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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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auskühlte.
    Schnell schnürte Teri die Bündel auseinander und packte Fakun warm ein. Es ging ihm schon wieder besser, jedenfalls atmete er schon nicht mehr so heftig, aber seine Haut war von Schweiß bedeckt, und er hielt die Augen immer noch geschlossen.
    Als er sich nach einer Weile erholt hatte, sah er erstaunt zu Teri auf, die neben ihm kniete. "Was, was ist mit mir?"
    Teri erklärte ihm, was geschehen war, und langsam erinnerte er sich. "Ich muß geträumt haben", meinte er kopfschüttelnd. "Ich war ganz woanders. - Nicht hier im Schnee. - In einer Steppe, bei mir daheim, in Kaji. - Es war kühl dort, aber nicht kalt. Ich bin gewandert und kam sehr gut voran. Ich hatte so unglaublich viel Kraft."
    Teri kam ein schrecklicher Verdacht. Sie hatte das Wanderlied der Kraan gesungen, wie sie es immer getan hatte: Fröhlich und unbefangen. Nie hatte es eine besondere Wirkung gehabt. Nicht auf sie selbst und auf niemanden sonst. - War es jetzt so weit, dass die Lieder, die Aska ihr beigebracht hatte, anfingen zu wirken, wenn sie sie sang? - War es das, was Aska gemeint hatte, als sie ihr ausrichten ließ, dass sie als wirkliche Frau die Lieder würde anwenden können?
    Es reichte also nicht, eine Frau zu sein. Eine wirkliche Frau mußte sie werden, wenn die Lieder wirken sollten. - Und eine wirkliche Frau war nach dem Verständnis der Kraan wohl nur eine, die schon ein Kind hatte - oder erwartete!
    Mit schwachen Bewegungen versuchte Fakun, sich in eine etwas bequemere Lage zu bringen. Teri half ihm, so gut sie konnte. Sie sagte ihm nichts von ihrem Verdacht. - Nichts davon, dass sie der Meinung war, ihn mit ihrem Lied fast umgebracht zu haben. Wenn die Brücke nur tausend Mannslängen weiter entfernt gewesen wäre ... Teri wurde es übel bei dem Gedanken.
    "Geht es dir nicht gut?" Fakun lächelte scheu zu ihr herauf. "Du bist so blass."
    Teri schüttelte den Kopf. "Ich habe solche Angst um dich gehabt."
    "Es scheint mein Schicksal zu sein, dich zu erschrecken, und ich bin oft krank, wenn du in der Nähe bist", stellte Fakun mit einem schwachen Lächeln fest. "Heute habe ich es geschafft, beides auf einmal zu erledigen. - Ich glaube, ich wäre um ein Haar tot umgefallen! - Wie kann man nur so dämlich sein?"
    Teri stieg die Schamröte ins Gesicht. Sie wußte jetzt genau, dass sie es gewesen war, die ihn mit ihrem Lied dazu angestachelt hatte, die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit weit zu überschreiten, aber sie fand nicht die Worte, es ihm zu sagen.
    Fakun war, nachdem er sich wieder einigermaßen erholt hatte, in einen Zustand gefallen, der irgendwo zwischen Bewußtlosigkeit und Schlaf lag. Teri legte die Hand auf seine Stirn. Fakun hatte Fieber. - Es würde nicht anders gehen, sie mußte Hilfe holen.
    Entschlossen stand Teri auf und steckte die Decken unter Fakuns Körper fest. Dann sah sie Hund in die Augen. "Bleib hier und pass gut auf!", sprach sie das Tier an. "Ich hole Hilfe und bin bald wieder da!" Sie strich Hund kurz über das Nackenfell und kämpfte sich dann in den hohen Schnee auf der Brücke hinein. Ein Blick zurück zeigte ihr, dass Hund sich brav neben seinen Herrn gelegt hatte und ihr erwartungsvoll nachschaute. Sie wußte, dass er sie verstanden hatte.
    Teri schaute nach vorn. Die Brücke mußte im Sommer über ein Moorgebiet führen. Sie war aus dicken Rundhölzern gebaut, schmal und unendlich lang. Der hohe Schnee machte Teri sehr zu schaffen, und sie betete zu allen Göttern Thedras, dass sie es schaffen möge, mit Helfern zurückzukehren, bevor die Kälte der Nacht sich wieder auf das Land legte.

KAPITEL 7 - MOORSTADT

    Kaninchen in Not machen wilde Sprünge!

    Am äußersten, nordwestlichen Rand der Welt, zwischen Steilküste und Meer, lag in der estadorianischen Provinz Moorland die Stadt in der die Moormenschen lebten. Nun waren die Moormenschen Menschen wie alle anderen auch; sie hatten weder Schwimmhäute zwischen den Zehen, noch wuchsen ihnen Rohrkolben aus den Ohren, wie manche Erwachsene den Kindern Estadors weismachen wollten; aber sie waren von altersher als Moormenschen bezeichnet worden, bis sie sich schließlich selbst so nannten, und die Gemarkung in der sie lebten hieß Moorstadt.
    Das Leben war hart in Moorstadt. Fern aller Handelswege war die Stadt in allen Belangen ganz auf sich allein gestellt, wodurch es so weit gekommen war, dass das Geld als Zahlungsmittel seine Funktion fast verloren hatte. - Nicht, dass die Moormenschen kein Geld gehabt hätten. Sie besaßen genug davon

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