haarfarbe hatten? Meine Fantasie spielt mir bloß einen Streich, entschied Faith.
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