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Sturm über Tatooine

Sturm über Tatooine

Titel: Sturm über Tatooine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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während er mein Glas füllte. Merenzane Gold ist ein süßes, mildes Getränk, hinter dem viele tausend Jahre Brautradition stehen. Eine einzige Flasche kostet ab hundert Kredits aufwärts, je nach Jahrgang.
    Ich nippte an meinem Drink und lächelte wieder. Köstlich. Man hätte damit auch Triebwerksdüsen reinigen können, würde es nicht den Hitzeschild angreifen. Ich schlenderte zu meiner Lieblingsnische, die am weitesten von der Bühne entfernt war, und machte es mir mit meinen Ohrenschützern gemütlich.
    Ich war der erste Gast an diesem Morgen. Ich konnte mich kaum noch an die Zeit erinnern, als es anders gewesen war.
     
    Tatooine ist ein häßlicher, nutzloser kleiner Planet. Das einzig Bemerkenswerte an ihm sind Jabba und die Piloten, die er Jahr für Jahr hervorbringt. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, warum Jabba seine Basis ausgerechnet auf Tatooine errichtet hat; vielleicht, weil er so weit vom Kern entfernt liegt, daß er für das Imperium keine Bedeutung hat. Im Grunde spielt es auch keine Rolle.
    Was die Piloten betrifft, nun, Tatooine ist eine einzige Wüste voller Feuchtfarmen, die sich von Norden nach Süden erstrecken. Eine einzige Farm nimmt so viel Raum ein, daß die Farmer Gleiter benutzen müssen, wenn sie sich gegenseitig besuchen wollen; ihre Kinder lernen das Fliegen schon in jungen Jahren. Auf den meisten Farmen Tatooines braucht man einen Tag, um von einem Ende zum anderen zu wandern, aber wahrscheinlich würde man unterwegs verdursten.
    Ich hasse Tatooine. Ich bin mir immer noch nicht sicher, warum ich überhaupt hiergeblieben bin. Eigentlich sollte er nur eine Zwischenstation sein, das weiß ich noch genau. Ich war Maxa Jandovar gefolgt, der großen – nun, groß für einen Menschen – Bandfillistin. Aber ich verpaßte sie. Sie war eine von einem halben Dutzend lebender Künstler, deren Live-Auftritte einen Besuch lohnten, und ich hatte sie noch nicht gesehen. Ich war schon seit einem halben Jahrzehnt hinter ihr her, graste die galaktische Provinz nach ihr ab, sprang von Planet zu Planet, aber stets verpaßte ich sie um Wochen oder Tage und, in einem Fall, der mich dem Zustand der Gnade fast greifbar nahebrachte, nur um einen halben Tag. Es gab keinen offiziellen Tourneeplan; die Gründe dafür lagen auf der Hand. Das Imperium würde sich zwar nicht die Mühe machen, sie zu jagen, aber wenn sie bekanntgab, wo sie als nächstes auftrat, würde sie bei ihrer Ankunft am Raumhafen mit Sicherheit von einer Abteilung Sturmtruppen erwartet werden.
    Das Imperium traute Künstlern nicht. Vor allem nicht den großen. Politik interessierte sie nicht, und sie bestanden darauf, die Wahrheit auch dann zu sagen, wenn sie nicht erwünscht war.
    Sie verhafteten Maxa Jandovar auf Morvogodine. Sie starb im Gefängnis. Ich befand mich auf Tatooine, als die Nachricht eintraf, und wollte soeben nach Morvogodine fliegen.
    Irgendwie blieb ich dann hängen.
     
    Nachtlilie die H’nemthe setzte sich ans Ende des Tresens und blickte gelangweilt und lüstern drein. Jemand tat mir mächtig leid.
    »He, Wuher!«
    Wuher blickte vom Ende des Tresens zu mir hinüber. »Ja?«
    »Universelle Wahrheit Nummer Eins: Sagen Sie nie zu einer H’nemthe, die größer ist als Sie: ›Tja, warum beißen Sie mir nicht einfach den Kopf ab?‹«
    Er lächelte nicht. Der Trottel.
    In der Nische neben mir versuchten zwei Menschen, einen moorinischen Söldner zu einem Raubüberfall auf eine Bar am anderen Ende von Mos Eisley zu überreden; ich nahm mir vor, den Besitzer der Bar anzurufen und ihn – gegen Bezahlung – vor den Männern zu warnen. Nicht, daß es aussah, als würde der Mooriner ihnen helfen. Nur einer der Menschen beherrschte die Sprache des Söldners, sein Akzent war grauenhaft und seine Syntax gelegentlich hysterisch. Ich konnte erkennen, daß der Söldner Mühe hatte, sie ernst zu nehmen. Schließlich fauchte der Söldner, Obron Mettlo, sie an, daß er ein Soldat sei, ein Kämpfer; er erwähnte außerdem einige der Schlachten, in denen er gekämpft hatte. Von den meisten hatte ich tatsächlich schon gehört – falls er nicht log, war er ein erfahrener Profi.
    »He, Wuher!«
    Wuher blickte vom Ende des Tresens zu mir hinüber. »Ja?«
    »Was ist jemand, der zwei Sprachen spricht?«
    »Zweisprachig.«
    »Jemand, der eine Sprache spricht?«
    Er dachte einen Moment nach. »Einsprachig?«
    »Ein Mensch.«
    Fast hätte er gelächelt, aber er beherrschte sich im letzten Augenblick.
     
    Der Tag zog sich in die Länge.

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