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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Gedanken konnte sie erfühlen, aber der winzige Augenblick der Berührung hatte ihr einen Eindruck von der Kraft des Hasses vermittelt, der diesen Mann antrieb, und es war ihr, als sei sie in die tiefsten Abgründe eines Vulkans gestürzt.
    "Was ist mit dir?" Fakun hatte Teris Erstarrung bemerkt.
    "Er war hier! - Der vierte Dramile, von dem du erzählt hast, er war hier."
    "Ja!", bestätigte Fakun. "Das glaube ich auch. - Ich denke sogar, dass er eine Zeitlang im Sumpf umhergestreift ist, um dich zu finden, aber ich habe seine Spur verloren. Ich wußte ja, dass er schon wieder auf dem Weg nach Thedra war."
    "Er ist ein Mörder!" Teri war außer sich. "Er tötet gern! - Es macht ihm Spaß!"
    "Ja, das gibt es", bestätigte Fakun. "In Kaji gab es mal ..."
    "Lass uns weitergehen!", drängte Teri. "Dies hier ist ein böser Ort geworden! Ich will weg hier!"
    "So schlimm ist es? - So stark?" Fakun wußte, was Teri meinte. Sie hatte ihm von ihrer Fähigkeit, Dinge zu lesen, erzählt.
    "Es ist ..." Teri suchte nach Worten. "...wie eine Flamme, die die Haut verbrennt, oder wie der Schnitt eines Messers. - Lass uns gehen!"
    So setzten sie sich wieder in Bewegung und legten bis zum Abend noch ein gutes Stück Wegs zurück. Jetzt konnten sie sich nurmehr am Stand der Sonne orientieren und hoffen, dass sie nicht zu weit vom Wege abkamen. Ab und zu schaute Teri sich jetzt wieder um, aber der einzige, der ihrer Spur folgte, war Hund.

    Gegen Abend, als es Zeit wurde, sich ein Lager für die Nacht zu suchen, hatte Teri eine Idee: In der Nähe eines flachen, unregelmäßigen Schneehügels legte sie ihr Gepäck ab, kniete sich in den Schnee und begann, mit ihren Händen einen schrägen Gang zu graben, wie ein Hund. Nach einer Weile stieß sie auf einige dürre Zweige, die ihr den Weg versperrten. Sie arbeitete sich hindurch und sah dass sie recht gehabt hatte. - Der Schneehügel war nichts anderes gewesen, als eine Buschgruppe, die, dicht gedrängt stehend, mit ihren Ästen und Zweigen einen Großteil des Schnees vom Boden ferngehalten hatte. Unter dem Schneedach hatte ein dichtes Geflecht aus ineinander verwobenen Hölzern dafür gesorgt, dass der darunter entstandene Hohlraum sicher begehbar war.
    Teri sah sich um. Es war zwar dunkel hier unten und eng, aber nachts würde es deutlich wärmer sein, als unter freiem Himmel. Vielleicht würde man an der höchsten Stelle des Schneedachs ja sogar ein winziges Feuer anzünden können.
    Fakun war inzwischen ebenfalls nach unten gekommen und schaute in das Schneegewölbe hinein. "Schön hast du's hier", stellte er fest. "Dürfen mein Hund und ich bei dir wohnen?"
    "Oh, da müßte ich den Hund erst einmal sehen", ging Teri auf das Spiel ein. "Bring ihn doch einfach mal her."
    Fakuns Kopf verschwand, und es rumorte in dem Schacht. Plötzlich hörte Teri von oben lautes Schimpfen, und Augenblicke später kam, in einer Wolke stäubenden Schnees, Hund den Gang heruntergefegt und rannte Teri über den Haufen. Dann sah er, was er angerichtet hatte, kam zurück und leckte ihr, Verzeihung heischend, mehrmals quer über das Gesicht. Dabei sah er mit unstetem Blick immer wieder zum Eingang hinüber, als sei von dort etwas Böses zu erwarten.
    Das Schimpfen war leiser geworden, und schließlich verdunkelte sich der Gang im Schnee wieder. Das Gepäck kam herab, und Teri griff zu. Nachdem sie alles in das Gewölbe hereingezogen hatte, krabbelte sie weiter auf die Mitte zu, um Fakun Platz zu machen. "Was war denn oben los?", wollte sie wissen, als Fakuns Kopf im Eingang erschien.
    "Sei froh", keuchte Fakun, "...dass der Proviantkorb einen Deckel hat. - Ein Dieb ist unter uns!"
    "Hund?"
    "Natürlich Hund! - Er war gerade dabei, den Verschluß aufzunagen, als ich dazukam!"
    "Er wird Hunger haben", vermutete Teri. "Woher soll er wissen ..."
    "Ach!" Fakun war ärgerlich. "In Zukunft wird er wissen!"
    "Hast du ihn geschlagen?"
    "Er ist weggesprungen. - Aber gesagt hab' ich's ihm! - Und er hat es verstanden! - Sei dir sicher!"
    "Ach du Armer!" Teri sprach beruhigend auf Hund ein, der sich schutzsuchend an sie geschmiegt hatte. Jetzt, als Fakun näher kam, rollte er sich auf den Rücken und bot seinem Herrn die Kehle.
    Fakun robbte näher, griff mit der Rechten in das struppige Halsfell und zauste es ordentlich. "So, jetzt ist alles wieder gut!"
    Darauf hatte Hund nur gewartet! Mit einem einzigen Schwung wirbelte er auf die Beine und rannte vor lauter Erleichterung mit wilden Sprüngen in dem engen Gewölbe

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