Sturm ueber Hatton Manor
Vorhersage immer mehr in Richtung Hatton zu ziehen.”
Sie waren jeder mit seinem Wagen nach Oxford gefahren, weil David Lincoln auf der anderen Seite der Stadt wohnte. Wenige Minuten nachdem er die Rechnung verlangt hatte, saß Nash in seinem Wagen und fuhr in hohem Tempo nach Hatton. Als er das Radio einschaltete, erfuhr er, dass das Unwetter stärker war als vermutet und außerdem in eine andere Richtung gezogen war. Stirnrunzelnd trat er das Gaspedal durch. Es ist ganz normal, dass ich mir Sorgen mache, sagte er sich. Schließlich war Faith vielleicht von ihm schwanger.
Das Unwetter war allerdings schneller als er. Er sah die Blitze vor sich über den Himmel zucken und hörte das ohrenbetäubende Donnern. Anhand des Abstands zwischen Blitz und Donner konnte er ausrechnen, dass das Zentrum des Gewitters noch einige Meilen entfernt war.
Erneut zuckte ein heller Blitz über den Himmel. Nash fluchte, als er wenige Minuten später feststellte, dass dieser in einen Baum eingeschlagen war und ein dicker Ast auf die Straße gefallen war und diese blockierte. Schnell wendete er und fuhr wieder zurück. Nun musste er einen Umweg nehmen, der ihn eine halbe Stunde kosten würde.
Er warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett …
Faith zitterte, als ein weiterer Blitz die Dunkelheit vor ihrem Schlafzimmerfenster erhellte. Ängstlich begann sie zu zählen und wartete auf den Donner. Zehn Sekunden … zwanzig … Das Gewitter war noch einige Meilen entfernt. Hier konnte ihr nichts passieren. Daher hatte sie keinen Grund, in Panik zu geraten. Hatton hatte in den hundert Jahren seiner Erbauung schon unzähligen schweren Unwettern getrotzt.
Allerdings lag das Haus auf einer Anhöhe, und die hohen Kamine ragten hoch in den Himmel. Es war also gut möglich, dass der Blitz darin einschlug. Außerdem war ihr Fenster wie so viele Kinderzimmerfenster in früheren Zeiten einmal vergittert gewesen und daher noch von einem Metallrahmen eingefasst. Wenn der Blitz darin einschlug …
Kaum war ihr dieser Gedanke gekommen, erhellte ein neuer Blitz das Fenster. Panik erfasste Faith.
In jenem Sommer damals hatte es auch ein Gewitter gegeben. Sie hatte sich im Flur zusammengekauert und sich die Ohren zugehalten. Dort hatte Nash sie schließlich gefunden. Er hatte sie in sein Zimmer gebracht, mit ihr geredet und sie beruhigt und war erst wieder gegangen, als das Unwetter vorbeigezogen war.
Nash!
Faith rief seinen Namen, als es wieder donnerte. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und nur noch instinktiv handeln, von unbändiger Angst beherrscht. Sie riss die Tür auf und rannte den Flur entlang. Keuchend erreichte sie Nashs Zimmer. Es war dunkel und wirkte wie eine Oase der Ruhe und des Friedens.
Hier würde sie sicher sein, das spürte sie. Als sie die Tür schloss, hörte sie, wie das Gewitter noch näher kam. Zitternd kroch sie ins Bett und zog sich die Decke über den Kopf.
“Komm”, hatte Nash damals zu ihr gesagt, sobald das Blitzen und Donnern nachgelassen hatte. “Das Gewitter ist jetzt abgezogen. Du kannst wieder in dein Bett gehen.”
“Ich will aber nicht”, protestierte sie. “Ich möchte bei dir bleiben.”
Und sie klammerte sich an ihn, damit er sie nicht wegschickte. Sie spürte seinen Herzschlag, der sich beschleunigte, als sie sich bewegte. Und ihr Herz pochte heftig, während sie insgeheim betete, dass sie bei ihm bleiben und ihm zeigen durfte, wie sehr sie ihn liebte und wie erwachsen sie war … bereit, mit ihm eins zu werden.
Doch Nash schüttelte den Kopf und erklärte entschlossen: “Du kannst nicht hierbleiben, Faith, das weißt du …”
Und bevor sie protestieren konnte, hatte er sie hochgehoben, in ihr Zimmer getragen und ins Bett gelegt, als wäre sie noch ein kleines Mädchen.
Ein weiterer Donner ertönte. Faith schrie auf, hörte es jedoch nicht einmal. Verzweifelt griff sie nach dem Kissen und legte es sich über den Kopf. Erst als der Donner verhallte, stellte sie fest, dass Nashs Duft dem Kissen anhaftete. Während sie ihn einatmete, wurde sie von intensiven Gefühlen übermannt. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Alles zwischen ihnen hätte anders sein können, wenn Nash ihr geglaubt, ihr vertraut und sie geliebt hätte. Unwillkürlich erinnerte sie sich an jenen Abend, der das Ende ihrer Träume bedeutet hatte …
Sie war am Wochenende davor in Hatton gewesen, und Nash hatte ihr erzählt, er würde wegfahren. Ihr war schlichtweg nie in den Sinn gekommen, dass die Mädchen
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