Sturm über Hatton Manor
hatte?
Faith wollte ihm gerade klarmachen, dass er sich gründlich täuschte, als Nash fortfuhr: “Du wolltest eine gute Partie machen, und genau das hast du erreicht.”
Er nahm an … Plötzlich fühlte sie sich ganz schwach und schloss die Augen, zu sehr in ihren Gefühlen gefangen, um seine ungeheuerliche Anschuldigung widerlegen zu können.
“Ach, und nur für den Fall, dass du auf dumme Gedanken kommen solltest: Ich werde dich nicht mehr aus den Augen lassen, bis wir verheiratet sind.”
“Bis wir … Aber das heißt …”, protestierte sie und verstummte dann.
“Ja?”, hakte er nach.
“Wir heiraten erst morgen. Was hast du vor, Nash? Willst du die ganze Nacht vor meinem Zimmer Wache halten, um dafür zu sorgen, dass ich nicht die Flucht ergreife?”
Als er schwieg und sie ihn ansah, wurde ihr klar, dass sie zu weit gegangen war.
“
Vor
deinem Zimmer?” Wieder bedachte er sie mit einem vernichtenden Blick. “Sei nicht so naiv, Faith. Da wir die Ehe bereits vollzogen haben, hätte es wenig Sinn, wenn wir nicht im selben Bett schlafen würden. Und so kann ich viel besser gewährleisten, dass du keine Dummheiten begehst …”
“Wie denn?”, fragte Faith ihn wütend. “Indem du mich ans Bett …?”
Sie verstummte, als Nash trügerisch sanft sagte: “Führ mich nicht in Versuchung. Träumst du von Fesselspielen, Faith?”
Faith war entsetzt. “Nein”, entgegnete sie sofort.
“Nein? Dann gefällt dir die Vorstellung nicht, einen Mann gefühlsmäßig zu versklaven, sodass er sich nach deiner Liebe sehnt? Fesselspiele müssen nämlich nicht immer körperlich sein”, fügte er herausfordernd hinzu.
“Mir gefällt die Vorstellung nicht, dass die Partner in einer Beziehung nicht gleichberechtigt sind”, erklärte sie mutig. Sie konnte einfach nicht fassen, dass dies tatsächlich passierte. Dass Nash sie heiraten wollte, weil er derart antiquierte Moralvorstellungen hatte. Noch dazu mit einer Eheerlaubnis – wie zwei verzweifelte Liebende, die sich danach sehnten, zusammen zu sein.
Ich werde mich jedenfalls überhaupt nicht wie eine Braut fühlen und auch nicht so aussehen, sagte sie sich und dachte an die Sachen, die sie mit nach Hatton genommen hatte. Falls jemand anders als Nash versucht hätte, sie zu einer Heirat zu zwingen, hätte sie sich dagegen gewehrt und ihn dazu gebracht, seine Meinung zu ändern. Doch wie sie aus Erfahrung wusste, wich Nash niemals von seiner Meinung ab.
“Du kannst diese Ehe unmöglich wollen”, protestierte sie in einem letzten, verzweifelten Versuch, ihn zur Vernunft zu bringen.
“Es geht nicht darum, was ich
will”
, konterte er sofort, “sondern darum, was ich tun muss.”
“Aber wir lieben uns nicht, und wenn ich kein Kind bekomme …”, begann sie.
“Was dann?”, meinte er zynisch, da er sie offenbar falsch verstanden hatte. “Suchst du dir dann einen Liebhaber? Wenn du es tust, solltest du dich vergewissern, dass er dich wirklich will und es sich leisten kann. Ich werde es nämlich nicht hinnehmen, wenn meine Frau mich betrügt – und in Anbetracht unserer Vergangenheit …”
Wütend funkelte er sie an, und bestürzt stellte Faith fest, dass sie als Erste den Blick abwandte.
Nervös zog Faith sich die Bettdecke unters Kinn und sah zur Schlafzimmertür. Sie hatte zwei der pflanzlichen Schlaftabletten geschluckt, die sie manchmal nahm, und hoffte, dass sie schon schlafen würde, wenn Nash seine Drohung wahr machte und sich zu ihr legte.
An Flucht war überhaupt nicht zu denken. Nash hatte seinen Wagen so geparkt, dass sie mit ihrem nicht daran vorbeikam, und außerdem die Haustür abgeschlossen. Eine innere Stimme sagte ihr, dass sie hätte fliehen können, wenn sie es wirklich gewollt hätte, aber Faith ignorierte sie. Was hätte sie den tun sollen? Aus dem Fenster springen?
Und falls sie tatsächlich schwanger war … Sie wusste, wie es war, ohne Vater aufzuwachsen, und hatte miterlebt, wie schwer es für ihre Mutter war, sie allein großzuziehen.
Allmählich wirkten die Tabletten. Faith merkte, wie ihr die Lider schwer wurden. Morgen würde sie Nash heiraten. Sie erschauerte leicht. Nash … Ihr letzter Gedanke vor dem Einschlafen galt ihm.
Unten stand Nash regungslos vor dem Fenster im Arbeitszimmer und blickte in den dunklen Garten hinaus. Ihm war klar, dass viele Leute – Faith eingeschlossen – seinen Schritt als altmodisch und überflüssig betrachten würden. Doch er vertrat die Ansicht, dass man sich seiner
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