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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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...
    Fakun fuhr herum und hastete zum Ausgang. Eilig schob er sich durch den engen Spalt, bis er wieder am Einstieg in die Höhle angekommen war. Hund hatte die Geräusche hoch über sich gehört, lief aufgeregt auf dem Schotterfeld herum und bellte ununterbrochen. Fakun befahl ihm, damit aufzuhören und blickte nach unten. Vorwurfsvoll schaute ihm das blasse Oval von Teris Gesicht entgegen.
    "Ich habe Angst um dich gehabt! Warum hast du so geschrien?" Teris Stimme drückte Sorge und Erleichterung aus.
    "Wieso geschrien?" Fakun war sich nicht bewußt, irgend etwas geschrien zu haben.
    "`Nein!' hast du geschrien, in der Höhle - immer wieder! - Weißt du nichts davon?"
    "Ich hab mich nur ziemlich erschreckt", antwortete Fakun. "Aber dass ich geschrien haben soll ..."
    "Ist das jetzt die Nische?", drängte Teri.
    "Keine Ahnung, wie eine Nische aussehen muß!" Fakun zog in der Dunkelheit die Schultern hoch, was Teri natürlich nicht sehen konnte. "Platz ist hier jedenfalls so reichlich, dass ich es eher einen Saal nennen würde. Einen Saal mit einem seltsam leuchtenden See darin."
    "Holst du mich hoch?" - `Das Wort einer geliebten Frau erreicht mehr, als alle Befehle der Welt!' sagt man in Ago, und so war es auch hier. - Also vergaß Fakun seine Abneigung gegen das Klettern, schwang sich über den Rand des Einstiegs und ließ sich vorsichtig zu Teri hinab. "Wie hast du es geschafft, so schnell hierher zu kommen?", fragte er, wobei er auf ihren verletzten Fuß deutete.
    "Ich war nicht schnell." Teri schüttelte den Kopf. "Du warst lange da drin."
    Fakun sah sich um. - Teri mußte recht haben. Als er in den Spalt geklettert war, hatte noch ein letzter Schimmer des Tageslichts auf den Kämmen der Berge gelegen, und jetzt war es stockfinstere Nacht. "Wenn du gestattest, dass ich ein bisschen an deinem Hinterteil herumschubse, kann es losgehen", schlug er dann vor.
    "Pass aber auf, wo du hingreifst!" Teri zeigte auf eine bestimmte Stelle an ihrer rechten Pobacke. "Wahrscheinlich habe ich da einen riesigen blauen Fleck!"
    "Da werd ich nachher mal nachsehen", tröstete Fakun sie und schob von unten nach, während Teri sich mit den Händen und dem linken Fuß zum Einstieg emporarbeitete. Die Kletterei ging besser als erwartet. Bald schon saß Teri sicher in dem Felsspalt und fing die Bündel auf, die Fakun geholt hatte.
    "Gib mir die große Decke!" Fakun wollte Hund unbedingt mit nach oben nehmen. Das Tier war hochgradig nervös und würde sich, alleingelassen, bestimmt ängstigen. Nachdem ihm Teri das Geforderte zugeworfen hatte, breitete er die Decke auf dem Boden aus und forderte Hund auf, sich darauf zu setzen. Dann verknotete Fakun die Zipfel der Decke über Hund, hängte sich das Bündel über die Schulter und begann mit dem Aufstieg.
    Nun war Hund aber nicht mehr das todkranke Tier, das sich, total unterkühlt, vollständig willenlos von Rolo durch den Sumpf hatte schleppen lassen. Es gefiel ihm nicht in der Decke, es gefiel ihm nicht, getragen zu werden, es gefiel ihm im Moment überhaupt nichts! So bemühte er sich denn auch redlich, mit Knurren und Strampeln, der Kletterei ein jähes Ende zu bereiten und hätte es auch zweimal fast geschafft, Fakun zum Absturz zu bringen, aber schließlich war es doch geschafft. Teri nahm Fakun von oben das Hund-Bündel ab und ließ das verschreckte Tier ein paar Schritte tief in dem Spalt frei. Dann humpelte sie selbst, gefolgt von Fakun, dem grünlichen Schimmer zu, der ihr schwach aus der Höhle entgegenleuchtete.
    "Oh, das sieht ja unglaublich aus!" Auch Teri war von dem Anblick der Höhle vollständig gefesselt. Als Thedranerin hatte sie von jeher ein besonderes Verhältnis zu Bergen und Höhlen gehabt, aber so etwas hatte auch sie noch nicht gesehen. Bewundernd schaute sie auf den grün glimmenden Ring und die bizarren Formen der Tropfsteine. "Und was hat dich hier so erschreckt?", fragte sie nach einer Weile Fakun, der mit dem zweiten Bündel hinterherkam, ohne den Blick von dieser überwältigenden Szenerie zu wenden.
    "Ach", Fakun wirkte leicht verlegen, "...ich hatte nur gedacht, in dem leuchtenden Ring sei ein gewaltiges Loch, das mich ansaugen wolle." Er stellte das Bündel ab.
    "Aber ..." Teri war stehengeblieben und tastete mit einer Hand hinter sich nach Fakun, "...aber, da ist ein Loch!"
    Fakun schaute auf. Fast freute es ihn, dass auch Teri auf die Täuschung hereinfiel, damit stand er doch selbst nicht ganz so dämlich da; dann fiel sein Blick auf den - Abgrund! Es

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