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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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feststellte, dass es nicht mehr laufen oder fliegen konnte und bis die Dunkelheit kam, die auch den hellsten Tag besiegt.
    Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte Teri die Tiere um ihre Unwissenheit beneidet. Als ihre Stiefeltern in Tigan gefangengenommen worden waren, hatte sie Nacht für Nacht von den schrecklichsten Todesarten geträumt. Mit der Zeit waren diese Träume seltener geworden, aber das Wissen um ihre eigene Sterblichkeit blieb. - Kaninchen hatten es da wirklich besser.
    Teri sah sich in der Nische um. Es war ein wirklich ideales Versteck, zu dem das Ahornblatt sie geführt hatte. Fast hätte sie selber es nicht gefunden, so dicht war der Eingang von Buschwerk überrankt, doch ein weiteres in den Fels geschnitztes Ahornblatt hatte ihr den Weg über einen schmalen Bachlauf gewiesen. Der Eingang der Nische lag nach Westen, zum Meer hin, das man von hier aus zwar nicht sehen, aber sehr wohl schon hören konnte. Unzweifelhaft war schon hinter der nächsten Klippenreihe der Steilabsturz zum Strand hinunter.
    Eigentlich wäre Teri ganz gern noch die paar Schritte gegangen, um eine kleine Weile auf das Meer zu schauen. Aber seit sie die Nische erreicht hatte, war endlich die Anspannung von ihr abgefallen, die sie über zwei Tage lang vorangetrieben hatte. Teri spürte jeden Muskel in ihren Beinen, und ihre Füße fühlten sich an, als sei keine Haut mehr daran. Nein! Das Meer konnte warten! Sie war nicht bereit, auch nur einen einzigen unnötigen Schritt zu tun.
    Es war nun schon später Nachmittag, und Teri war nach der langen Wanderung sehr müde. Trotzdem kam sie noch nicht zum Schlafen, denn sie war auch noch außerordentlich hungrig. Plötzlich meldete ihr Körper sich wieder mit all seinen Bedürfnissen, als sei er bislang wie betäubt gewesen. - Also durchsuchte Teri ihren Proviantbeutel. - Trockenfleisch und grobes Mehl waren da.
    Mit Zunder und Drillstab machte Teri sich ein kleines Feuer aus dem Totholz, das unter dem Busch vor der Nische herumlag. In ihrem Topf holte sie Wasser aus dem Bach und stellte ihn auf drei Steinen über die Flammen. Lange schon bevor das Wasser anfing zu brodeln, gab sie Trockenfleisch und eine Handvoll Getreidekörner hinein.
    Es wurde langsam dunkel. Jetzt machte sich die Müdigkeit mit aller Macht bemerkbar. Teri saß vor ihrem Topf gemütlich auf der Felldecke und ihr Kopf sank immer tiefer. Erschreckt richtete sie sich wieder auf und rührte hastig mit ihrem Holzlöffel ein paarmal in dem halbfertigen Brei herum. Kaum hatte sie damit aufgehört, da fielen ihr auch schon wieder die Augen zu.
    So ging es nicht weiter! Teri befürchtete allen Ernstes im Sitzen einzuschlafen und vornüber in den Topf zu kippen. - Vielleicht würde ein Lied ihr helfen wach zu bleiben.
    Mit leiser Stimme probierte sie ein paar Töne aus und blieb dann bei einer bestimmten Melodie. Es war ein Lied, das sie in ihrer Zeit auf See oft gesungen hatte. - Ein Lied der Kraan. Teri hatte es von Aska gelernt, und es war eines ihrer Lieblingslieder geworden. Es besang das, was jeder Mensch sucht und braucht, ob er es nun wahrhaben will oder nicht. Es war ein Lied von dem, was Teri in ihrem Leben schon in so reichem Maße empfangen und gegeben hatte. - Und so kam es, dass an diesem kühlen Abend im Hochmoor von Estador, nahe dem Strand des Nordmeeres, ein Lied durch die Dunkelheit klang, wie es sonst nur die Leute von Wajir, der Stadt in der Steppe hinter der Wüste, zu hören bekamen: Teri sang das Lied der Freundschaft - und rührte dabei fleißig in ihrem Abendessen.

    Wäre Szin eb Szin nur ein wenig später an dem Felsen mit dem Ahornblatt vorbeigekommen, hätte er die Stelle verfehlt, wo Teri den Weg verlassen hatte; doch es war erst später Nachmittag, und die Dunkelheit würde noch eine kleine Weile auf sich warten lassen.
    Eine feine Kerbe in der Oberfläche des Weges, ein kaum ellenlanger Strich brachte Szins Schritt zum Stocken; brachte ihn auf die richtige Spur.
    Szin untersuchte die Wegspur hinter dem Strich, aber da war nichts mehr zu entdecken. - Die Hüterin hatte den Weg verlassen. Der westliche Wegesrand gab da schon deutlich mehr her. Die Sohlenabdrücke der Seestiefel in der weichen Erde waren unverkennbar. - Hier war sie also abgebogen, die kleine Hündin!
    Szin schaute sich die Fußspur genauer an. Jetzt konnte er im Licht der tiefstehenden Sonne noch mehr erkennen.
    Zweimal führten die Abdrücke der Hüterin quer über die Straße und verschwanden dann im Grasland. Sie hatte ihr

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