Sturm über Tatooine
Ernten der Zukunft.«
Als er seine Proben gesammelt hatte, legte sich Nadon in den warmen Sand, betrachtete die Sterne am Nachthimmel und dachte an zu Hause. Nadon verfügte über ein perfektes Gedächtnis, und so ließ er die Vergangenheit vor seinem inneren Auge wieder aufleben, und die Bilder und Gerüche und Gefühle waren wieder so neu wie damals, so daß er die Gegenwart vergaß. Er erlebte noch einmal die Zeit, als er und seine Frau Fandomar einen kleinen, knorrigen Indyupbaum gepflanzt hatten, um die Empfängnis ihres Sohnes zu feiern. Für einen Moment sah sich Nadon wieder an der Seite seiner Frau knien, grub unter einem sonnendurchfluteten Wasserfall im dampfenden ithorianischen Dschungel ein Loch in die Erde und neigte dann den Kopf, um dem Lied einer Arrakschlange zu lauschen, die auf der Spitze einer nahen Klippe sang.
Dann erinnerte er sich an seine Kindheit, als er sacht mit beiden Mündern den süßen Duft einer purpurnen Donarblume eingeatmet hatte.
Nach dem Sturm der Erinnerungen fühlte sich Nadon schwach und erschöpft. Die Heimat. Nadon konnte nicht heimkehren. Einst war er ein großer Hohepriester gewesen, verehrt von seinem Volk, ein Ithorianer, der berühmt für seine Kenntnisse vieler landwirtschaftlicher Zeremonien war. Aber dann war Captain Alima mit seinem Sternzerstörer gekommen und hatte Nadon gezwungen, die Geheimnisse der ithorianischen Technologie an das Imperium zu verraten.
Nadon war daraufhin von seinem Volk verstoßen worden. Er hatte seine Strafe selber wählen können und sich entschieden, auf der öden Welt Tatooine zu leben – dem Äquivalent einer ithorianischen Hölle. Wie er einst seinem Volk geholfen hatte, die riesigen Wälder von Ithor zu pflegen, so pflegte Nadon nun die ausgedörrten Sandwüsten von Tatooine. Als Strafe für seine Verbrechen mühte er sich seitdem, Pflanzen zu züchten, die in diesen Wüsten überleben konnten, in der Hoffnung, daß eines Tages aus Tatooine eine fruchtbare und einladende Welt werden würde.
Nadon rief sich seine ersten Erinnerungen an Alima, Captain des imperialen Sternzerstörers Eroberer, ins Gedächtnis zurück. Alima war ein junger Mann mit schwarzen Haaren, einem kantigen Gesicht und grausamen Augen gewesen. Nadon war zu der Zeit frisch verheiratet und Hohepriester von Tafandabai.
Auf seiner Heimatwelt Ithor lebte Nadons Volk in riesigen schwebenden Städten, die Herdenschiffe genannt wurden und auf Repulsorkissen über die Wälder und Ebenen glitten, und Tafandabai war das größte und prächtigste planetare Herdenschiff auf Ithor. In jedem Herdenschiff wurden Hunderte von Biosphären mit peinlicher Genauigkeit bis hinunter zu der mikroskopischen Flora und Fauna der Ackerkrume reproduziert. Die Ithorianer ernährten sich nicht nur von den Pflanzen aus den Biosphären der Schiffe, sondern vor allem von den unbewohnten Wäldern Ithors – sie ernteten Obst und Getreide, gewannen Medikamente aus Fruchtmark und Pollen, verarbeiteten Pflanzenfasern zu reißfesten Stoffen und gewannen aus den ansonsten unbrauchbaren Wurzeln und Stengeln Mineralien und Energie.
Das Studium der Pflanzen und ihrer Verwendungsmöglichkeiten war der Lebensinhalt der meisten Ithorianer, und die besten Studenten wurden Priester, die die anderen führten und verhinderten, daß das Volk Pflanzen erntete, die denken oder fühlen konnten. Nur jene Pflanzen, die schliefen, jene, die kein Bewußtsein ihrer Existenz besaßen, durften geerntet werden, und das auch nur nach strengen Gesetzen: Für jede Pflanze, die bei der Ernte starb, mußten zwei neue gesät werden. Dies war das ithorianische Gesetz des Lebens.
Als Hohepriester hatte Nadon jahrzehntelang im Dienste des Lebens gestanden, bis Captain Alima unter einem Vorwand Tafandabai betreten und dann die Geheimnisse der ithorianischen Technologie verlangt hatte. Zuerst hatte sich Nadon geweigert, seine Geheimnisse zu verraten, bis Captain Alima die Blaster seines Sternzerstörers auf die denkenden Wälder der Cathor-Hügel gerichtet hatte. Tausende der Bafforr waren gestorben, Bäume, die in Nadons Jugend seine Lehrer und Freunde gewesen waren. Weder die Bäume noch die Ithorianer verfügten über die erforderlichen Waffen, um gegen das Imperium zu kämpfen.
Nach der Vernichtung des Waldes hatte Captain Alima seine Waffen auf Tafandabei gerichtet und Nadon zur Kapitulation aufgefordert. In einem letzten verzweifelten Versuch, sein Volk zu retten, hatte Nadon die Geheimnisse der ithorianischen
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