Sturm ueber Thedra
beschwörend die Hände. "Teri, du ahnst es vielleicht nicht, aber dies ist der Ort, wo die Macht der Götter wohnt. - Ich bin stolz auf dich! Stolz eine so würdige Begleiterin gefunden zu haben!"
Mit einem Schlag war es um Teris Fassung geschehen. "Du bist stolz auf mich, alter Mann?", fuhr sie auf. "Ich bin würdig ? Du hast mich durch Sumpf, Streitwald Trughöhle und alle anderen Schrecken geschickt, damit du stolz auf mich sein kannst? - Ich mußte Mann und Kind zurücklassen, damit ich würdig werde? - Würdig, deinen müden Körper, der schon lange tot sein sollte, über hundert Berge zu hieven? - Würdig, dir zu dienen, der du dein eigenes Volk in seiner Not warten und leiden läßt, um deines billigen Ruhmes willen? - Mag sein, alter Mann, dass du stolz auf mich bist und dass du mich würdig findest. - Ich aber schäme mich für dich, und deine Würde ist die eines Krämers! - Während du Dämonen hinterherjagst, die nichts für dich tun können und die du niemals verstehen wirst, läßt du dein Volk auf Rettung warten, die nicht kommt? Verstehst du nicht, dass Thedra Hilfe braucht, die du schon vor mehr als einem Jahr hättest geben sollen? Warum rekrutierst du nicht einfach eine Streitmacht im Hinterland? Die Macht dazu hättest du! Reicht dir nicht ein Sieg? - Muß es denn ein großer Sieg sein, für den großen Aganez?
"Versteh doch, Teri!" Aganez zeigte Unsicherheit. "Es geht nicht nur um Thedra! Es geht hier um das wirklich große Spiel. Es geht um die Macht Harmugeds und Ofisas! - Um Erkenntnis, Ewigkeit, vielleicht sogar Unsterblichkeit!
Was ist Thedra? Thedra ist ein kleiner Stein auf einem großen Spielbrett! Gibt ein Mann das Spielbrett und den Tisch, das Haus und die Herde preis, um einen Spielstein zu gewinnen?"
"Auf dem Stein, den du preisgeben willst, leben Menschen", erwiderte Teri. "Magst du auch deine Pflicht vergessen haben, so kenne ich doch meine Aufgabe noch sehr genau! Die Thedraner vertrauen mir! Du hättest die Macht, die Menschen ganz Estadors unter deinen Willen zu zwingen und sie Thedra im Sturm nehmen zu lassen! - Statt dessen willst du hier deine Forschungen betreiben und die Toten zum Leben erwecken."
"Weil es nicht mehr um Thedra geht! - Glaube mir Teri, ich liebe Thedra genauso sehr wie du ..."
"Ich liebe Fakun und mein Kind! Nicht Thedra!"
"Vertrau mir doch! Ich brauche dich noch hier! Du bist verpflichtet, mir zu helfen!"
"Ich habe meine Pflicht getan, vergiß das nicht! Warum sollte ich dir also gehorchen?"
"Ich bin Magier!"
"Na und?" Teri war nicht bereit, sich einschüchtern zu lassen. "Ein Magier hat mir auf die Welt geholfen und meiner Mutter das Leben gerettet! - Ein anderer hat mich und mein Kind fast umgebracht, als er mir befahl, diesem Hirngespinst hierherzujagen! - Sind nun die Magier gut oder schlecht, alter Mann?
"Höre, Teri ..."
"Magier!" Teri ließ sich nicht stoppen. "Natürlich bist du ein Magier! Wer sonst könnte es wagen, den Tod um sein Recht zu betrügen und die Tyrannei seiner selbstsüchtigen Ideen auf Kinder und Kindeskinder zu übertragen? Gut, du bist ein Magier! - Aber vergiß nicht, dass ich es war, die dich über Felsplatten gezogen und über Gletscher geleitet hat. Ich habe ja kaum mehr auf der Reise gesehen, als meine eigenen Hände auf deinen Hintern, so viele Berge habe ich dich hinaufgeschoben! - Meine Pflicht ist nun getan! Ich bin frei! Aber ich habe mir selbst eine Aufgabe gestellt. Die Menschen von Thedra erwarten, dass ich zurückkehre, um die Stadt zu befreien, und genau das werde ich jetzt tun! Jetzt, wo ich nicht mehr gezwungen bin, dir bei der Jagd nach deinen Träumen zu helfen!"
Aganez war während Teris Rede zurückgewichen und sah sie sprachlos an. Aschgrau war er unter seiner ohnehin nicht sonderlich gesunden Gesichtsfarbe geworden.
"Ich weiß, es hätte gutgehen können", fuhr Teri milder fort. Plötzlich tat Aganez ihr Leid. "Aber sieh ein, dass wir hier nichts erreichen können. Ich werde mich ausruhen und dann zur Bergstadt Stein zurückkehren. Du kannst dir überlegen, ob du mit mir gehen willst. - Du hast genug Macht über lebende Menschen. Gebiete, und sie werden dir folgen, um Thedra zu befreien."
"Gib mir zwei Tage." Aganez senkte sein Haupt. "Zwei Tage nur! Wenn ich dann noch nichts erreicht habe, brechen wir auf."
"Gut!" Teri beugte sich über den Topf und tauchte ihren Löffel ein. Mit einer Handbewegung forderte sie Aganez auf, es ihr gleichzutun, und folgsam setzte der Magier sich ebenfalls
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