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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Strohhalm.
    Endlich war das Ende der Brücke erreicht. Teri hielt auf das Haus zu, das dem Brückenkopf am nächsten stand. Flach und dunkel sah es aus, das hoch mit Schnee bedeckte Schilfdach tief über die Torfziegelwände herabgezogen. Fenster gab es nicht, und die Tür bestand aus einer wettergebleichten, holzverstärkten Schilfgrasmatte, ganz ähnlich der, die Fakun für die Nische angefertigt hatte. Einen Moment lang glaubte Teri, das Haus sei unbewohnt, denn es führten keine Fußspuren auf den Eingang zu, dann aber entdeckte sie einen schmalen Trampelpfad im Schnee, der von der Tür aus um die Hausecke herumführte - wahrscheinlich zu der Stelle, wo die Familie ihre Notdurft zu verrichten pflegte.
    Teri stürzte auf die Tür zu. - Endlich Hilfe!
    "Hallo! - Macht auf!" Teri schlug mit der flachen Hand auf ein Stück Holz, das aus der fest geflochtenen Schilfmatte herausschaute. "Wir brauchen Hilfe!"
    Alles blieb still. Nichts rührte sich hinter der Tür.
    Teri versuchte es noch mal. "Jemand liegt verletzt an der Brücke! Mein Mann! Er braucht Hilfe!" Wieder schlug sie gegen die Tür.
    Von drinnen war ein leises Geräusch zu hören. - Na endlich! Teri hüpfte vor Ungeduld auf der Stelle.
    Schließlich, nach Ewigkeiten, wie es Teri schien, raschelte es im Schilf der Tür, und die Matte wurde ein winziges Stück zur Seite gezogen. Ein Auge erschien in dem Spalt und musterte Teri mißtrauisch. "Ich kenne dich nicht!", stellte eine dunkle Stimme fest.
    "Mein Mann liegt draußen an der Brücke!", erklärte Teri hastig. "Er ist zusammengebrochen! - Ich kann ihn allein nicht tragen! Wir brauchen Hilfe!"
    "Oh, Hilfe! - Hilfe ist teuer!", stellte der Mann hinter der Tür fest. "Kannst du bezahlen?"
    Damit hatte Teri nicht gerechnet. Sie hatte gelernt, dass man in Not Geratenen hilft, ohne auf den Gewinn zu schauen. Obwohl sie schon mehrfach an Menschen geraten war, die sich an Not und Leid anderer bereicherten, war sie doch einen Moment lang sprachlos über diese Unverschämtheit. - Da draußen lag ein Mensch in der Kälte und würde ohne Hilfe die Nacht nicht überstehen, und dieser Mann fragte als erstes nach Geld. - Unbegreiflich!
    Das Auge verschwand, und der Türspalt wurde schmaler.
    "Ich habe Geld!" Endlich hatte Teri ihre Sprache wiedergefunden. "Ich werde dich bezahlen! - Jetzt mach auf und komm mit!"
    Tatsächlich schwang die Tür auf, und ein hochgewachsener, kräftiger Mann stand in dem Türrahmen und schaute auf Teri herab. "Wieviel Geld hast du?"
    `Wer sein Geld zeigt, kauft teurer!' Trotz ihrer Sorge um Fakun schoß Teri jetzt dieses thedranische Sprichwort durch den Kopf "Zwei Bronzestücke!", behauptete sie schnell. Das mußte als Anreiz reichen.
    Teri behielt recht. Der Mann wollte alles! - "Eines dafür, dass ich mitkomme und eines für die Nacht in meinem Haus!", forderte er.
    "Gut! Komm!" Teri drehte sich um.
    "Oh, warte noch!" Der Mann blieb in der Tür stehen. "Zuerst zahlen!"
    Überwältigt von der Hilfsbereitschaft des Hausherrn tastete Teri mit klammen Fingern in ihrer Schartasche herum, äußerst bemüht, die mehr als zwanzig Münzen darin nicht zum Klingen zu bringen. Schließlich bekam sie zwei Bronzestücke zu fassen und hielt sie dem Mann entgegen. Blitzschnell zog sie die Hand zurück, als er danach greifen wollte.
    "Du hast gesehen, dass ich Geld habe, und du hast gehört, dass ich eine Herberge brauche! - Wie sollte ich dich betrügen? - Hilf mir jetzt meinen Freund zu holen, oder ich frage deinen Nachbarn, ob er Verwendung für mein Geld hat!"
    "Oh!" Noch schneller, als Teri vermutet hatte, griff der Mann hinter die Türöffnung und zog einen wollenen Umhang hervor. "Zeig mir den Weg!", forderte er.
    Teri stapfte durch den Schnee voraus. Deutlich lag die Spur, die sie auf dem Hinweg gezogen hatte, vor ihr, und dass Fakun am Ende der Brücke läge, hatte sie auch schon erwähnt - und dennoch fragte dieser Gimpel nach dem Weg. Trotz ihrer Besorgnis um Fakun fühlte sie Ärger in sich aufsteigen. - Einen feinen Helfer hatte sie sich da ausgesucht! Dass er habgierig und dumm war, hatte sie nun schon festgestellt. - Fehlte nur noch, dass er einen Schwächeanfall bekam, wenn es ans Tragen ging.
    Teri hatte gar nicht so unrecht mit ihrer Befürchtung. Als sie schließlich keuchend und schwitzend am anderen Ende der Brücke angekommen waren, blieb der Mann unschlüssig in einigen Schritten Entfernung stehen und sah mißtrauisch auf das Deckenbündel, unter dem Fakun lag und aus dem Schwert

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