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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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hinweg.
    Ungeduldig wartete die Masse auf die angekündigten Neuigkeiten. Es wurde kalt. Dicht drängten sich die Menschen aneinander, und so mancher wäre wohl lieber wieder nach Hause gegangen, um sich alles nachher von einem Nachbarn erzählen zu lassen. - Aber der Ausgang des Platzes war von dramilischen Wachen besetzt. - Konnte man wissen, ob sie bereit waren, die Menschen gehen zu lassen?
    Schließlich wagte einer aus der Gruppe der Kaufleute einen Versuch. Zusammen mit seiner Frau bahnte er sich einen Weg durch die Menge und ging auf das Hafentor zu, um nach wenigen Schritten wieder umzukehren. Die gespannten Bogen der Wachen auf dem Tor hatten ihn überzeugt, dass eine Erkältung seiner Gesundheit lange nicht so abträglich sei, wie der Versuch weiterzugehen.
    "Was soll das?" - "Wenn ihr uns nichts zu sagen habt, dann lasst uns gehen!" Erste Unmutsäußerungen wurden laut.
    Da kam plötzlich ein dramilischer Offizier an der Spitze einer Eskorte von vier Schwertkämpfern durch das Tor. Die Menge wich auseinander und gab den Weg zur steinernen Tribüne frei. Leichtfüßig sprang der junge Offizier auf die Bühne und wandte sich dem Volk zu, während seine Männer sich rechts und links von ihm aufbauten.
    "Thedraner", sprach der Dramile das Volk in dessen Sprache an, "...ich bitte euch um Verzeihung, dass wir euch solche Ungelegenheiten machen müssen, aber es geht um sehr wichtige Dinge! Darum müssen wir euch bitten, noch ein wenig Geduld zu haben, denn bald wird Llauk von Idur, Gouverneur der Provinz Estador des Hauses Dramil, Königlicher Statthalter von Thedra, das Wort an euch richten!
    Ein Raunen ging durch die Menge. Kaum einer der Anwesenden hatte mit dieser Entwicklung gerechnet.
    "Wir sind Thedraner! Wir brauchen keinen dramilischen Statthalter!" Eine hohe Stimme stieß diesen Satz wie einen Fluch aus. Zustimmendes Gemurmel erhob sich aus der Menge.
    Der dramilische Offizier erhob begütigend die Hand. "In wenigen Augenblicken werdet ihr mehr erfahren! Sobald der Herr Gouverneur angekleidet ist, wird er hierherkommen und zu euch sprechen!"
    "Soll er doch nackt kommen! - Wenn er uns regieren will, dann kann er auch mit uns frieren!" - Aber der Ruf ging ins Leere. Der Dramile hatte die Tribüne schon wieder verlassen und ging mit seiner Eskorte vom Hafengelände.
    Das fahlgraue Licht wurde langsam schwächer. Fackeln wurden entzündet und in die Halterungen an den Felswänden gesteckt. Ein Murmeln und Murren lag über dem Platz. Mutmaßungen wurden angestellt. - Llauk? - Etwa dieser Llauk, der angeblich sein Glück in Sordos gemacht hatte? - Der den lieben langen Tag in der Stadt herumlungerte und nichts weiter tat, als sich zu betrinken? - Das sollte der Gouverneur sein?
    Die Kälte wurde immer schlimmer und die Laune der Menge immer schlechter. "Unverschämtheit, uns hier in der Kälte warten zu lassen!" "Ein Thedraner als dramilischer Gouverneur?" - "Ein Verräter?" - "Ja! Ein Verräter!" - "Aufhängen sollte man den Kerl!"
    Sed eb Rea hatte die Thedraner richtig eingeschätzt. Je länger sie in der Kälte stehen mußten, umso mehr haßten sie ihren neuen Gouverneur. Haßten ihn mit heißer Inbrunst und kalten Füßen, noch bevor sie ihn überhaupt gesehen hatten.
    Sed eb Rea hielt viel von Planung. Und der Haß auf Llauk würde seine Lebensversicherung sein, wenn er dereinst gezwungen sein sollte, Thedra fluchtartig zu verlassen.

    Llauks Einzug auf den Platz am Schneckenhafen war so, wie er es sich noch vor wenigen Tagen in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt hatte. Hoch schwebte er über der zitternden und zähneklappernden Menge in einer Sänfte dahin, die die Dramilen irgendwo aufgetrieben hatten. Der Sitz des Holzgestells war mit edlen Fellen behangen und über seinen Knien lag eine große Decke aus demselben Material. Sein Oberkörper war mit einem dicken, karmesinroten Wollmantel bekleidet, über dem eine schwere Goldkette aus den Beständen Sed eb Reas seine neue Würde verkündete, während sein Kopf von einem breiten Stirnreif aus getriebenem Kupfer geziert wurde.
    Llauk fing auf dem Weg durch die Menge so manchen haßerfüllten Blick auf und bekam auch einige halblaut gezischte Verwünschungen zu hören. Vereinzelt sah er bleiche Fäuste, hilflos gegen den Boden gerichtet. Er kam sich vor, als werde er über ein Rudel hungriger Wölfe getragen, das die kleinste falsche Bewegung zum Angriff veranlassen könne, wenn auch der Sänfte fünfzig stämmige Schwertkämpfer folgten.
    Die

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