Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
Vom Netzwerk:
beiden Händen umklammert hielt. Fast sah es so aus, als habe der Mann sich die Waffe selbst in die Brust getrieben. Fakun hatte den Dolch an dem Scharzeichen auf dem Knauf als Teris Eigentum erkannt und endlich gewußt, dass er wirklich auf dem richtigen Weg war.
    Da er selbst, außer seinem Hirtenstab mit dem darangebundenen, faustgroßen Stein, keine Waffe besaß, hatte er den Dolch an sich genommen und in dem Tümpel gereinigt. Dann war er eilig weitergegangen. Hund lief ihm nun ein gutes Stück voraus. Fakun hatte ihn an dem Dolch schnuppern lassen, und ohne Frage hatte er eine Witterung aufgenommen; jedenfalls war er als erstes in ein Gebüsch am Wegesrand gestürmt, in dessen Holz Fakun einen Pfeil vorfand.
    Langsam konnte Fakun sich zusammenreimen, was geschehen war: Teri hatte sich in dem Busch versteckt, der Dramile hatte auf sie geschossen, Teri hatte ihn getötet und seine Waffen an sich genommen. Nicht ins Bild paßten allerdings die grausamen Verstümmlungen, die Fakun an dem Toten bemerkt hatte. Teri traute er eine solche Tat nicht zu. Die einzige Möglichkeit war, dass die Kameraden des Dramilen das getan hatten.
    Mit doppelter Wachsamkeit eilte Fakun nach Norden. - Wenn Teri vor den Dramilen blieb, konnte er vielleicht noch helfen. - Wenn sie sich abseits des Weges versteckt hatte, würde Hund sie finden. - An die dritte Möglichkeit hatte er kaum zu denken gewagt.
    Auch wenn Fakun es so eilig gehabt hatte, wie nie zuvor in seinem Leben, so war es doch nicht zu vermeiden gewesen, am Vormittag des folgenden Tages eine Pause einzulegen. Hund war immer wieder zurückgeblieben und hatte sich für kurze Zeit niedergelegt. Das Tier war nach mehr als einem Tag ganz ohne Schlaf vollständig erschöpft gewesen, und auch Fakun wußte, dass er den Dramilen besser ausgeruht entgegentrat, die ja schließlich auch irgendwann einmal pausieren mußten. Er und Hund hatten sich in die Sträucher abseits des Weges zurückgezogen und bis zum Nachmittag geschlafen.
    Dann war es weitergegangen, in den Abend hinein. Hund war immer mürrischer und lustloser geworden. Fakun konnte ihm nicht böse sein. - Wenn sie sonst einmal ein verlorenes Tier gesucht hatten, war die Sache meistens innerhalb eines halben Tages erledigt gewesen. Woher sollte Hund von der Wichtigkeit dieser Wanderschaft wissen?
    Die folgende Nacht war sehr kalt. Hund war wieder einmal zurückgeblieben, als Fakun weit vor sich auf dem Weg eine Bewegung sah. Sofort sprang er in das hohe Gras abseits des Weges und stieß einen leisen Pfiff aus. Auch Hund hatte die Fremden bemerkt, kam schnell und geduckt zu Fakun und verbarg sich im Gras, als sei er auf Kaninchenjagd. - Keinen Augenblick zu früh!
    Zwei Dramilen kamen von Norden den Weg herab. Sie taumelten mehr, als dass sie gingen, und ihren Gesichtern war die Erschöpfung anzusehen. Stumpfen Blickes tapsten die beiden in Richtung Thedra. Fakun bezweifelte, dass sie eine Gefahr für ihn gewesen wären, aber immerhin waren beide mit Bogen und Schwert bewaffnet.
    Fakun beschloß, sich keine Sorgen mehr zu machen. Drei Dramilen waren von der Wegkreuzung aus aufgebrochen, und einer davon war tot! Außerdem sahen die beiden hier wirklich nicht so aus, als hätten sie Erfolg auf ihrer Jagd gehabt. - Teri mußte ihnen entkommen sein.
    Der Wind wurde immer kälter. Fakun ließ die Soldaten ruhig vorbeiziehen und kuschelte sich dann an das warme Fell von Hund. Hund ließ ihn gewähren. Mit klammen Fingern löste Fakun die dicke Hirtendecke von seinem Bündel und zog sie über sich und das Tier. So schliefen sie bis zum Morgengrauen.
    Der dritte Tag brachte dünnes Schneetreiben, und noch immer gab es keine Spur von Teri.
    Fakun hatte Hund ein wenig Trockenfleisch gegeben und auch selbst eine Kleinigkeit gegessen. Bei ihrem Aufbruch wären sie fast einem vierten Dramilen in die Arme gelaufen. Fakun kannte den Mann aus Thedra. Dort war er immer mit einem unangenehmen Gesichtsausdruck herumgelaufen. - Fakun mochte ihn nicht. - Von diesem vierten Dramilen hatte Fakun nichts gewußt. Plötzlich war die Sorge, die Angst um Teri wieder da! Als der Mann wieder in den wehenden Schneewirbeln verschwunden war, war er sofort aufgebrochen und weiter nach Norden geeilt.
    Endlich hatte Hund eine Spur abseits des Weges gefunden. Direkt bei einem großen Felsen bog er nach links in das Moor ab. Ohne zu überlegen, stürmte Fakun hinterher. Die schlimmsten Befürchtungen durchschossen seine Gedanken: Teri von dem vierten Dramilen

Weitere Kostenlose Bücher