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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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wieder an das Feuer.

    Später, es mußte mittlerweile Abend sein, schlich Teri verstört durch die seltsam glatten und hellen Gänge dieser Anlage. Es wurde Zeit, dass sie sich einen guten Schlafplatz suchte.
    Aganez hatte sie verraten! - Hatte Thedra und sich selbst verraten, um der Macht willen! Aganez, der große Aganez, den die Thedraner in hundert Heldenliedern noch heute besangen, war in diese Höhle gestolpert, wie ein zahnloser alter Wolf, der auf ein einsames Schaf stößt; am Ziel seiner Wünsche - und doch nicht fähig, seine Träume wahr werden zu lassen. Mit einem Gefühl zwischen Abscheu und Trauer dachte Teri an den alten Mann, der zwischen den unbrauchbaren, rätselhaften Geräten umhertappte und sie um Zeit für seine Forschungen angebettelt hatte. Dennoch würde sie ihn nicht allein hier zurücklassen. Sie war mit Aganez gekommen, und sie würde auch mit ihm zusammen wieder gehen. Mochte er hier ruhig zwei oder drei Tage mit dem Versuch zubringen, die Schlafende Armee zu erwecken - Teri würde die Pause ganz gut tun.
    Ein Tor aus glattem, grauem Stahl, festgeschmolzen in massivem Fels, sperrte den Weg, doch Teri schenkte den wulstig hervortretenden Tropfen erkalteten Metalls keine weitere Beachtung. Sie ging ein Stück zurück und bog auf's Geratewohl in einen der abzweigenden Gänge ein, um sich einen gemütlichen Schlafplatz zu suchen. - In den kleineren Kammern, in die sie bei ihrem ersten Streifzug hineingesehen hatte, waren Betten, die sie nun einmal gründlich ausprobieren wollte.
    Teri kannte sich schon ganz gut aus in der Bergfestung. - Gings Geschenk schien auch ihren Orientierungssinn geschärft zu haben. - Zielstrebig steuerte sie auf eine der Türen zu, hinter der, wie sie wußte, eine gemütliche, kleine Kammer lag, in der sie sich ausruhen konnte. Ohne Scheu trat sie ein, legte ihr Bündel auf den Boden und setzte sich auf das Bett.
    Kurz überlegte Teri, ob es vielleicht angebracht sei, sich zu entkleiden, entschied sich dann aber dagegen. Da es hier keine Möglichkeit gab, sich selbst, oder gar die Kleider zu waschen, konnte sie genauso gut in ihrem Scharanzug schlafen. Die Matratze war sehr weich. Wohlig lehnte Teri sich zurück und schloß die Augen.
    Das Licht, das bei Teris Eintreten aufgeflammt war, leuchtete noch eine Weile mit voller Kraft weiter. Dann wurde es langsam schwächer, bis nur noch ein milder Schimmer das Zimmer dürftig erhellte, aber das merkte Teri schon nicht mehr. Ihre ruhigen Atemzüge verrieten, dass sie schon lange eingeschlafen war.

    Am nächsten Morgen suchte Teri zunächst einmal nach Aganez. Sie fand den Magier in einem Raum, der mit gewaltigen Kesseln und metallisch glänzenden Rohren angefüllt war. Seinen Umhang hatte er auf dem Boden ausgebreitet, und sein Bündel benutzte er als Kopfkissen. Teri beschloß, ihn vorerst schlafen zu lassen, verließ leise den Raum und machte sich auf den Weg zur Halle der Hornisse. Zwar hatte sie noch keinen Hunger, aber sie wollte ihr Bündel in der Nähe der ersten Feuerstelle ablegen, in der sich bestimmt noch ein paar unvollkommen verbrannte Holzstücke finden ließen.
    Auf halbem Wege kam Teri an einer gewundenen Treppe vorbei, die in ein oberes Stockwerk führte. Dort oben war sie noch nicht gewesen. Kurz entschlossen griff Teri nach dem Geländer und stieg die Stufen empor. - Die Feuerstelle konnte warten, vielleicht gab es hier doch noch etwas Interessantes zu sehen.
    Die Treppe endete in der Mitte eines großen, fünfeckigen Raumes, an dessen Wänden lauter seltsame Truhen aufgestellt waren, vor denen stählerne Stühle standen. Über den Truhen waren milchig-graue Fenster in die Wand eingelassen, durch die man nichts erkennen konnte und die auch kein Licht in den Raum ließen. Wieder überkam Teri das Erstaunen darüber, wie verschwenderisch die Alten mit Metall und Glas umgegangen waren. Der unermeßliche Reichtum, den diese Räume ausstrahlten, war das eigentliche Wunder für sie. - Welche Macht mußte dieses Volk der Alten gehabt haben, um sich solch einen Luxus leisten zu können!
    In einer Ecke des Raumes war eine übermannshohe Kabine mit einem großen Fenster abgeteilt worden. Neugierig trat Teri näher und wischte mit der Hand über die Scheibe. Im Dämmerschein konnte sie eine Gestalt erblicken, die regungslos auf einem dieser seltsamen Stühle saß und über einem großen Tisch zusammengesunken war. Dort drinnen schien es mit dem Staub nicht so schlimm zu sein, Teri erkundete den

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