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Sturm über Tatooine

Sturm über Tatooine

Titel: Sturm über Tatooine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Süden in die nächste Schlacht. Alles in allem dauerte es fast ein halbes Jahr, um die Rebellion auf Devaron niederzuschlagen. Rebellionen, selbst jene, die scheiterten, sind langwierige Angelegenheiten. Als alles vorbei war, reichte ich meinen Abschied ein. Zunächst konnten sich meine Vorgesetzten, ausnahmslos Menschen, nicht entscheiden, ob sie mich gehen und zulassen sollten, daß mich meine »eingeborenen« Artgenossen umbrachten, sobald ich nicht mehr unter dem Schutz der imperialen Armee stand, oder ob sie meinen Antrag ablehnen und mich wegen Verrats hinrichten lassen sollten, weil ich es überhaupt gewagt hatte, auf einen derartigen Gedanken zu kommen.
    Soweit ich mich erinnere, war es mir egal.
    Sie ließen mich ziehen.
    Ich verschwand. Weder meine imperialen Vorgesetzten noch meine Familie oder meine Freunde, die meine Hörner begehrten und die ich zurückließ, sahen mich – oder meine Musiksammlung – jemals wieder.
     
    Zeit verging.
     
    Auf der anderen Seite der Galaxis, auf dem kleinen Wüstenplaneten Tatooine, in der Hafenstadt Mos Eisley, in einer versteckten Bar in der Nähe des Zentrums der heißen, staubigen Stadt, blickte ich von meinem leeren Glas auf und lächelte meinen alten Freund Wuher an.
    Es war ein höfliches Lächeln. Bei uns Devaronianern sind die Unterschiede zwischen Mann und Frau weit stärker ausgeprägt als bei anderen Spezies. Männer haben schärfere Zähne als Frauen; unsere evolutionären Vorfahren haben im Rudel gejagt. Frauen haben ebenfalls Reißzähne, aber auch Mahlzähne und können sich von Dingen ernähren, die für uns Männer unverdaulich sind. Doch etwa jeder fünfzigste devaronianische Mann wird mit beiden Sorten Zähnen geboren. Früher war es eine Überlebenshilfe; devaronianische Männer mit beiden Zahnsorten wurden vom Rudel als Späher eingesetzt. Sie hatten eine größere Reichweite und konnten in Gebieten überleben, wo ihre normalen Geschlechtsgenossen verhungert wären. Vielleicht ist es kulturell bedingt, vielleicht auch genetisch, aber Tatsache ist, daß Devaronianer mit Doppelzähnen im Rudel weniger Ansehen genießen als normale Männer.
    Allerdings bezweifle ich, daß normale Männer geschafft hätten, was ich geschafft habe.
    Meine äußere Zahnreihe ist weiblich, flach und ganz und gar nicht bedrohlich. Die innere Reihe, die aus scharfen, nadelspitzen Zähnen besteht, dient dem Reißen von Fleisch. Wenn ich mich bedroht fühle oder wütend bin, zieht sich die äußere Zahnreihe zurück. In derartigen Situationen ist es ein Reflex, aber ich kann es auch bewußt tun.
    Manchmal mache ich es absichtlich. Es erschreckt die Menschen… nun, es erschreckt die meisten Nichtfleischfresser, aber Menschen sind ein besonderer Fall, eine ganze Spezies von Allesfressern. Es gibt nicht viele intelligente Spezies von Allesfressern in der Galaxis. Ich habe eine Theorie über sie entwickelt: Sie sind Fressen, das sich entschlossen hat, sich zu wehren. Baumbewohnende Beutetiere im Fall der Menschen. Ich schätze, ihre eigene Kühnheit hat sie selbst überrascht, und deshalb sind sie so nervös.
    (Ein Mensch hat mir einmal einzureden versucht, daß Menschen Fleischfresser sind. Ich habe ihn nicht ausgelacht, trotz seiner Mahlzähne und seiner beiden lächerlichen, stumpfen Schneidezähne und einem Verdauungstrakt, der so lang ist, daß das Fleisch, das er aß, schon verrottet war, bevor es am anderen Ende wieder herauskam. Mit einem derartigen Körper würde sogar ich anfangen, Blätter zu fressen.)
    Wuher reagierte auf mein höfliches, stumpfzähniges Lächeln wie immer mit einem finsteren Blick. »Lassen Sie mich raten, Labria. Das Glas hat einen Sprung.«
    Wuher ist mein bester Freund auf Tatooine. Er ist ein untersetzter, häßlicher Mensch mit schlechten Manieren und ohne irgendeinen der menschlichen Vorzüge. Er haßt Droiden und interessiert sich ansonsten für nichts und niemanden. Ich mag ihn sehr. Seine Abscheu vor dem Universum ist von einer geradezu spirituellen Reinheit. Wenn es mir gelänge, ihn von seiner Liebe zum Geld zu befreien, könnte er sogar den Zustand der Gnade erreichen. »Ja, mein Freund. Es ist nicht mehr zu gebrauchen. Wenn Sie den Schaden beheben könnten…«
    »Womit?«
    »Oh, die bernsteinfarbene Flüssigkeit wäre geeignet, schätze ich.«
    »Merenzane Gold?«
    »Die Flasche trägt dieses Etikett«, bestätigte ich.
    »Ein Merenzane Gold, macht null Komma fünf Kredits.«
    Ich warf den halben Kredit auf den Tresen und wartete,

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