Sturm ueber Thedra
ihr auf; in immer neue Kammern und Hallen spähte sie hinein; aber außer staubüberzogenen Einrichtungsgegenständen und gewaltigen, unverständlichen Geräten war nichts zu entdecken.
Teri spürte förmlich, wie der Zwang, die Schlafende Armee zu suchen, von ihr wich. Sie hatte ihren Auftrag erfüllt, aber es war vergebens gewesen. Die Schlafende Armee schlief nicht, sie war tot - und sie würde auch tot bleiben! Noch immer strahlten die Wände den stummen Todesschrei der Männer und Frauen aus, die hier vor undenklichen Zeiten ums Leben gekommen waren. Es war unheimlich, unbehaglich. - Teri wollte hier raus.
Teri beschloß Aganez zu suchen. - Das alles hier hatte doch keinen Sinn! Aganez mußte sich entscheiden, ob er mit ihr zusammen zu den Menschen zurückkehren, oder ob er hier, in dieser gigantischen Gruft sein Leben beschließen wollte. - Sie jedenfalls würde gehen!
Obwohl Teri weit über den Punkt hinausgegangen war, den Windkind damals erreicht hatte, fand sie doch problemlos zur Halle der Hornisse zurück. Ihr Bündel lag noch so, wie sie es zurückgelassen hatte. Da Aganez nicht antwortete, als sie nach ihm rief, breitete sie ihre Decke im Staub aus, setzte sich darauf und begann, ein kleines Mittagsmahl zu kochen. Zum Glück hatte Teri es sich zur Gewohnheit gemacht, im kargen Bergland jedes bisschen Holz aufzusammeln und mitzunehmen, so dass an Brennmaterial kein Mangel bestand.
Gerade fing das Gemisch aus Trockenfleisch und Getreide an, im Topf zu brodeln, als Teri ein Schlurfen aus der benachbarten Halle hörte. Einen Augenblick später bog Aganez um die Ecke, stutzte und runzelte die Stirn. "Was treibst du da?", fragte er mit ungläubigem Gesichtsausdruck. "Du kannst doch an diesem Ort nicht kochen !"
Teri konnte beim besten Willen nicht erkennen, was diesen Ort zum Kochen so ungeeignet machen sollte. Wenn diese Festung im Berg für Aganez etwas Heiliges sein sollte - für Teri war es ein Platz wie jeder andere auch. "Hast du Angst, dass deine Stählerne Macht sich in Luft auflöst, wenn sie vom Rauch eines Kochfeuers getroffen wird?", knurrte sie den Magier an. "Komm lieber essen", schlug sie vor. "Auch du brauchst deine Kräfte!"
Murrend trat Aganez näher und setzte sich zu Teri an das Feuer. Der Duft der brodelnden Masse in dem kleinen Topf schien ihn schnell überzeugt zu haben.
"Hast du so etwas wie einen Brunnen gefunden?", fragte Teri den Magier über das Feuer hinweg. "Ich habe auf meinem Streifzug jedenfalls kein Wasser entdeckt, und meine Flasche könnte langsam eine neue Füllung vertragen."
"Nein!", gab Aganez kopfschüttelnd zu. "Ich habe auch keine Quelle gesehen. - Vielleicht brauchten die Alten kein Wasser."
"Wir brauchen jedenfalls welches", stellte Teri fest. "Und die anderen Vorräte gehen auch langsam zur Neige. - Wir werden bald aufbrechen müssen!"
" Aufbrechen ?" Aganez sah Teri verständnislos an. "Jetzt, wo wir endlich im Zentrum der Macht sind, redest du von Aufbruch ?"
"Die Macht von der du redest, gibt es nicht mehr, Aganez!" Teri schaute dem Magier ins Gesicht. "Die Meister dieser Macht sind tot, und sie starben in Not und Verzweiflung. Wenn diese ganzen Dinge hier", Teri machte eine weit ausholende Handbewegung. "zu irgend etwas gut waren, so haben sie die Alten doch nicht vor dem Untergang bewahren können. Aus welchen Gründen auch immer, sie sind in ihrer Festung inmitten ihrer wunderlichen Werke eines jämmerlichen Todes gestorben. Du vermagst es nicht zu spüren, Aganez; aber hier lauern in jedem Winkel maßlose Angst und unendliche Verzweiflung. Die Alten haben versagt! Sie konnten sich selbst nicht ..."
"Nein!" Aganez schrie das Wort förmlich hinaus und sprang auf. "Die Alten waren stark! Sie hatten die Macht! Das hier", er sah sich wild um, "ist der Beweis! - Wenn wir nicht verstehen, was dies alles bedeutet und wie es anzuwenden ist, so ist es doch immer noch ein Wunder! - Und ich bin hierher gekommen, um dieses Wunder zu erforschen! Rede nicht von Aufbruch kleine Hüterin, oder mein Zorn wird dich treffen!"
"Morgen mache ich mich auf den Weg zur Bergstadt Stein", stellte Teri sachlich fest. "Komm mit mir, oder bleib. Ich werde dich nicht hindern, dein Wunder zu erforschen; aber du wirst einsehen, dass Mann und Kind mir wichtiger sind!"
Aganez sah allerdings etwas ein, nämlich dass er so nicht weiterkam - also versuchte er es mit Schmeichelei. "Schau Teri! Wir zwei sind zusammen in das Zentrum der Macht zweier Religionen vorgestoßen." Er hob
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