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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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war kein Wasser mehr in dem Loch in der Mitte des Kreises. - Es mußte abgeflossen sein! Da war nur noch ein bodenloser Abgrund, der die Menschen rief und lockte. Teri machte einen zögernden Schritt nach vorn, und Fakun folgte ihr. - Diesmal würde nichts sie retten können! Der Sog der Tiefe war zu stark! Wie Insekten im Trichter eines Ameisenlöwen wurden sie langsam aber unwiderstehlich in den Abgrund gezogen. Entsetzt sah Fakun, wie Hund als erster den leuchtenden Kreis überschritt, in das furchtbare, bodenlose Loch spähte, noch einen Schritt tat und anfing aus dem - See zu trinken.
    Wie das Klatschen hunderter Hände hallte das Schlabbern des Tieres von den Höhlenwänden wieder. Sprühende Tropfen flogen durch das mattgrüne Licht, und halbkreisförmige Wellen breiteten sich aus.
    Fakun konnte es nicht fassen, dass er der Illusion nun schon zum zweiten Mal erlegen war, und auch Teri stand noch starr und staunend da.
    "Die Decke spiegelt sich im Wasser." Fakun flüsterte unwillkürlich. Die Höhle war ihm unheimlich. "Darum ist das Wasser so schwarz."
    "Da war ein Abgrund", beharrte Teri. Auch sie sprach ganz leise. "Jedenfalls sah er sehr echt aus."
    "Hund war aber anderer Meinung!" gab Fakun zu bedenken.
    "Du hast Recht!" Teri wandte sich um. "Wahrscheinlich sollten wir ihm sowieso die Führung übertragen." Sie rang sich ein Lächeln ab.
    "Hat er die denn nicht ohnehin?" Fakun hatte sich wieder einigermaßen in der Gewalt. Beide lachten verkrampft und viel zu laut über den kleinen Scherz, als das Krachen zerbrechenden Steins sie herumfahren ließ. - Hund saß ziemlich verdutzt auf einem wirren Haufen umgebrochener Stalagmiten, und aus seiner Schnauze rieselten helle Bröckchen. Fakun dachte zuerst, Hund hätte sich alle Zähne ausgebissen, aber dann sah er, dass es nur Gesteinssplitter waren.
    "Dein Hund jagt Steine!", stellte Teri fest. "Der ist auch nicht mehr normal!"
    "Er hat gerade seinen Anspruch als Leithund verspielt!" Fakun schüttelte verständnislos den Kopf. "Was er wohl gesehen hat?"
    "Erdhörnchen!", vermutete Teri. "Manche von diesen Zapfen sehen wahrhaftig ein bisschen aus wie - aber schau doch mal, da sind ja wirklich Erdhörnchen!" Aufgeregt zeigte sie mit dem Finger in eine bestimmte Richtung.
    "Tatsächlich!" Jetzt sah Fakun die Tiere auch, die sich bislang so geschickt verborgen gehalten hatten. - Sie hatten Hund unrecht getan, der arme Kerl hatte wirklich gejagt und sein Opfer wahrscheinlich nur knapp verfehlt.
    Jetzt waren die Erdhörnchen fast überall. In langen Reihen saßen sie auf dem Boden und beobachteten mit aufgerichtetem Oberkörper die Eindringlinge. Hund pirschte sich an eines von ihnen heran, sprang los und biss - auf Stein! Polternd brach eine weitere Reihe Stalagmiten unter den Anprall seines Körpers zusammen.
    Fassungslos und entsetzt sahen die beiden Menschen einander an, während Hund verdutzt in dem Trümmerhaufen aus mürbem Gestein saß und die Kalksplitter mit heftigen Bewegungen der Zunge aus seiner Schnauze schob.
    "Hier stimmt etwas nicht!" Fakun sah Teri ernst an. "Wir können unseren Augen nicht mehr trauen. Tu schnell, was du hier tun mußt, und dann lass uns verschwinden."
    "Ich, ich glaube ...", begann Teri zögernd.
    "Ja, ja!", unterbrach Fakun sie. "Ich habe sie ja auch gesehen und Hund auch! - Geistererdhörnchen!" Das letzte Wort hatte er so leise geflüstert, dass Teri es kaum verstand.
    "Nein, ich meine ...", versuchte Teri es wieder, aber Fakun ließ sie nicht ausreden. "Vielleicht kommen die aus dem Loch, wenn das Wasser nicht da ist", vermutete er.
    Plötzlich war das Loch wieder da und zog sie mit gewaltiger Macht an sich. Fakun klammerte sich, ohne Rücksicht auf Teris verletzten Fuß, an sie.
    "Es ist Wasser !", sagte Teri laut und klar - und da war es auch wieder Wasser.
    "Siehst du, es ist so, wie ich vermutet habe!" Obwohl Teri nun die Lösung des Rätsels kannte, war sie nicht weniger überrascht als vorher. "Wir sehen, was wir sehen wollen! - Oder besser - was wir uns einbilden zu sehen! Es ist jetzt dreimal passiert, dass wir über eine Sache gesprochen haben, die sofort darauf eingetreten ist. - Es muß an der Luft hier liegen, oder was weiß ich?"
    Hund pirschte mit eingekniffenem Schwanz durch die Höhle und beäugte mißtrauisch die emporragenden Gesteinszapfen. Plötzlich warf er sich mit allen Anzeichen des Entsetzens herum, rannte, so schnell er konnte, zu den Menschen und verbarg sich zitternd hinter ihnen.
    Nur bei einem

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