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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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herum. Da er dabei des öfteren an die Stämme stieß, die das Schneedach trugen, lösten sich hier und da einige große Brocken und schlugen mit mattem Geräusch auf den Boden.
    Teri seufzte tief auf, und Fakun schlug in komischer Verzweiflung die Hände vor das Gesicht, aber das Dach hielt. Schließlich beruhigte sich Hund wieder und kam mit stolzer Miene zu den beiden zurück.
    "Vielleicht binde ich ihn heute nacht lieber fest?", überlegte Fakun laut.
    "Ja!" meinte Teri. "Gute Idee! - Damit er einen Busch umreißt und die Decke total einstürzt. - Wirklich vorzüglich!" Sie wandte sich dem Tier zu, das abwartend dastand und sich ganz offensichtlich überhaupt nicht vorstellen konnte, mit was für Problemen die Menschen sich jetzt schon wieder herumschlugen. "Hier werden keine Hundchen festgebunden!", beruhigte sie ihn und kraulte ihm das Fell.
    Fakun hatte nicht die Absicht, das Gespräch auf dieser Ebene fortzusetzen, kroch zur Mitte des Gewölbes und fing an, zwischen zwei Wurzelstöcken das Deckenlager aufzubauen. Teri machte, dass sie hinterherkam, gab ihm einen Kuß auf die Wange und begann Feuer zu machen.
    Wenig später war es warm und hell zwischen den Büschen, denn das kleine Feuer tauchte die überdeckende Schneekuppel in rötliches Licht. Teri schabte etwas Schnee in ihren Topf und setzte ihn auf die Flammen. Es war eine gute Idee gewesen, sich in der Nische aus eigener Kraft zu ernähren und den größten Teil des Trockenproviants für die Reise zu lassen. Versonnen ließ sie eine Handvoll groben Mehls in das Wasser gleiten, während sie Fakun beobachtete, der sich gerade wieder mit Hund versöhnte. - Fakun war so klug und stark! Sie bewunderte ihn, auch, wenn sie ihn manchmal neckte. - Und noch etwas kam dazu: Fakun achtete sie! Er achtete und behandelte sie als ebenbürtige Partnerin. - Das spürte sie bei jeder Berührung.
    Teri hatte schon viele Menschen berührt in ihrem Leben, und jedes Mal war ein kleiner Funke des fremden Geistes auf sie übergesprungen. Ihre Eltern, Tana, Gerit und auch der Kapitän der `Sesiol' hatten in erster Linie das Kind gesehen, denn sie war noch ein Kind gewesen zu jener Zeit. Das hatte sich mittlerweile geändert. Teri wurde jetzt als Frau akzeptiert - das wußte sie. Aber immer war der Kontakt zu anderen Menschen auch von deren Eigeninteresse bestimmt gewesen, bis sie Fakun getroffen hatte. Seine Berührungen verrieten nichts von Eigennutz. Sicher, er begehrte sie! - Aber er begehrte sie auf eine Art, die mehr geben wollte, als nehmen.
    Und er verstand es, zu geben. - Sie neugierig zu machen. - Sie bereit zu machen und sie die Lust fühlen zu lassen, die er so gern verschenkte.
    "Suppe ist fertig!"
    Fakun hörte auf Hund zu kraulen und kam herüber. Sanft rieb er sein Gesicht an Teris Wange, als er sich niederließ und seinen Löffel aufnahm. - Wie gut er roch!
    Teri reichte ihm eines der gebratenen Hühnchen, die sie schon in der Nische zubereitet hatte und nahm sich selber eines aus dem Korb. Dabei fiel ihr Blick auf Hund, der sich, wie immer bei den Mahlzeiten, abseits hielt, die Menschen aber aufmerksam beobachtete. Kurz entschlossen riß sie dem Hühnchen die winzigen Schenkel ab und warf den Körper, mit allem Fleisch daran, zu Hund hinüber.
    Gierig schnappte das Tier danach, und - Teri traute ihren Augen kaum - versuchte, es in einem Stück herunterzuschlingen. Fast hätte er es auch geschafft, aber dann stand er auf und brachte den Vogel mit pumpenden Bewegungen wieder zum Vorschein. Jetzt nahm Hund das Tierchen manierlich zwischen die Pfoten und begann, Stücke davon abzureißen.
    Teri war ein wenig blass geworden, und Fakun lachte hell auf. "Jede gute Tat bekommt ihre Strafe!", behauptete er - aber als Hund das erste Hühnchen gefressen hatte, hielt er ihm seines hin - und es war bestimmt nicht weniger Fleisch daran, als an Teris.
    Als Teri und Fakun gegessen hatten, zogen sie sich aus, wuschen sich mit Schnee und krochen zwischen die Decken. Eine Zeitlang lagen sie bewegungslos auf dem Rücken, beobachteten das Spiel der Flammen auf dem Schneegewölbe und hingen ihren Gedanken nach. Auch Fakun war von Teri mehr als nur begeistert. Immer wieder drängte sich für ihn der Vergleich mit seiner ersten Frau in Kaji auf, aber da war kein Vergleich!
    Seine Frau war für ihn ausgesucht worden, als er gerade drei Jahre alt gewesen war. Er hatte keinerlei Mitspracherecht gehabt, und als sie zum ersten Mal ihre Zeit bekam, hatten die Eltern des Paares begonnen,

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