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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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versagt, denn sie hatte das Werk der Zerstörung nicht ganz vollenden können. - Der Tod war schneller gewesen als sie!
    Teri spürte das Entsetzen dieser Frau über die Jahrtausende hinweg. Dieses dumme, kindliche Entsetzen über die Erkenntnis, dass andere genauso stark waren wie man selbst.
    Diese Frau hatte getötet. Tausendfach ohne Not getötet! Sie hatte hier in der Sicherheit ihrer Höhle gesessen und Feuer und Vernichtung auf die Welt geschleudert.
    Der Gedanke war ungeheuerlich! Welches Wesen kann dazu in der Lage sein, ohne Angst und ohne Hunger zu morden? Nur Leute wie dieser Dramile, der Teri verfolgt hatte! Diese Frau war eine Sklavin gewesen - und sie hatte es noch nicht einmal gewußt. Sie hatte sich für frei gehalten und auf Befehl gemordet. Wie konnte das sein?
    Teris Geist sträubte sich gegen diese Gedanken. Noch nie hatte sie in einen solch schmutzigen, verdorbenen Geist geschaut. Der unheimliche Dramile war böse. - Durch und durch böse! Er war eine Laune der Natur. Damit konnte man sich abfinden. - Aber diese Frau hatte unter dem Deckmantel der Freundschaft, der Ehre, ja der Liebe gehandelt. Aus falscher Freundschaft zu ihrer Schar hatte sie die Freundschaft zu allen anderen Menschen zerbrochen. Für die falsche Ehre ihres Landes hatte sie die Ehre ihres Geistes in den Schmutz gestoßen! Aus falscher Liebe zu den Kindern ihres Stammes hatte sie die Kinder anderer Stämme verbrannt.
    Unfaßbar!
    Unbegreiflich!
    Angewidert verstärkte Teri ihren Griff und brach den Kopf der Mumie ab. Achtlos warf sie ihn in die Ecke des Raumes, wo er beim Aufprall in einer hohen Fontäne zerstäubte.
    Ekel hatte Teri erfaßt. Ekel vor dieser selbstgerechten Sklavin, die sich als Herrin gefühlt hatte. Das also war Ofisa gewesen, die Göttin des Tisches, der die Welt zeigte! Sie war Harmuged, die noch heute angebetet wurde und um deretwillen immer noch Menschen starben!
    Teri übergab sich. Sie hatte das Gefühl in einen schwindelerregenden Abgrund gestürzt zu sein. Nach Luft ringend starrte sie voller Abscheu auf dieses unmenschliche Etwas, diesen Rumpf ohne Kopf, der nie ein wirklicher Mensch gewesen war.
    Plötzlich kam Bewegung in den Leichnam. Bedingt durch die neue Gewichtsverteilung rutschte der ausgedörrte Torso von Officer Harmony Getty vom Stuhl. Die Hand, die bislang unter der Glasabdeckung gesteckt hatte, glitt darunter hervor.
    Sofort sprang knackend ein kleines Segment des Tisches dort hervor, wo es durch den Druck der leblosen Finger gehalten worden war.
    Teri sah, wie eines der matten Fenster im Tisch vor der Frau aufleuchtete und das Zeichen der Finder, den roten Totenschädel, zeigte. Daneben waren aufglimmende Symbole aus leuchtendroten, kurzen Strichen zu erkennen, die in kurzen Intervallen ihre Form wechselten. Der Totenschädel hinter dem Fenster pulsierte in gleichem Rhythmus mit. Teri wich langsam zurück. - Eine Warnung!
    Ein Geräusch kam aus der Tiefe der Festung. Erschreckt wirbelte Teri herum. Irgendwo in der Ferne klang ein langes, gleichmäßiges Heulen auf, das aber zum Glück nicht näher zu kommen schien. Eine seltsame Magie ging von diesem Ton aus, eine Ahnung von mühsam gebändigter, unvorstellbarer Kraft, fast so wie bei einem anschwellenden Sturm, der Taue und Masten der stärksten Schiffe vibrieren läßt. Aber auch etwas Gefährliches schwang in diesem seltsamen Laut mit, wie das Sirren der Sehne eines Bogens.
    Teri Nerven vibrierten. Jamiks Stimme klang in ihr auf. Warum mußte sie ausgerechnet jetzt an ihre Ausbildung zur Scharfrau – an ihre Härtung, denken? Speziell ein bestimmter Satz Jamiks drängte sich in ihr Bewußtsein. Teri wurde es schwindlig, sie stützte sich kurz an der Wand ab und schloß die Augen. "Nie darf ein Schiff in die Hand des Feindes fallen!", hörte sie die eindringliche Stimme des Magiers. "Ist auch nur ein Feind auf das Schiff gelangt, dann schleudert das Magische Feuer auf das Deck, auf dass Freund und Feind zu Asche werden und alle Geheimnisse der Hohen Zünfte gewahrt bleiben."
    Nun wurde Teri alles klar! - Sie und Aganez waren hier eingedrungen, und die Besatzung hatte einen Fluch zurückgelassen, der die Feinde der Festung vernichten sollte. Das Magische Feuer, das die Königin der Armee in ihrem Todeskampf hatte auslösen wollen, würde jetzt über die Festung kommen, so dass die Felsen zerschmelzen mußten! - Aber vielleicht gab es doch noch eine Möglichkeit, zu entrinnen.
    Plötzlich dröhnte aus einer Fanfare unter der Decke des

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