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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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oben. Er benutzte die Haupttreppe, den offiziellen Zugang von den Palasträumen zum Verbotenen Haus. Daneben gab es noch eine Geheimtreppe, die durch die ganze Königsklippe bis zu den Gängen im Fels unter der Stadt führte. Auf diesem Weg war Jamik in der Nacht des Angriffs zu Teris Höhle geeilt.
    Teri! - Immer wieder mußte Jamik an sie denken. Die junge Frau tat ihm Leid. Widerwillig gestand Jamik sich ein, dass er selbst nicht so recht an die Geschichte von der Schlafenden Armee glaubte. Zwar war er Magischer Mediziner und Waffenmacher - zudem der Meisterschüler Gerons - aber eine Methode, eine ganze Armee in Schlaf zu versetzen, um sie nach Jahrhunderten bei Bedarf rufen zu können, war ihm vollständig unbekannt.
    Andererseits war es Jamik aber auch klar, dass man die psychologische Wirkung auf das Volk keinesfalls unterschätzen durfte. Wenn es sich erst einmal herumsprach, dass die Hüterin unterwegs war, um Hilfe herbeizuholen, würden die Dramilen es schwer haben, eine neue Regierung zu etablieren, die von der Bevölkerung akzeptiert wurde. Immer würde den Menschen von Thedra die Möglichkeit eines plötzlichen Befreiungsschlages vor Augen stehen. - Und selbst wenn es nur Wunschdenken sein sollte, so würde es doch eine gewisse Wirkung haben.
    Jamik hatte die oberste Stufe der Treppe überschritten und stand jetzt in dem ersten Arbeitsraum der Magier. Hier wurden die groben Arbeiten verrichtet. Mitten im Raum stand ein großer Block aus härtestem Stahl, der als Amboß benutzt wurde. Rohformen aus Eisen lagen auf einem großen Arbeitstisch und hingen unter der Decke. Hier war die Waffenschmiede, wo die Stahlfeuerbögen und die Schwerter der Magier entstanden. An den Seiten des Raumes standen die großen Öfen, die für die Erz- und Glasschmelze benutzt wurden.
    Seit Aganez' Zeiten war es so gewesen, dass es nicht ausreichte, die Schriften der Magier lesen zu können, um als Schüler aufgenommen zu werden. Ebenso wichtig waren handwerkliches Geschick, sowie, nicht zuletzt, ein gewisses Maß an Körperkraft. Jamik hatte es selbst oft genug erlebt, dass Geron, sein Meister, dessen Hände so geschickt und feinfühlig bei der Wundversorgung sein konnten, hier am Amboß gestanden hatte und das glühende Eisen mit tausenden wuchtiger Schläge zu federndem Stahl formte, oder mit einem langen Stahlrohr die Hohlpfeile aus feurigen Klumpen zähflüssigen Glases blies.
    Jamik durchquerte die Werkstatt und betrat den zentralen Raum des Verbotenen Hauses. Hier waren auf langen Arbeitstischen etliche Versuchsanordnungen zu erkennen, an denen Jamik gerade arbeitete. Die Resultate seiner Arbeit hielt er in einem Buch fest, das aufgeschlagen mitten auf dem Tisch lag.
    Sehnsüchtig schaute der Magier auf seinen Arbeitsplatz. - Doch im Moment gab es Wichtigeres zu tun, als das Wachstum von Pflanzen zu beobachten, oder die Wasserbeständigkeit eines Mörtelgemischs zu prüfen. Obwohl die Magier aller Generationen begründete Zweifel an der Existenz der Schlafenden Armee gehabt hatten, so war doch genauestens festgeschrieben, was nun zu tun war. - Der Mann vom Berg war zu informieren.
    Kein Mensch wußte, wer der Mann vom Berg war, wo er lebte und ob es ihn wirklich gab. Der Sage nach sollte er der Helfer der Hüter der Armee sein, der auf ein Zeichen hin sein Versteck verließ, um bei der Suche nach der Schlafenden Armee zu helfen. Diesen Mann vom Berg hatte Jamik jetzt vom Fall der Stadt zu unterrichten.
    In einer Ecke des Labors stand eine flache Kiste, in die seit Menschengedenken niemand mehr hineingeschaut hatte. Aber Jamik wußte, was er darin vorfinden würde. Er selbst war von Geron bei seiner Weihe zum Adepten der Magie ebenso konditioniert worden, wie er es seinerseits mit Teri gemacht hatte. Jamik verfügte über einen enormen Schatz an nicht bewußtem Wissen, das ihm zu Hilfe kam, wenn er es brauchte, seinen Geist aber sonst nicht belastete.
    Hatte Teris Härtung nur zwei Tage lang gedauert, so war Jamik damals von Geron einen vollen Monat lang in Trance gehalten worden. Seitdem hatte sich das Leben für den jungen Magier von Grund auf verändert. Er benutzte zwar noch die Bücher der Magie und der Wissenschaften, aber er tat es mehr, um sein Wissen zu überprüfen und zu vertiefen. Zu Zeiten, in denen er konzentriert arbeitete, vergaß er die Bücher vollständig und verrichtete die verschiedensten, auch die kompliziertesten, Arbeiten nur mit Hilfe seiner Erinnerung. Jamik wußte also, was ihn erwartete, als er

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