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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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verschafft, was ich brauchte«, warf Stragos ein, »wenn auch nicht so, wie Sie es beabsichtigt hatten. Sergeant, gab es Schwierigkeiten, als Sie die Gefangenen aus dem Sündenturm holen wollten?«
    »Requin weigerte sich, uns Zutritt zum Gebäude zu gewähren, Protektor.« »Requin weigerte sich, Ihnen Zutritt zum Gebäude zu gewähren«, wiederholte Stragos und ließ sich jedes einzelne Wort genüsslich auf der Zunge zergehen. »Damit hat er sich auf eine inoffizielle Tradition berufen und das geltende Gesetz missachtet. Damit hat er mir eine Handhabe gegeben, meine Truppen in seinen Turm zu schicken, um das zu tun, wozu die von ihm gekauften Konstabler nicht in der Lage sind – nämlich diesen Dreckskerl so lange einzusperren, bis er bereit ist, über die Aktivitäten seiner guten Freunde, der Priori, Auskunft zu geben. Das ist meine Chance, auf die ich so lange gewartet habe. Und damit besteht kein Bedarf mehr, dass ihr zwei in meinen Gewässern Unruhe stiftet.« »Stragos, du verdammter …«
    »Genau genommen«, fuhr der Archont fort, »seid ihr in jeder Hinsicht überflüssig geworden.« »Wir hatten eine Abmachung!«
    »Und an die hätte ich mich auch gehalten! Aber ihr habt euch mir widersetzt! Ich hatte ausdrücklich betont, dass ich in einer speziellen Sache auf bestimmte Dinge großen Wert lege, aber ihr habt meinen Befehl nicht befolgt!« Vor Wut bebend stand er von seinem Stuhl auf. »Meine Anweisung lautete, die Männer und Frauen vom Amwind-Felsen am Leben zu lassen! Aber ihr habt sie ermordet.«
    »Nein, das ist unmöglich …«, begann Locke verstört. »Wir betäubten sie mit diesem Zeug, ›Weißer Traum‹, und ließen sie dann liegen …«
    »Mit durchgeschnittenen Kehlen!«, fauchte Stragos. »Nur die beiden Wächter auf dem Turm haben überlebt; wahrscheinlich weil ihr zu faul wart, die Treppen hochzusteigen und sie zu erledigen.« »Aber wir haben niemandem …«
    »Wer sonst war in dieser Nacht auf meiner Insel, Kosta? Das ist nicht gerade ein Ort, wo die Menschen in Scharen hinpilgern, oder? Wenn ihr zwei die Klinge nicht selbst geführt habt, dann habt ihr eben zugelassen, dass die Gefangenen sie umbrachten. Wie auch immer – die Schuld liegt bei euch.«
    »Stragos, ich schwöre Ihnen, ich weiß nicht, wovon Sie reden.« »Das bringt mir meine vier guten Männer und Frauen auch nicht zurück, oder?« Stragos verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Wir sind fertig miteinander. Der Klang Ihrer Stimme, Ihre unerträgliche Arroganz, diese Unverfrorenheit, gepaart mit Ihren dauernden Sticheleien … ich finde Sie zum Kotzen, Meister Kosta, und Sie haben ehrliche, brave Soldaten aus Tal Verrar ermordet. Sie bekommen keinen Priester, keine Zeremonie und kein Grab. Sergeant, geben Sie mir Ihr Schwert!« Der Sergeant der Allsehenden Augen, die die Verhaftung vorgenommen hatten, trat vor und zog seine Klinge. Mit dem Griff zuerst reichte er sie dem Archonten. »Stragos«, meldete sich plötzlich Jean. »Da wäre noch etwas.«
    Locke drehte sich zu Jean um und sah, dass er lächelte. »An diesen Moment werde ich mich für den Rest meines verfluchten Lebens erinnern.« »Ich …«
    Stragos konnte den Satz nicht beenden, denn plötzlich riss der Sergeant der Allsehenden Augen seinen Schwertarm zurück und stieß dem Archonten den Knauf seiner Waffe ins Gesicht.

9
     
     
    Sie machten es so:
    Die Allsehenden Augen zerrten Locke und Jean vom Hof des Sündenturms und verfrachteten sie in eine wuchtige Kutsche mit vergitterten Fenstern. Drei Allsehende Augen stiegen zu ihnen in die Kabine, zwei saßen oben und lenkten die Pferde, und drei bezogen hinten und an den Seiten Stellung.
    Am Ende der Straße, auf der höchsten Stufe der Goldenen Treppe, wo die Kutsche eine Linkskurve nehmen musste, um auf die Rampe zu gelangen, die zur nächsttieferen Ebene führte, versperrte eine andere Kutsche plötzlich den Weg. Die Allsehenden Augen brüllten Drohungen; der Fahrer der anderen Kutsche erging sich in wortreichen Entschuldigungen und schrie, seine Pferde seien ungewöhnlich störrisch. Dann sirrten Armbrustsehnen, und in einem Hagel aus Pfeilen kippten die ungeschützten Kutscher und die sich außen an die Kabine klammernden Allsehenden Augen von ihren Plätzen. Zu beiden Seiten der Straße tauchten Konstabler in voller Uniform auf, umringten die Kutsche und fuchtelten mit ihren Knüppeln und Schilden herum.
    »Weitergehen!«, schnauzten sie die verdatterten Fußgänger an, von denen einige so klug

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