Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
Vom Netzwerk:
zurückgelassen und er konnte sehen, wie er hier herunterkam. - Ja, der mächtige Aganez war wirklich ungeheuer wütend!
    Immer wieder geriet Aganez in Versuchung, die Hüterin mit den Kräften des Rings und seiner Stimme gefügig zu machen; aber ein letzter Rest seines Stolzes hielt ihn davon ab. Teri zu einer willenlosen Marionette zu machen, wäre für ihn ein letztes Eingeständnis seines Unvermögens gewesen, mit Menschen umzugehen.
    Jetzt hatte er den bewaldeten Hügel ebenfalls passiert und sah Teri im Tal, wie sie sich gerade über eine zusammengesunkene Gestalt beugte. Aganez schloß die Augenlider zu schmalen Schlitzen und zog die Brauen zusammen, um besser sehen zu können. - Das war doch ... Aganez verzog angewidert das Gesicht. - Das war doch wohl nicht ... Tatsächlich! Wenn Aganez sich nicht sehr täuschte, hatte Teri dort unten am Bachufer einen Wanderer gefunden. - Ausgerechnet einen von diesen verachteten Halbmenschen, die nichts konnten, nichts wollten, nur in der Welt umherliefen und ohne Sinn und Ziel mal hier und mal dort auftauchten.
    "Komm schnell!" Teri hatte Aganez bemerkt und winkte ihm aufgeregt. "Vielleicht ist er verletzt!" Sie stand auf und kam Aganez entgegengelaufen.
    Unwillig ließ der Magier sich am Ellbogen stützen und zu Tal geleiten, bis er schließlich mit verkniffenen Lippen vor Ging stand, der noch dalag, wie er umgesunken war.
    "Hilf ihm!", forderte Teri. "Ich darf ihn nicht berühren." Auch wenn sie ihre Gabe, Dinge und Menschen zu lesen, schon lange verloren hatte, fand Teri es doch besser, Gings Eigenheiten zu respektieren, solange es möglich war. Im Moment schien er nicht in unmittelbarer Gefahr zu sein, also brauchte sie ihn auch nicht zu berühren.
    "Darfst du nicht? - Oder willst du nicht, weil er so stinkt?" Aganez blieb stehen und machte keine Anstalten, sich zu Ging hinunterzubeugen. "Kennst du diesen - Wanderer?"
    "Er ist mein Bruder! Hilf ihm jetzt!" Teri gab Aganez einen auffordernden Stups an den Ellbogen.
    Aganez fuhr herum, als sei er von einer Giftschlange gebissen worden. "Was fällt dir ein?", brüllte er los. "Niemand wird mich zwingen, mich um einen stinkenden Wanderer zu kümmern! Wir haben doch wohl Wichtigeres zu tun und können uns keinen Aufenthalt erlauben! Wir haben keine Zeit! Wann siehst du das endlich ein?"
    "Du hast keine Zeit, Aganez?" Teri versuchte, trotz ihrer aufkommenden Wut ruhig zu bleiben. "Mein Auftrag lautet, die Schlafende Armee zu finden und nicht, dich hier durch das Gebirge zu schleppen! - Wer hält hier eigentlich wen auf? Ich will zurück zu meinem Mann und zu meinem Kind und könnte vielleicht schon auf dem Weg sein, wenn ich mich nicht ständig um dich kümmern müßte!"
    "Du unverschämte ..." Aganez holte mit seinem Stab aus, um nach Teri zu schlagen und hätte es wohl auch getan, wenn sie nicht zurückgewichen wäre und sich schnell aus seiner Reichweite gebracht hätte.
    "Hör mir jetzt zu, Aganez!" Teris Stimme war so schneidend, dass sie selbst den Eindruck hatte, eine Fremde spräche aus ihr. "Ich bin bereit, dir zu helfen, denn du bist alt, und du wirst allein dein Ziel nicht erreichen! - Wenn du es aber wagst, mich zu schlagen, oder wenn du die Gesetze der Hilfsbereitschaft verletzt, bin ich dir gegenüber an kein Wort mehr gebunden! Ich soll die Schlafende Armee finden und ihr den Weg nach Thedra weisen; von dir war nie die Rede. Gegen einen wertvollen Begleiter habe ich nichts einzuwenden, also mach dich wertvoll! Wenn du aber nur eine Belastung sein willst, gehe ich allein."
    Aganez war, den Knüppel hoch über den Kopf erhoben, in einer Pose des Jähzorns erstarrt. Langsam nur sickerten die Worte der jungen Frau in seinen Geist, aber dann verstand er! Mit mächtigem Schwung riss er den Wanderstab noch höher und schmetterte ihn voller Zorn so hart auf das Geröll, dass er federnd wieder hochschnellte und klappernd über die Steine schlitterte. Haß in den Augen, drehte er sich zu Ging um und kniete neben ihm nieder.
    Kaum hatte Aganez die schmutzstarrende Hand des Wanderers berührt, da fuhr der auf, stieß einen unartikulierten Schrei aus und wich zurück. "Wage es nicht, mich noch mal anzurühren!", schrie er den verdutzten Aganez an. "Du bist voller Unrat! Du ekelst mich! Wage es nicht!"
    Teri war doppelt froh: Einmal, weil Ging sich so schnell bewegen und so herrlich laut schimpfen konnte, - Also war er wohl nicht schwer verletzt. - Zum anderen, weil sie ihn nicht selbst berührt hatte, denn dafür schien

Weitere Kostenlose Bücher