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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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an. "Den Weg frei für Kapitän Garsa und seine `Achat'!"
    Hastig brachte die so jäh entthronte Teri ihre nackten Zehen vor den schweren Holzschuhen des Rüpels in Sicherheit. Verächtlich sah sie ihm nach, wie er sich rempelnd und stoßend einen Weg durch die Masse bahnte. Eines Tages würde sie wirklich Kapitän sein, eine der ersten Damen des Staates, gleichgestellt einer Fürstin! - Dann würde es kein Mensch mehr wagen, so mit ihr zu reden. Sie würde die unverschämte Brut in Ketten legen und auspeitschen lassen! Gierig sah sie ihrem Widersacher nach. - Schade, dass es noch nicht so weit war.
    "Hier, Kleine, nimm ein Stück!" Ein Händler hielt Teri an einem langen Kupferspieß ein Stück gebratenen Fleisches entgegen. Aber Teri hatte keinen Hunger, sie wollte sich lieber noch ein wenig umschauen.
    Mittlerweile war die Dämmerung herangekommen, und die ersten Fackeln wurden entzündet. Die Sängerin hatte zu einer getragenen Melodie ein zartes Liebeslied angestimmt. Obwohl sie nicht sonderlich laut sang, hing ihre helle Stimme wie eine alles umschließende Glocke über dem Platz. Nur ganz wenige, zumeist Angetrunkene, konnten sich dem Zauber dieses Klangs entziehen. Die Paare auf der Tanzfläche rückten näher zusammen, und auch auf dem Festplatz wurde eine Atmosphäre der Sehnsucht und der Zusammengehörigkeit spürbar, wie man sie nur ganz selten findet.
    Dann war das Lied zu Ende, und ohne auch nur einen Moment innezuhalten, fielen Sängerin und Musikanten in den wilden Rhythmus eines wüsten Saufliedes, dessen zahlreiche, versteckte Anspielungen Teri nicht ganz verstand.
    Teri ließ sich durch die Masse treiben, langsam wurde auch sie von der allgemeinen guten Laune angesteckt.
    Einige Händler hatten ganze Hände voll seltener Gewürze und Samenkörner in kleinen Feuerbecken entzündet. Gierig sog Teri das Aroma ein, das sich über den ganzen Platz ausbreitete.
    Weiter sank die Dunkelheit herab. Der kleine Ausschnitt des Himmels zwischen den hohen Felsen der Stadt war schon fast schwarz. Wie glosende Feuerbälle hingen die Fackeln in ihren Halterungen. Überdeutlich hörte Teri das Knacken des brennenden Holzes durch all den Lärm hindurch. Warm schimmerte das Licht der Öllampen aus den Tavernen rund um den Platz. Heiter und unbeschwert begann Teri sich im Takt der Musik zu wiegen. Plötzlich fühlte sie sich bei der Hand genommen und im Kreis herumgedreht. Ein etwa zehnjähriger Junge hatte sie einfach ergriffen und tanzte in wildem Wirbel mit ihr über den Platz. Lächelnd legte Teri den Kopf in den Nacken und ließ die Haare fliegen; der Tanz gefiel ihr gut.
    Plötzlich ließ der Junge ihre Hände los, aber schon wurde sie vom nächsten Tänzer aufgefangen und wie von einem starken Wind weiter über den Platz geweht. Weiter ging der Tanz. Die Musik war nur noch ein aufpeitschender, fordernder Rhythmus, die fliegenden Schiffe über Teris Kopf wurden zu einer auf bunten Seidenbändern dahinrauschenden Flotte. Teri jauchzte laut auf. Immer schneller wechselten ihre Tanzpartner sich ab. Knaben und Mädchen, Männer und Frauen wirbelten ihren Körper in immer wilderen Kreisen herum, bis sie sich schließlich, völlig außer Atem, mit wundgetanzten Fußsohlen, in den Winkel zwischen der Musikantentribüne und einer Taverne retten konnte.
    Angestrengt keuchend, vor Erschöpfung zitternd, kauerte sie sich in dem Mauerwinkel zusammen. Gerne hätte sie noch weiter getanzt, aber ihre Lungen, und speziell ihre Füße, machten einfach nicht mehr mit.
    Plötzlich brach die Musik mitten im Lied ab. Hoch über der Stadt lag ein Leuchten in der Luft. "Aganez' Feuer!", ging ein Raunen durch die Menge. "Aganez' Feuer!"
    Auch Teri sah hoch, zum Gipfel der Königsklippe hinüber. Selbstverständlich kannte sie die Geschichte von Aganez' Feuer, mit dem der greise Urvater der thedranischen Magier einst in stürmischer Nacht die Flotte der Fliegenden Schiffe vor dem sicheren Untergang gerettet hatte. Die Vorführung des Magischen Feuers war in jedem Jahr Höhepunkt und Schlußakkord des Festes.
    Vergessen waren Erschöpfung und wunde Füße. Aufgeregt sah Teri zu, wie das magische Leuchten von Minute zu Minute stärker wurde. Die Musik hatte wieder eingesetzt. Leise trug die Sängerin das Lied der Sturmflottenschar vor, besang die weiten Reisen, die fremden Häfen, die sternklaren Nächte auf See. Gerade war sie bei der letzten Strophe angekommen, die die Heimkehr mit reicher Fracht besang, als das Licht vom Gipfel der

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