Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
Vom Netzwerk:
Dramilen hatten in der vergangenen Nacht alles niedergemacht, was sich auf der Straße sehen ließ. Llauk hatte sich ganz ruhig verhalten, um nicht versehentlich das Opfer seines eigenen Verrats zu werden.
    Dann, im Morgengrauen, hatte er sich auf den Weg zur Königsklippe gemacht, wo er Sed eb Rea vermutete. - Natürlich war er sofort von einer dramilischen Streife verhaftet worden.
    Auf sein Begehren, Sed eb Rea vorgeführt zu werden, hatten die Männer seltsam reagiert, aber der Umstand, dass Llauk dramilisch sprach und den Namen ihres Oberbefehlshabers kannte, rettete ihm das Leben. Man hatte ihn zu dem Gefängniskäfig am Hafen gebracht und dort ganz einfach vergessen.
    Zu seinem maßlosen Entsetzen hatte Llauk dort aus den Gesprächen anderer Soldaten herausgehört, dass Sed eb Rea bei dem Versuch, den Schwalbenhafen zu stürmen, vor einem stählernen Tor verbrannt war. Da war das ganze Elend dieser Welt auf den armen Stoffmacher herabgekommen: Sein Gönner tot, ohne Heimat und ohne Geld, Thedra von Feind besetzt. - Das war ja alles schon schlimm. - Aber dass er unter den Dramilen nun gar keinen Förderer mehr hatte, ja noch nicht einmal jemanden, der ihn kannte, das war wirklich furchtbar! - Wer würde jetzt seine Verdienste um den dramilischen Sieg würdigen? - Ja, wer wußte überhaupt davon?
    Llauk war jetzt wirklich am Ende! Wenn er auch nicht mehr mit dem Amt des Gouverneurs gerechnet hatte, eine kleine Belohnung hätte Sed eb Rea doch bestimmt für ihn übrig gehabt. So saß Llauk denn, in tiefer Trauer um seinen gütigen Herrn, den ganzen Tag lang in dem zugigen Käfig und zitterte vor Kälte und vor Angst um seine Zukunft. Ab und zu löste sich eine große Träne aus seinen Augenwinkeln und rollte langsam über seine Wange. - Hätte Sed eb Rea sehen können, wie sehr sein `Hund' um ihn trauerte, er hätte sicher laut herausgelacht.
    Dann, am späten Nachmittag, erreichte Llauk, genauso zufällig, wie die Todesnachricht, die Kunde, Sed eb Rea habe doch überlebt.
    Sofort fing Llauk an, Krach zu schlagen. Immer wieder forderte er, unverzüglich Sed eb Rea vorgeführt zu werden und bedrohte seinen Bewacher mit allen Todesarten gleichzeitig, falls der ihn nicht sofort freiließe.
    Der Mann zeigte sich so beeindruckt, dass er den Riegel des Käfigs sofort noch ein wenig fester verkeilte. Erst gegen Abend wurde er des ewigen Gezeters müde und schickte einen Boten zur Königsklippe. Zum maßlosen Erstaunen des Wächters war der Bote mit dem Auftrag zurückgekehrt, den Gefangenen vorzuführen.
    Jetzt stand Llauk also wieder vor Sed eb Rea, seinem tot geglaubten Freund und Gönner. Lange schon war ihm klar, dass Sed eb Rea ihn nur benutzt hatte und im Traum nicht daran dachte, seine Versprechen einzulösen. Aber Llauk hatte nichts zu verlieren. Wenn er jetzt nicht versuchte, sich wenigstens ein kleines Stück des Versprochenen zu holen, dann würde er sein Leben als Bettler beenden.
    "Ich bin sicher, du willst deinen Lohn, Stoffmacherlein", stellte Sed eb Rea fest. "Lasst diesen Mann los", wies er dann die Wächter an. "Er ist der zukünftige Gouverneur Thedras!"
    Gehorsam ließen die Soldaten Llauk los, woraufhin dieser vor Schreck fast zusammengebrochen wäre. - Gouverneur? - Hatte Sed eb Rea wirklich `Gouverneur' gesagt? - Was bedeutete das auf dramilisch? - Dass man ihn jetzt an den Zehen aufhängen würde, bis ihm das Blut aus den Ohren quoll? Llauk hatte gelernt, die Versprechungen der Dramilen nicht mehr allzu wörtlich zu nehmen.
    "Schau nicht so erschreckt, mein Freund!" Sed eb Rea kam tatsächlich um den Tisch herum und zog Llauk auf einen freien Stuhl. "Darf ich vorstellen?", fuhr er dann seinen Offizieren zugewandt fort. "Llauk von Idur, unser Agent in Thedra und ab morgen Gouverneur der dramilischen Krone in der Provinz Estador."
    Llauk schaute sich verwirrt um. Niemand lachte! Was sollte das? Er war hierher gekommen, um von Sed eb Rea ein paar hundert Bronzestücke zu erbitten, um sich schnellstmöglich ins Hinterland absetzen zu können. Wollte der Dramile ihm auch diese kleine Belohnung durch spöttische Reden vergällen?
    Der Offizier direkt neben Llauk stand auf.
    Llauk wich auf seinem Stuhl ängstlich zurück. Dramilen und Schläge waren für ihn ein und dasselbe. Aber der Mann verbeugte sich nur kurz und setzte sich wieder. Die anderen Offiziere taten es ihm nach.
    Llauk wußte nicht, was er davon zu halten hatte. Wo war der Haken bei der Sache? Er wollte kein Gouverneur mehr sein. Er

Weitere Kostenlose Bücher