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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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auch schneller und stärker, als der beste dramilische Kämpfer, so konnten sie einer mehr als zehnfachen Übermacht doch nicht standhalten. - Dennoch gab es jetzt etwas zu tun, was keinen Aufschub duldete:
    Gerade setzte der Siegesjubel der Dramilen ein, die glaubten, der Gegner habe sich zur Flucht gewandt, als leises Klirren durch die Nacht zu ihnen herüberdrang. Die Scharleute hatten die Rohre zerschlagen, die Aganez' Feuer enthielten.
    Augenblicke später wälzte sich eine lohende Feuersbrunst auf die Angreifer zu, die sich in wilder Flucht und maßlosem Entsetzen wieder an die Wassergrenze zurückzogen. Schweigend stand Sed eb Rea zwischen seinen Kämpfern und spürte zum zweitenmal die Hitze von Aganez' Feuer auf seiner Haut. Voller Ingrimm mußte er hilflos zusehen, wie die Beute, die sein eigentliches Ziel gewesen war, wie die Fliegenden Schiffe in der Glut des magischen Feuers zu Asche verbrannten. Die ganze Werft stand in Flammen, und nichts als geschmolzener Sand blieb Sed eb Rea, um ihn seinem König zu bringen.
    Noch war der Wachfelsen nicht eingenommen. Die letzten überlebenden Scharleute hatten sich dorthin zurückgezogen und begannen nun, die Dramilen von den hochgelegenen Simsen aus zu beschießen. Voller Zorn trieb Sed eb Rea seine Leute auf das brennende Hafengelände.
    Nun zeigte sich ein entscheidender Fehler, der beim Bau der Verteidigungsanlage vor vielen Jahren gemacht worden war: Der Hafen selbst war vom Wachfelsen aus nicht einzusehen. Ganz offensichtlich hatte es die Phantasie der Baumeister überfordert, sich vorzustellen, ein Feind könne je hier eindringen. Sie hatten die Verteidigung ganz auf Angreifer abgestimmt, die von See kamen. - Dass Schwimmer aus dem eigenen Hafen einst das Bollwerk umgehen könnten, daran hatten sie nicht gedacht.
    Eilig durchquerte ein Teil der Angreifer das Hafengelände, wobei sie die Brandstätten ängstlich mieden. Auf den Fliegenden Schiffen kam es zu zwei gewaltigen Verpuffungen, als die Kästen, in denen die Glasrohre aufbewahrt wurden, in Flammen aufgingen. Lodernde Feuersäulen stiegen hoch in den Himmel.
    "Öffnet das Tor! Fünfzig Mann bleiben im Vorhof und sichern die Schlucht!" Sed eb Rea brüllte seine Befehle durch das Chaos, das im Schwalbenhafen herrschte. Höchste Eile war geboten! Wenn die Stadtbewohner erst einmal aufmerksam wurden, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie bemerkten, dass kaum noch Besatzer in den Gassen von Thedra waren. - Und die schmale Schlucht vom Schwalbenhafen zur Stadt war leicht zu verteidigen. Sollten sich wirklich alle viertausend Thedraner entschließen, die Stadt von den Dramilen zu befreien, so wäre Sed eb Reas Streitmacht hier im Schwalbenhafen gefangen. Das mußte verhindert werden!
    „Holt den Rammbock!“ Vor allen Dingen mußte der Wachfelsen eingenommen werden! Noch immer versperrte der überhängende Fels mit seinen Laufgängen und Schießscharten, der so dringend benötigten Verstärkung die Zufahrt. Im Schein der brennenden Anlage besah sich Sed eb Rea das schmale Steintor, das den Hauptgang in den Felsen versperrte. Prüfend schlug er den Griff seines Dolches dagegen. - Ein hohler Klang!
    Schon kamen seine Männer mit dem Rammbock zurück, der vor genau einer Tageslänge am ersten Tor des Schneckenhafens liegengeblieben war. Mit ungestümer Wut stürmten sie auf das schmale Tor des Wachfelsens ein.
    "Rammt!"
    Schon die ersten Rammstöße zeigten Wirkung. Bald schon durchzogen fingerbreite Risse die schwere Steinplatte.
    "Rammt!"
    Ein Segment des Tores wurde ein Stück weit nach innen gedrückt.
    "Rammt!"
    Das war das Ende der Scharleute des Wachfelsens von Thedra. Es waren Fehler gemacht worden, und diese Fehler mußten nun teuer bezahlt werden. - Als der Rammbock der Dramilen das steinerne Tor endlich zum Wanken brachte, drangen einige klirrende Geräusche aus dem Fels, und feurige Lohe schoß den Belagerern aus der zerbrochenen Platte entgegen.

    Am Vormittag des folgenden Tages war Thedra fest in der Hand der Dramilen. Sed eb Reas Rechnung war voll aufgegangen. Die Thedraner hatten es glatt verschlafen, dass ihre Stadt eine Zeitlang ganz ohne Besatzung gewesen war. Statt die paar verwundeten Söldner, die Sed eb Rea zurückgelassen hatte, zu entwaffnen und einen gut organisierten Widerstand auf die Beine zu stellen, hatten sich die Bürger ganz auf die Worte der Herolde verlassen und sich lieber die Decke über den Kopf gezogen.
    So kam es denn, dass im Morgengrauen vier dramilische

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