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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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der Schrecken wieder und wieder mit eisigen Fingern nach ihr, sobald sie die Augen öffnete.
    Teri versuchte, den abscheulichen Einbildungen zu entgehen, sie nicht zu beachten, durch sie hindurchzusehen, und schließlich sah sie in einer Vertiefung der Seitenwand eine Höhlung, gleich der in der ersten Nische. Hier war allerdings keine Deckplatte davorgesetzt, und Teri konnte Kristall und Lederbeutel offen in der Vertiefung liegen sehen. "Ich hab's gefunden!", rief sie Fakun zu. "Gleich komme ich zurück!"
    Fakun war es in der Zwischenzeit kaum besser ergangen. Statt brav die Augen geschlossen zu halten und Teri machen zu lassen, hatte er sie natürlich blinzelnd beobachten müssen. Dabei hatte er entsetzt festgestellt, dass Teri geradewegs auf einen Abgrund zuging, den sie scheinbar überhaupt nicht sah. Schnell rief Fakun sich ins Gedächtnis, dass es in dieser Höhle überhaupt keinen Abgrund gab. - Trotzdem hätte er fast aufgeschrien, als er Teri über den Rand treten und in die Tiefe stürzen sah. Schnell schloß er wieder die Augen, nur um bei seinem nächsten Blick Teri stolpern zu sehen. Sie stürzte schwer auf die nadelspitzen Zacken, die aus dem Boden ragten und blieb vielfach durchbohrt darauf hängen. Fakun schloß die Augen ...
    Teri hatte die Höhlung inzwischen erreicht. Der verrenkte Fuß tat furchtbar weh. Diesmal war sie gewitzt genug, ihren Dolch abzulegen, bevor sie Aganez' Feuer entfachte. Noch einmal wollte sie diesen krampfartig zubeißenden Schmerz nicht erleben. Dann wandte sie sich dem Inhalt der Höhlung zu. Sie ignorierte den Riesenskorpion, der den Kristall bewachte - denn in Estador gab es keine Skorpione - und griff nach der Phiole mit dem grauen Pulver.
    Wieder waren Schriftzeichen in den Boden der Höhlung eingeritzt: `Geh nach Osten! Frage nach dem Alten vom Berg!' las Teri. Sie streute eilig das Pulver um den Kristall und griff vorsichtig nach dem Beutel, der die Münzen enthalten mußte. Das Feuer flammte auf, und Teri wich humpelnd zurück. Eilig drehte sie sich um, denn die Hitzeentwicklung des Pulvers war schon sehr stark, da sah sie den sterbenden Mann aus Isco vor sich, aus dessen Mund sich eine wahre Fontäne von Blut über sie ergoß. Doch zu Teris Erstaunen wurde das Bild plötzlich blasser, und in dem gleichen Maße, wie Aganez' Feuer an Kraft gewann, schwand das Trugbild dahin. - Mehr noch! - Der Brand in der Höhlung hinter Teri war nun zu einem tosenden Brausen angeschwollen, und wo immer der Schein des hell brennenden Feuers auf den leuchtenden Ring fiel, änderte dieser seine Farbe in gelbe bis rötliche Töne.
    Wieder tanzten die Lichtfäden auf dem Schardolch, der auf dem Boden lag, und plötzlich zersprang der Kristall hinter Teri mit einem knackenden Geräusch. Das Licht von Aganez' Feuer wurde schwächer und verlosch schließlich ganz.
    Teri nahm ihren Dolch wieder auf und sah sich in der Höhle um. Insgeheim wartete sie darauf, dass im nächsten Moment aus irgendeiner finsteren Ecke eine furchterregende Schreckgestalt auf sie zujage, aber nichts geschah. - Es gab keine Trugbilder mehr!
    Fakun war aufgestanden und hatte Hund losgelassen, der sofort freudig auf Teri zugesprungen kam, ohne sich um irgendwelche eingebildeten Erdhörnchen zu kümmern.
    "Es ist vorbei!" Teri hinkte auf Fakun zu. "Die Geister sind geflohen!"
    "Das Licht!" Fakun zeigte auf den Kreis, der jetzt in tiefem Rot erstrahlte. "Der Feuerschein hat das Licht verändert!"
    Es war herrlich, sich in der Höhle ohne Angst bewegen zu können. Wie zwei Kinder fielen sich Teri und Fakun erleichtert in die Arme. Trotzdem sahen sie davon ab, sich tiefer in den Berg hineinzuwagen, denn es lag ihnen immer noch ein übler Nachgeschmack auf der Zunge - und vielleicht hielt sich ja doch in irgendeinem finsteren Winkel noch ein Monster verborgen, das noch nicht begriffen hatte, dass sein Spiel aus war.
    Nach kurzer Beratung beschlossen Teri und Fakun die Nacht in der Höhle zu verbringen, denn es war warm hier. Sicherheitshalber schlugen sie ihr Deckenlager in der Nähe des Eingangs auf und legten sich in ihren Kleidern zum Schlafen nieder. Sie wollten bereit sein, falls die Farbe des beruhigend rot leuchtenden Kreises wieder zu Grün wechseln sollte - denn sie wußten nicht, dass Rot die schlimmere Farbe war.

    Als Teri und Fakun eingeschlafen waren, kamen die Träume. Es waren nicht die Träume, die Menschen gewöhnlicherweise meinen, wenn sie von Alpträumen reden, es war vielmehr wie eine Ohnmacht in

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