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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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dramilischen Soldaten abgenommen hatte. - Sie würde jagen müssen, wenn sie einen vollen Monat hier ausharren sollte.
    Die Körner begannen in dem warmen Wasser ein wenig aufzuquellen, und auch das Trockenfleisch wurde schon etwas weicher. Teri rührte mit ihrem Holzlöffel in der Flüssigkeit herum, die sich langsam eintrübte. Sie fragte sich, wie weit es wohl bis zur nächsten Ortschaft sein mochte, und gleich darauf fiel es ihr ein. - Keine halbe Tagesreise trennte sie mehr von Moorstadt, der Hauptstadt der Provinz Moorland. Wenn sie das Geld erst ausgegraben hatte, dann ...
    Ja! Natürlich! Hier in der Nische war Geld vergraben! Sie konnte damit in Moorstadt ihre Vorräte ergänzen! - Aber da war noch etwas: Es gab hier einen besonderen Kristall, um den sie sich zu kümmern hatte!
    Teri ließ Topf Topf sein und schaute in den hintersten Winkel der Nische, die Erde war überall gleichmäßig glatt und fest. Dann wandte sie sich wieder der Feuerstelle zu. Der Brei im Topf fing an, zu blubbern. - Sie würde sich nach dem Frühstück um Geld und Kristall kümmern.
    Der Brei war gut gelungen. Wie Teri es bei den Kraan gelernt hatte, nahm sie den Topf nicht vom Feuer, sondern tauchte ihren Löffel in die brodelnde Masse und wartete bei jedem Bissen, bis die Speise ausreichend abgekühlt war. Schon nach den ersten Löffeln Brei durchlief eine wohlige Wärme all ihre Glieder, und obwohl sie wirklich großen Hunger gehabt hatte, war sie erstaunlich schnell satt. Zufrieden stellte sie die halbvolle Schüssel zur Seite und ging zum Bach, um ihren Löffel abzuwaschen.
    In der Nacht mußte es stark gefroren haben, und auch jetzt schmolzen die winzigen Schneekristalle nicht, wenn sie die Erde berührten. An die Gräser, die den Bachlauf säumten, hatten sich dicke Eisbärte angesetzt. - Eisbrocken von kristallener Klarheit. Teri brach ein Stück davon ab und hielt es gegen das Licht. Weich und glatt fühlte sich das Eis an. Glitschig, rutschig - und fest. - Weich und glatt fiel auch das Tageslicht durch den Eisbrocken, als sie ihn dicht vor die Augen hielt. In vieltausendfacher Brechung erschien selbst das kalte Licht dieses trüben Tages warm und mild.
    Das Eis war transparent und undurchsichtig zugleich. - Nur an einer Seite wirkte das gefrorene Wasser ein wenig getrübt. Teri fragte sich, wie es wohl kam, dass die meisten Eisstücke auf einer Seite so aussahen, als sei dort der feine Pelz eines kleinen Tieres eingefroren. Als Kind, in Thedra, hatte sie einmal versucht, das Eis in den Händen zu schmelzen, um an diese geheimnisvollen, weißen Härchen heranzukommen - aber nur Wasser war zwischen ihren Fingern auf den Boden getropft, und sie hatte nichts davon gehabt als kalte Hände.
    Teri warf das Eisstück ins Wasser, wo es mit einem kleinen Plumpser versank, sofort wieder auftauchte und schaukelnd mit der Strömung davontrieb. - Teri wusch ihren Löffel sorgsam ab, stand auf und drehte sich um.
    "Fakun!" Teri hätte vor Schreck fast den Löffel in den Bach fallen lassen. Hastig griff sie danach, aber ihre klammen Finger gehorchten ihr nicht so recht. Schließlich bekam sie ihn doch noch richtig zu fassen und beendete damit ihre unfreiwillige Jongliernummer.
    Eindeutig war es Fakun, der da auf halber Strecke zwischen Bach und Nische stand und sich nicht rührte, peinlich bemüht, Teri nicht noch mehr zu erschrecken. "Schon wieder", murmelte er zerknirscht. "Ich lerne es wohl nie!"
    Teri konnte kaum glauben, was sie sah. - Da war Fakun! - Ihr Freund, ihr Geliebter! - Langsam ging sie auf ihn zu und berührte ihn sacht an der Hand. - Er war wirklich! - Kein Trugbild! - Fakun, um den sie sich so viele Gedanken gemacht hatte - um dessentwillen sie fast umgekehrt wäre - Fakun war ihr gefolgt und stand nun hier vor ihr.
    "Wie, wie hast du mich gefunden?", brachte Teri stockend heraus und ärgerte sich. - Warum nur mußte sie sich bloß jedes Mal, wenn sie Fakun traf, aufführen, wie ein Schaf?
    Fakun lachte auf. "Das war nicht schwer! - Ich bin mein Leben lang hinter verschwundenen Zicklein hergelaufen. - Außerdem hatte ich Hilfe." Er zeigte auf den großen, langhaarigen Hund, der hechelnd zu seinen Füßen lag. - Dann beugte er sich vor und nahm Teri in den Arm, die ihre Wange ganz fest an sein Gesicht drückte.

    Szin ging auf Thedra zu. Er ging wie im Traum dahin; nichts war mehr, wie es früher gewesen war.
    Kalt kam der Wind aus Norden. Zuweilen riß er an Szins Kleidung, er merkte es kaum. Eilig setzte er Fuß vor

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