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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Schließmechanismus der Tür, drehte den Knauf und trat ein.
    Plötzlich erhellte eine Reihe von Blitzen den Raum. Erstarrt umklammerte Teri den Türgriff. Das hier war ein anderes Licht als der milde Schimmer, der in den Gängen und Wohnräumen herrschte. Es wurde taghell. Das Licht kam von leuchtenden Stäben unter der Decke des Raumes und schien ungefährlich zu sein. Teri zuckte die Schultern und ging weiter.
    Der Leichnam war der einer Frau, wie Teri am Schnitt der Jacke zu erkennen glaubte. Verwundert über die zugleich prächtige aber auch strenge Kleidung der Toten blieb sie einen Moment lang stehen. Die Frau war in feinstes, dicht gewebtes Tuch gekleidet. Sie trug Jacke und Hose in dunklem Grau, wie das Volk der Bergleute; aber während diese einen weiten Schnitt der Kleidung bevorzugten, lagen die Kleidungsstücke hier eng an. Besonders beeindruckten Teri die vielen metallenen Knöpfe und Verzierungen auf der Brust der Toten. Dieses Gewand mußte ein Vermögen gekostet haben.
    Die Frau war sehr zart gebaut gewesen, und die trockene Luft dieses Raumes hatte ein Übriges getan. Federleicht und zerbrechlich sah sie aus, wie sie da mit dem Oberkörper auf dem Tisch lag. War das die Königin der sagenhaften Schlafenden Armee gewesen? Teris letztes bisschen Hoffnung zerrann. - War das wirklich der ganze Erfolg ihrer langen, gefahrvollen Reise? - Unbrauchbares Material und eine tote Königin ohne Gefolge?
    Die Hand der Toten steckte halb unter einer Klappe aus transparentem Material, das Teri an die Phiolen Jamiks erinnerte. Welches Wissen mochten die Menschen dieses Volkes gehabt haben, dass sie vollständig durchsichtige Glasstücke herstellen und nach Belieben formen konnten! Was mochte die Frau wohl vorgehabt haben, als sie starb?
    Sacht legte Teri ihre Hand auf den Schädel der Toten, wobei ihre Finger auf die Augenhöhlen zeigten und ihr Handballen oberhalb der Stirn auf dem Haaransatz lag. Sie schloß die Augen. Die Impulse waren sehr schwach, wurden aber von Augenblick zu Augenblick stärker.
    Ofisa! - War das der Name der Frau? Nein! Wohl eher Officer, Officer Getty! - Ein Titel! - Ein Titel einer Schar!
    Bilder mengten sich in die vagen Empfindungen. Bilder von Sälen voller Menschen, Straßen voller Menschen, gewaltigen Häusern voller Menschen.
    Sie waren reich gewesen - selbst die, die man arm genannt hatte! Sie hatten Eisen gehabt - sogar Stahl, jedoch ihr Machthunger war unersättlich gewesen. Nicht nur Mensch und Tier hatten die alten Herren der Welt unter ihre Gewalt gebracht; sie waren so vermessen gewesen, selbst die Elemente in ihre Knechtschaft nehmen zu wollen. Sie hatten sich die Erde untertan gemacht und nichts neben sich gelten lassen. Sie hatten sich alles genommen, was sie bekommen konnten, hatten die Erde für sich ausgebeutet, als hätten sie keine Kinder, und als nichts mehr dagewesen war, um das man den Planeten hätte berauben können, hatten ihre Kinder begonnen, um die Reste zu streiten.
    - Türme auf Rädern zogen Straßen entlang, erhoben sich auf feurigem Strahl hoch in die Luft, brachten todbringendes Feuer und Schlimmeres über die Orte, die sie trafen.
    - Wände, die bewegte Bilder zeigten: Ein stählerner Karren wirbelte hoch durch die Luft. Ein verbrannter Mensch lag verkrümmt am Boden.
    Officer Getty schickte die fliegenden Türme auf ihre Bahn. - Immer mehr! Ihr Werk war Vernichtung und sie zögerte nicht.
    Als sie erkannte, dass andere Vernichter ihre Heimat zum Ziel genommen hatten war es lange schon zu spät. Einsam hatte sie in ihrer Höhle gesessen und es hatte keinen Ort mehr gegeben, an den sie hätte gehen können. - Gewaltige Erdbeben - Flutwellen, die Erde selbst war aufgebrochen unter der Gewalt der Waffen, die die Menschen in blindem Haß aufeinander geschleudert hatten und war taumelnd aus ihrer Bahn gebrochen. - Wenige Handbreit nur, aber es hatte gereicht: Kontinente waren in Bewegung geraten, Inseln versunken, und Gebirge türmten sich auf. Als endlich die sprechenden Wände die letzten Bilder zeigten, waren es Bilder, die von Menschen, Städten und Armeen nichts mehr zu berichten wußten, und die Hilferufe Officer Harmony Gettys waren nur noch von Sterbenden gehört worden.
    Da hatte der Geist der Frau sich verwirrt, und sie hatte zu den Sterbenden von einem großen Sieg, von einer großen Erlösung gesprochen; von der Reinheit der Seele und dem Leben jenseits des Todes; dann hatte sie sich selbst getötet; und selbst in ihrem Tode hatte sie noch

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